9. Juni 2023

Ostfriesenmoor

Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenmoor,
Fischer, Frankfurt am Main, 2013
Den Anblick dieser Leiche würde Ann Kathrin Klaasen nie vergessen: Der Täter hat mit Hilfe eines Metalldrahtes den Körper eines toten Mädchens nachgeformt und darüber die Haut gespannt. Wie bei einem Fliegengitter, nur viel stabiler … und beweglich. So stand es im Obduktionsbericht. Dann hat er sein Werk im Moor versenkt. Wer tut so etwas? Und vor allem: Wer kann so etwas? Ann Kathrin Klaasen ist sprachlos, als sie das ganze Ausmass erkennt, mit dem der Täter hier zu Werke ging. Während das Team in Aurich ersten Hinweisen nachgeht, wird in Norden ein Kind vor der Apotheke entführt. Und bald darauf verschwindet ein zweites Kind. Sucht der Moor-Mörder nach weiteren Opfern? Für Ann Kathrin Klaasen beginnt eine der schaurigsten Ermittlungen ihres Lebens.
(Inhaltsangabe im Buch)

4. Juni 2023

Die Spirale – Etappe 17

Die bisher zurückgelegte Strecke in Grün.


Vor über sieben Monaten war ich das letzte Mal spiralwandernd unterwegs. Ich endete damals in Münsingen, wo ich wegen der im Packraft zu überquerenden Aare «festsass» und auf passende Wassertemperaturen warten musste. Doch am vergangenen Samstag nahm ich den Faden wieder auf und ging bei besten äusseren Bedingungen vom Aaretal über den Belpberg nach Toffen im deutlich ruhigeren Gürbetal.

Die Überquerung des Belpbergs ist, insbesondere dann, wenn sie von Ost nach West (oder umgekehrt) erfolgt, eine nicht allzu lange Angelegenheit. Auf jeden Fall lohnt sich die Besteigung der einst vom Aaregletscher stehengelassenen Erhebung, bietet sie doch zu allen Seiten prächtige Ausblicke, sei es ins Schwarzenburgerland, ins Emmental oder in die Alpen. Besonders schön ist die Schau vom höchsten Punkt, dem auf 893 Meter über Meer gelegenen Chutzen, dem ich, kurz von der geplanten Route abweichend, ein Besüchlein abstattete. Ein besonderer Genuss war hernach der zunehmend steiler werdende Abstieg durch einen Wald, entlang von Getreidefeldern und vorbei an einsam gelegenen Häusern hinab nach Toffen, wo sich der Belpberg an seinem Fuss mit einem beeindruckenden Wasserfall verabschiedet.

Dass ich dies an dieser Stelle niederschreiben kann, ist indes nicht selbstverständlich, denn bei der Überquerung der Aare im Mini-Boot geschah ein kleines Unglück, das leicht ins Auge hätte gehen können. Kurz bevor ich paddelnd an meinem anvisierten Anlegeplatz ankam, gelangte ich zu nah ans Ufer, wo ich urplötzlich an einem herausragenden Ast hängenblieb. Die gewaltige Kraft des Wassers brachte das Boot zum Kentern. Ich wurde unweigerlich ins reissende Nass befördert, derweil sich mein am Dinghy befestigte Gepäck kopfüber unter Wasser befand. Glücklicherweise hatte ich im Wasser Stand und konnte mich mit einem Arm am Ast festhalten. Nun war kluges Handeln angesagt, denn es galt einerseits, das Doppelpaddel nicht zu verlieren und andererseits, das vom Ast festgehaltene Boot zu befreien. Gleichzeitig hoffte ich, dass sich der Rucksack nicht vom Boot lösen würde und in Richtung Hauptstadt trieb oder in irgendeiner Wasserwalze hängenblieb.

Als ich nach einer gefühlten Stunde, also nach einer realen Minute, das Packraft frei bekam, konnte ich dem Ufer entlang in etwas ruhigeres und weniger tiefes Gewässer gehen, wo ich das Boot endlich umzudrehen im Stande war. Glücklicherweise war das Gepäck noch dran und, wie sich bald herausstellen würde, komplett trockengeblieben. Ein Dank geht an dieser Stelle an die Firma Ortlieb. Und wie ich meine ganze Habe wieder so zurecht machte, damit ich zu Fuss weitergehen konnte, bemerkte ich die nahe Walze, in die ich geraten wäre, hätte ich bei dieser Kenterei nicht ein unglaubliches Glück gehabt. Das zu frühe Anpaddeln an unwirtliches Ufer wird mir inskünftig eine Lehre sein.

Eine Bildstrecke der Wanderung gibt es hier.

28. Mai 2023

Bushcraft 101

Dave Canterbury: Bushcraft 101, Anaconda
Verlag, München, 2017
Viele träumen davon, einmal ganz auf sich gestellt die Abenteuer und Schönheit der freien Natur zu erleben. Doch worauf muss man achten, damit man stets genug Wasser hat, ein sicheres Nachtlager findet und das Gepäck nicht zu schwer wird? Der Überlebenskünstler Dave Canterbury bereitet Sie perfekt auf Ihre Tour in die Wildnis vor und erklärt die wichtigsten Fertigkeiten, um die Ressourcen der Umgebung geschickt zu nutzen. Sie lernen, Werkzeug herzustellen, Essen zu finden, sich vor dem Wetter zu schützen und bekommen dabei einen besonderen Zugang zur Natur. «Bushcraft 101» – der Survival-Guide für jede Situation! (Klappentext)

24. Mai 2023

Donau-Impressionen

Werner Rosenbusch: Donau-Impressionen, Verlag Passavia,
Passau, 1990
Wieder hat der malende Fusswanderer Rosenbusch sein Ränzel geschnürt. Das Wandern an den Flüssen erscheint ihm besonders reizvoll, weil dort die Natur am sichtbarsten arbeitet und an diesen Urverkehrswegen Natur und Kultur noch lebendig sind.

Kraftvoll und sensibel geht er mit Farbe und Stift den Erscheinungen nach, er sieht nicht nur die Attraktionen der Donau, sondern ihre oft verborgenen, lyrischen Winkel, dort, wo sie spürbarer atmet und den Hauch des Unberührbaren verbreitet. Wenn man diesen besonders reizvollen Band aus der Hand legt, weht einem noch lange der frische Wassergeruch um die Nase.
(Klappentext)

20. Mai 2023

Chabisland

Peter Imhof: Chabisland, Weber,
Thun-Gwatt, 2005
«Chabisland» – ein ungewöhnliches, sorgfältig gestaltetes Mundartwerk, das die Aufmerksamkeit eines breiten Leserkreises verdient. In seinem Erstling lässt uns der Autor auf 160 Seiten teilhaben an witzigen, spannenden und humorvoll verfassten Geschichten und Erzählungen aus einer reizvollen Region. Mit der Sensibilität zu unscheinbaren Dingen führt uns Peter Imhof durch den Alltag des «Chabisland», wie das obere Gürbetal liebevoll genannt wird. Hier begegnet uns einerseits die verträumte Herbheit und die Idylle des Gürbetals, doch ebenso auch die Dramatik und die gefürchtete Wildheit eines Flusses, der dem Tal den Namen gibt. Bemerkenswert sind auch einige bisher unveröffentlichte Sagen rund um den unheimlichen Geistsee. Aber auch die bedrückende Stimmung des damals in den vierziger Jahren allgegenwärtigen Krieges schwingt hintergründig mit. Das kernige Landberndeutsch aus der Region schafft dabei den unverwechselbaren Rahmen, Texte und Dialoge glaubhaft und überzeugend mit Land und Leuten in Einklang zu bringen.

Mit Simi, Phip und Dänu, den drei Hauptfiguren, wird man nochmals jung und erlebt mit ihnen die Streiche, Abenteuer und Sorgen einer facettenreichen Bubenzeit. Nahezu romanhaft zieht sich diese Dreierbeziehung wie ein roter Faden durch die Erzählungen, die im Untertitel als «Gschichte, chrummi Müschterli u uhiimelegi Sage us em Gürbitau» umschrieben werden.
(Klappentext)

16. Mai 2023

Nicht nur des Müllers ... auch des Gesellen ...

Ernst Moser: Wandern ist des Gesellen Lust,
Edition Wanderwerk, Burgistein, 2023
Vor ein paar Tagen hat die Druckerei meines Vertrauens den 33. Titel für die Edition Wanderwerk angeliefert. «Wandern ist des Gesellen Lust – Drei Berner auf der Walz» heisst das nette Büchelchen im rucksacktauglichen Postkartenformat. Und davon handelt sein Inhalt:

Im zarten Alter von 19 Jahren macht sich der gebürtige Emmentaler Ernst Moser auf die berufliche Wanderschaft. Den gelernten Drechsler zieht es 1889 in den Kanton Zürich. Doch familiäre Umstände zwingen ihn schon bald, nach Hause zurückzukehren. Es vergehen indes fünf Jahre, ehe er mit zwei Berner Handwerkern, einem Schreiner und einem Typografen, zu Fuss in Richtung Norden aufbricht. Was die drei Walzbrüder auf ihrer anderthalbjährigen Reise durch Deutschland, Österreich-Ungarn, Kroatien, Italien, Monaco und Frankreich erleben, schildert der Autor in lebendiger Sprache und gelegentlich auch mit einer Prise Humor.

Ernst Moser erzählt also aus einer längst vergangenen Zeit, die wir uns kaum mehr vorstellen können. Mit umso grösserer Freude darf ich deshalb die 152 Seiten zur Lektüre weiterempfehlen. Sie passen auch bestens zum anstehenden Sommer. Das Werk ist wie immer direkt bei der Edition Wanderwerk oder im gut sortierten Buchhandel erhältlich.

12. Mai 2023

Die Umschlaglosen VI

Der sechste Post über gelesene Bücher ohne Klappentext widmet sich einerseits einigen Mundartwerken und andererseits einer Neuentdeckung, die ich kürzlich gemacht habe: das zeichnerische und pedestrische Werk von Werner Rosenbusch. Die antiquarisch erworbenen Bücher sind reiner Lese- und Sehgenuss!

Werner Rosenbusch: An den Ufern der Lahn, Verlag Limburger
Vereinsdruckerei, Limburg, 1986


Werner Rosenbusch: Von Passau nach Heidelberg,
Band 2: Vierzehnheiligen – Heidelberg, Vaas Verlag, Ulm, 1980


Werner Rosenbusch: Von Passau nach Heidelberg,
Band 1: Passau – Vierzehnheiligen, Vaas Verlag, Ulm, 1979


Ernst Moser: Wandern ist des Gesellen
Lust, Verlag Gute Schriften, Bern, 1952
Lisa Wenger: Der Garten, Grethlein & Co.
Verlag Seldwyla, Zürich/Leipzig, 1924
Elisabeth Bardill: Leben im Bergdorf,
edition bardill, Tenna, 2010
Hanny Schenker-Brechbühl: Bärner Märit,
Francke, Bern, 1972
Jacques Schmid: Granita, Hauenstein-
Verlag, Olten 1951


Adolf Schaer-Ris: Drätti erzellt Müschterli
us sir Juget, Francke, Bern, 1940
Käthi Künzi-Schmalz: Der guldig Fade,
Verlag Emmentaler Druck, Langnau, 1988

Käthi Künzi-Schmalz: Gang nid verby,
Verlag Emmentaler Druck, Langnau, 1986

Karl Uetz: Erläbts Ämmital, Viktoria-
Verlag, Bern, 1958

Hans Rudolf Balmer: Vo Mönsch zu
Mönsch, Friedrich Reinhardt, Basel



29. April 2023

z'Bärg

Ernst Roth, Beat Straubhaar: z'Bärg,
Weber Verlag, Thun-Gwatt, 2002
Der Führer «Wege zum Alpkäse» ermöglicht die Bekanntschaft mit Landschaften, Menschen und Tieren der Käsealpen am Eingang zum Berner Oberland. Er liefert alle Daten der 70 beschriebenen Alpen und ihren 80 Sennten, gibt Auskunft über deren genauen Standorte, über Eigentümer und das Alppersonal des Sommers 2001 sowie über die Käseproduktion und andere Spezialitäten. Zudem sind die Besonderheiten der Alpen, die Alpgebäude und die touristischen Möglichkeiten beschrieben. Die Alpen werden dabei mit einer repräsentativen Bildauswahl vorgestellt – mit Fotos einzigartiger Landschaften sowie stimmungsvollen Details des Alplebens und der Käseherstellung. (Klappentext)

22. April 2023

Kalt ist der Abendhauch

Ingrid Noll: Kalt ist der Abendhauch,
Diogenes, Zürich, 1996
Charlotte, 83 und noch sehr rüstig, stammt aus geordneten Verhältnissen. Deshalb räumt sie auch immer ein wenig auf, wenn Besuch kommt. So mancher hat schon bei ihr übernachtet. Nun hat sich jemand Besonderes angekündigt: Hugo, ihr Schwager, für den sie zeit ihres Lebens eine Schwäche hatte. Sollten sie doch noch einen romantischen Lebensabend miteinander verbringen können? Wird, was lange währt, endlich gut?

Mit ängstlicher Sehnsucht schmiedet Charlotte Pläne, doch vor allem steigen Erinnerungen an ihre bewegte Vergangenheit in ihr auf: Wie sie sich in den Kriegs- und Nachkriegsjahren als alleinstehende Mutter durchgeschlagen hat, und wie lange es dauerte, bis die Wunden einer verletzten Liebe heilten. – Doch Charlotte ist kein Jammerlappen, sondern eine lebenskluge Frau mit Witz und Charme, die ihr hohes Alter als letzten Trumpf ausspielt … Von der Onkelehe über die Angst, ein altes Mädchen zu werden, bis hin zu einem Spätheimkehrer, der buchstäblich zu spät heimkehrt: All dies verbindet sich zu einem bunten Sittenbild, bei dem auch Lebenslust und Lebensfreude nicht zu kurz kommen, wenn man es nur mit den ehelich-ehernen Prinzipien nicht gar zu genau nimmt.

Ingrid Nolls Heldin erzählt anrührend und tragikomisch zugleich von einer weitverzweigten Familie, die es in sich hat: Nicht zufällig ist Cora, die ihren Liebhaber einst in der Toskana unter den Terrazzofliesen verschwinden liess, Charlottes Enkelin … (Inhaltsangabe zum Buch)

D: Darmstadt

6. April 2023

Senseflüe

Peter Imhof: Senseflüe, Weber Verlag,
Thun, 2012
«Senseflüe» – unter diesem Titel erscheint im Herbst 2012 ein weiteres in seiner Art einzigartiges Mundartbuch von Peter Imhof. Nach «Chabisland» und «Gürbechempe» entführt uns der Autor in seinem neuesten Werk ... diesmal nicht ins Gürbetal, jedoch einmal mehr ans Wasser, hinab in die Tiefe der Senseschlucht. Das wildromantische Flusstal, eingebettet in die faszinierende Landschaft des Schwarzenburger- und Senselandes bildet den Hintergrund für neue Erzählungen.

Aus dieser Landschaft holte sich der Autor die Inspirationen für seine Texte. Eher besinnlich kommt etwa «Der Wäg dür d Schlucht» daher, erfüllt vom Staunen über den unvergleichlichen Zauber und die Vielfalt, die es in der Einsamkeit unter den steilen Flühen immer neu zu entdecken gibt. Doch auch witzige Geschichten mit Augenzwinkern wie «Hiitipüffi» müssen ihren Platz haben. Sie sorgen für Leichtigkeit, für ein Schmunzeln. Vom Dorfwald, mit den geheimnisvollen «Auperose a de Senseflüe» ist die Rede.

Auch die stolze, sagenumwitterte Grasburg hoch über dem Fluss lebt nochmals auf und wird auf originelle, ungewöhnliche Weise zu neuem Leben erweckt. Doch nicht alles und nicht überall ist nur reine Idylle; in «Auergattig Sensefründe» kommen auch Schattenseiten ans Licht. Mit «Leonie» bewegt uns zudem eine zarte, dramatische Liebesgeschichte zweier junger Menschen.

Ob es nun um die jäh abstürzenden Sandsteinflühe, um das glasklare Wasser mit den smaragdgrünen «Glunte» geht – mit Sensibilität und Leidenschaft gelingt es dem Autor, seinen Lesern die Wildheit einer intakten, nahezu unberührten Landschaft, die Romantik der Senseschlucht mit ihren verborgenen Schönheiten näherzubringen.

«Senseflüe» ist der Versuch des Autors, die Einzigartigkeit, die subtile Vielfalt der Stimmungen dieser Schlucht zwischen zwei Buchdeckeln erlebbar zu machen. Eine Hommage ist es an eine der wohl letzten Urlandschaften des Alpenrandes. In den Texten wird auch das Suchen nach dem Geheimnis immer wieder spürbar, das Suchen nach den Gründen, warum eine tiefe Sehnsucht uns immer wieder ans Wasser, zu den Steingärten, zu den Sandsteinflühen, hinab in die Schlucht, an die Sense zieht.
(Klappentext)

31. März 2023

Die Stunde der Line Latour

John Frédéric Vuilleumier: Die Stunde der
Line Latour, Schweizer Verlagshaus, Zürich,
1964
In der heiteren Landschaft Frankreichs und der lieblich-ernsten des Schwarzwaldes freuen sich, lieben und leiden die Menschen, die der erfolgreiche Schweizer Schriftsteller J.F. Vuilleumier in diesem neuen Roman geschaffen hat. Mit seiner eigenwilligen, doch sehr ausdrucksstarken, bilderreichen Sprache schildert er ihr Schicksal, mit markanten Strichen zeichnet er ihre Charaktere. Es sind urwüchsige, naturverbundene Menschen, Dorfbewohner, Bauersleute, an denen der Duft von Gras und Ackererde haftet.

Der Zweite Weltkrieg reisst sie brutal aus dem geruhsamen Gleichmass des Landlebens und stürzt sie in einen Wirbel tragischer Ereignisse, in dem sie zerbrechen, schuldig oder weise werden. Die robuste, sinnenfreudige Bäuerin Olga wird das Opfer ihrer Leidenschaft. Der sensible Dorfschulmeister kommt über seine Kriegserinnerungen nicht hinweg. Der französische Bauer Raoul wird vom Krieg in seinen Schwarzwaldweiler verschlagen, zu Hanne, der Deutschen. In der tiefen unerschütterlichen Liebe, die sie ihm schenkt, findet er die Erfüllung seines Lebens. Die grossartigste Gestalt schuf Vuilleumier in der Person der dämonischen Line Latour. Sie steht mit einem Toten in einem geheimnisvollen, magischen Bunde und wird in seinem Auftrag zur unerbittlichen Rächerin einer Untat.

Die Verstrickung des Menschen in sein Schicksal gestaltete der Verfasser ebenso überzeugend wie die Geschehnisse, die sich in der dunklen und faszinierenden Grenzebereichen des Übersinnlichen abspielen. Die Probleme seiner Romangestalten sind ewige und darum auch unsere Probleme: die Probleme der Liebe, der Schuld und Sühne. Und J.F. Vuilleumier weist allen denen, die guten Willens sind, einen Ausweg. (Klappentext)


26. Februar 2023

Der doppelte Marti

Hugo Marti: Das Haus am Haff / Davoser
Stundenbuch, Suhrkamp, Frankfurt/Main
1990
Zwei schmale, aber hoch bedeutsame Werke des jung verstorbenen Kritikers und Romanciers Hugo Marti (1893–1937) fasst der vorliegende Band zusammen: die autobiographisch verwurzelte ostpreussische Gutshofgeschichte «Das Haus am Haff» (1922), eine mit der dunklen Melancholie der Königsberger Küstenlandschaft intim vertraute Erzählung um die tragisch endende Liebe eines jungen Mannes zu einer älteren Frau – und das «Davoser Stundenbuch» von 1935, eine ergreifende, an Thomas Mann erinnernde, aber sehr viel diskretere, auf persönlichen leidvollen Erfahrungen beruhende Schilderung der Tuberkulosestation Davos, die von der zeitgenössischen Kritik liebevoll «ein ‹Zauberberg› in einer Nuss» genannt worden ist. (Inhaltsangabe im Buch)

22. Februar 2023

Der erste Krimi in meinem Verlag

Salvatore Farina: Das Geheimnis des 
Schneefeldes, Edition Wanderwerk,
Burgistein, 2023
Vergangene Woche ist er angeliefert worden und seit heute im Verkauf: Salvatore Farinas Kriminalroman «Das Geheimnis des Schneefeldes». Und davon handelt diese Geschichte:

Flavio Campana und Fritz Neumüller, zwei renommierte und gleichsam befreundete Musiker, machen sich in Begleitung zweier Bergführer an die Überschreitung des Monte della Disgrazia, um so vom Veltlin via Malojapass nach St. Moritz zu gelangen. Doch am Fusse des Gipfels kommt es auf einem Schneefeld zwischen dem Geiger und dem Pianisten zu einem Streit. Es fallen drei Schüsse. Zurück bleibt eine Leiche, derweil vom Todesschützen vorerst jede Spur fehlt. Als man diesen ein paar Tage später in Como fasst, wird er als Fritz Neumüller erkannt und in der Folge zu einer Haftstrafe verurteilt. Neumüller wird in einem Mailänder Gefängnis eingekerkert, wo er rasch das Zutrauen des menschenfreundlichen Anstaltsdirektors gewinnt. Diesem kommen indes zunehmend Zweifel an der wahren Identität seines Häftlings. Und als in Mailand plötzlich die Witwe des Ermordeten auftaucht, nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Das 200 Seiten starke und mit 14.8 x 10.5 cm äusserst handliche Buch, das der Bezeichnung «Taschenbuch» buchstäblich gerecht wird, ist ab sofort in der Edition Wanderwerk erhältlich.

12. Februar 2023

Engadiner Knochenbruch

Gian Maria Calonder: Engadiner
Knochenbruch, Kampa, Zürich, 2022
Massimo Capaul hat seiner Ziehtocher Lisa versprochen, mit ihr Ski zu fahren. Doch schon an der Talstation der Furtschellas-Bahn in Sils Maria herrscht gähnende Leere: Das Wetter ist umgeschlagen. auf der Piste sehen Capaul und Lisa kaum mehr die eigenen Skispitzen. Ehe Capaul einen Rückzieher machen kann, ist Lisa schon hinter der ersten Bergkuppe verschwunden, und ihm bleibt nichts anderes übrig, als ihr hinterherzurutschen. Es kommt, wie es kommen muss: Capaul und Lisa verirren sich. Zum Glück entdecken sie nur wenig später eine abgelegene Hütte. So weit, so idyllisch. Bis Lisa anfängt, eine Höhle zu graben – und eine Hand findet. Capaul will sich gar nicht ausmalen, was der Schnee noch alles verborgen hält! Schliesslich hat er während seiner kurzen Karriere im Polizeidienst nicht nur einmal sein aussergewöhnliches Talent unter Beweis gestellt, in ungelöste Mordfälle zu geraten … (Klappentext)

GR: Sils Maria, Furtschellas, Fextal

5. Februar 2023

Das Wanderrad nimmt Gestalt an

Neulich ging ich im Rahmen meines Wanderrad-Projektes von Niederbipp nach Oberbuchsiten, ging vom Kanton Bern in den Kanton Solothurn, kam dabei an einem Privatgehege mit drei Steinböcken vorbei, überraschte auf der Walderalp fünf Gämsen beim Äsen, stiess beim Abstieg in die Klus von Balsthal auf die ersten wild wachsenden Schneeglöckchen, kämpfte mich in der Klus durch elenden Samstagmorgenverkehr, bestaunte die wuchtige Schönheit des Schlosses Neu Bechburg, wunderte mich, dass ich auf dieser Wanderung nur gerade einem Menschen begegnete, nahm im Volg zu Oberbuchsiten zur Kenntnis, dass der halbe Liter dessen Eigenbiermarke auf einen Schlag um 15 Rappen teurer geworden ist und freute mich anschliessend darüber, dass ich per Bahn mit nur einmal umsteigen von diesem Oberbuchsiten gemütlich zurück ins obere Gürbetal reisen konnte.

Beim Betrachten der bereits zurückgelegten Etappen meines Wanderrades stellte ich zu Hause befriedigt fest, dass dieses langsam Gestalt annimmt.



30. Januar 2023

Passionstage

Serge Ehrensperger: Passionstage,
Edition Erpf, Bern, 1984
Der Held in diesem Roman, mit den Zügen des einstigen Don Juan, versucht, eine neue Form von Zusammenleben, mit zwei Frauen, durchzuhalten. Eine möglichst unparteiische, aber umso passioniertere Parallel-Beziehung entwickelt sich, wie sie noch selten geschildert worden ist.

Die Handlung dieser «Passionstage» von Serge Ehrensperger setzt unmittelbar nach der Herausgabe seines letzten Romans, der «Prozesstage» ein, aber das Thema in diesem neuen Buch ist eine ausschliesslich private Welt. Für den heiklen und komplexen Stoff wählt der Autor ein Erzählverfahren, das den wechselnden Stimmungslagen ganz besonders entgegenkommt. Die Art, wie der Romanheld, in vorwiegend selbst-therapeutisch gespielter Rücksichtslosigkeit, mit seinen beiden Freundinnen umgeht, mag oft schalkhaft darauf angelegt sein, die Frauenrechtlerinnen auf den Plan zu rufen. Mit einer auf weite Strecken durchgehaltenen komischen Attitüde sucht er sich zu retten, wenn das angestrebte Glück immer wieder in ein auswegsloses Dilemma auseinanderbricht, in dem drei Menschen ihre Liebes- und Hassbindung als eine lähmende Passion empfinden.

So entsteht ein Bekenntnisbuch von grosser Direktheit, das in seinem schnellen, ereignisbezogenen Ablauf den Leser in die Suche nach einer Lösung einbezieht. Überall setzt Serge Ehrensperger die Mittel seiner brillanten Sprache ein, die alles relativieren und bewältigen sollen. Durch ihren reflektierten Stil unterscheiden sich die «Passionstage» grundsätzlich von der heute üblichen rein deskriptiven Autobiographie. Denn die Hauptfigur scheint letztlich auch alles zum Zweck einer Romangrundlage und deren literarischer Auswertung zu arrangieren, was sie ganz besonders ins Zwielicht bringt; aber mit diesem Narzissmus des Helden versöhnt uns seine Selbstironie.
(Klappentext)

24. Januar 2023

Guntens stolzer Fall

Werner Schmidli: Guntens stolzer Fall,
Nagel & Kimche, Zürich, 1989
Eigentlich möchte Gunten nichts anderes, als sich in dem Berghotel an der alten Passstrasse zum Lukmanier erholen und auf Wanderungen das Bleniotal erkunden. Doch es regnet am Lukmanier, Guntens Freundin reist nach zwei Tagen verärgert ab.

Einmal, nach einer schlimmen Erfahrung, hat Gunten sich vorgenommen, sich nie wieder in das Leben anderer einzumischen. Doch mit 65 ist es wohl nicht einfach, sich zu ändern. Auf sich selbst zurückgeworfen, findet sich Gunten schon bald bei seiner Lieblingsbeschäftigung wieder: das Treiben seiner Mitmenschen mit unersättlicher Neugier zu beobachten. Ein alter Zeitungsartikel, eine Kette merkwürdiger Unfälle, die einer alten Dame im Hotel zustossen, verwickeln ihn immer tiefer in die Geschichte zweier Familien aus dem Tal. Am Ende hat Gunten zwei Mordfälle gelöst – und wenig Grund, auf sich stolz zu sein; denn hat er nicht rundum Unheil angerichtet? (Klappentext)

19. Januar 2023

Die Reise auf den Uetliberg

Salomon Schinz: Die Reise auf den 
Uetliberg, Schweizer Verlagshaus,
Zürich, 1978
Im Juni 1774 begaben sich die beiden Universalgelehrten David Breitinger, Professor an der Kunstschule Zürich, und Salomon Schinz, Chorherr am Grossmünster, Arzt und Botaniker, mit ihren Söhnen und deren Freunden auf eine ebenso beschwerliche wie anmutige Reise auf den Uetliberg. Zu der kleinen Reisegesellschaft zählte auch ein junger Mann namens Martin Usteri, der später der durch die Zeitumstände gefährdeten Lebenslust seiner Epoche in dem unsterblichen Lied «Freut euch des Lebens» Ausdruck verleihen sollte.

Es war eine Entdeckungsreise, die ihren Eindruck auf die jugendlichen Begleiter von Schinz und Breitinger nicht verfehlte, so dass der Chorherr daraus ein literarisches Geschenklein für seine Mitbürger gestaltete. Es ist als Glücksfall unprätenziöser Beschreibung des Lebens vor zweihundert Jahren zu unserem Vergnügen erhalten geblieben. In diesem Bändchen wird es wieder zugänglich. (Klappentext)

17. Januar 2023

Der Vampir von Ropraz

Jacques Chessex: Der Vampir von Ropraz,
Nagel & Kimche, München, 2008
Im Februar 1903 wird in Ropraz eine junge und aussergewöhnlich hübsche Frau zu Grabe getragen. Die zwanzigjährige Rosa Gillieron ist an Hirnhautentzündung gestorben, ihr Tod bewegt das ganze Tal. Zwei Tage später ist der Sarg geöffnet, die Leiche von Stech- und Bisswunden entstellt. Die Empörung der Dorfbewohner ist gross. Am nächsten Tag berichtet die Zeitung vom «Vampir von Ropraz», die Nachricht gelangt bis nach New York. In den Schweizer Bergen wird fieberhaft nach dem Täter gefahndet. Hat die Verstorbene, die weit herum begehrt wurde, einen Verehrer abgewiesen? Gilt der Akt dem Vater, der Richter am Obersten Gerichtshof und Abgeordneter ist? Nachdem in der Gegend zwei weitere Fälle von Leichenschändung entdeckt werden, greift sich der Volkszorn einen verrohten Bauernjungen. Ob aber der Täter damit gefasst ist?
(Klappentext)

14. Januar 2023

Im Schnee

Erich Kästner: Im Schnee, dtv, München, 2013

Die schönsten Geschichten, Gedichte und Briefe rund um den Schnee, den Kästner liebte – besonders im Gebirge, wo ihn das im Sonnenschein glitzernde Weiss zu wunderschönen Texten inspirierte. (Klappentext)

«Lawinen sausen dann und wann
und werden sehr gerügt.
Was gehn den Schnee die Leute an?
Er fällt. Und das genügt.»