23. April 2020

Die Fussreise

Georg Holzwarth: Die Fussreise, Deutsche
Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1988
Hansjörg, Lausbub aus dem «Butterfass» und Narr wider Willen, beschliesst zu Anfang der sechziger Jahre, sein Leben auf eigene Füsse zu stellen, indem er sich auf eine zwölfjährige Reise begibt. In Zeiten des allgemeinen Umbruchs erlebt er denkwürdige Abenteuer, die auch in ihm vieles zu Bruch gehen lassen. Bei dem Versuch, seine Alltagssorgen zu bewältigen, wird er Hilfsarbeiter in einer Brauerei, wo er am Ende fast im Bierdunst versinkt. Als Postangestellter sorgt er wenig später für eine gerechtere Rentenauszahlung. Zeitweise hält er sich für einen Existentialisten und avanciert schliesslich in einer Tübinger Studentenkommune zum Vorzeige-Proletarier.

Doch auch an den «grossen» Ereignissen kommt er nicht vorbei. Die Fussballweltmeisterschaft 1966 erlebt er zwar nicht in London, aber dennoch in Hautnähe. Und der englischen Königin verschafft er bei ihrem Besuch in Stuttgart einige lichtvolle Momente.

Wirklichen Trost findet der «schwäbische Candide»* (Kyra Stromberg) in einer meist trostlosen Zeit nur bei Henry Moores «Liegender» vor dem Stuttgarter Landtagsgebäude. Am Schluss treibt ihn literarisch verursachtes Heimweh nach Hause zurück, wo man sich anschickt, das endgültig letzte Dorffest zu feiern. Auf dessen schwankhaftem Höhepunkt endet der Roman.
(Klappentext)

*Candide oder der Optimismus (frz. Candide ou l’optimisme) ist eine 1759 unter dem Pseudonym Docteur Ralph erschienene satirische Novelle des französischen Philosophen Voltaire. Im Jahr 1776 erschien eine deutsche Übersetzung unter dem Titel «Candide oder die beste aller Welten». 

D: Landern (Lautern), Rosenstein, Hebach, Aalen, Schwäbisch Gmünd, Furtlepass, Bernhardsberg, Lauterburg, Irmannsweiler, Königsbronn, Bopfingen, Oberkochen, Untergröningen, Laufen, Geildorf, Wertheim, Schwäbisch Hall, Stuttgart, Lorch, Lauchheim, Waldhausen, Ebnat, Unterkochen, Dewangen, Remstal, Leintal, Heuchlingen, Ristingen, Schlossberg, Siebenmühletal, Steinenbronn, Waldenbuch, Tübingen

Moors Fazit: Ein wunderbarer Roman, der in einer mir bislang kaum bekannten Gegend spielt und mit einem Kopfstand endet.

Georg Holzwarth, geboren 1943 in Schwäbisch Gmünd, aufgewachsen im benachbarten Lautern, studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie. 1970 bis 1987 unterrichtete er an verschiedenen Gymnasien, zuletzt als Oberstudienrat. Heute lebt er als Hörfunkautor und freier Schriftsteller bei Tübingen. Holzwarth veröffentlichte seit 1975, neben Arbeiten für Presse und Funk, Mundartgedichte und -geschichten. Sein Erstlingsroman «Das Butterfass» wurde bei Kritik und Publikum ein Erfolg. 1978 ist ihm der Schubart-Literaturpreis, 1984 der Landespreis für Volkstheaterstücke verliehen worden.

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