24. Oktober 2016

Mitteilung

Liebe Blogleserin, lieber Blogleser

Der Schrittler macht derzeit Blogpause. Er tut dies, weil er vermehrt für seinen Verlag, die Edition Wanderwerk, tätig ist. Ein Verlag, der sich zu 100 Prozent selber finanziert, also keine Gelder von der öffentlichen Hand erhält. Und weil dies auch in Zukunft so sein soll, freut sich der Schrittler über Menschen, die die Edition Wanderwerk mittels Buchkäufen unterstützen.

Herzlich grüsst aus der Verlagsstube

René P. Moor
Freischaffender Fussgänger

www.wanderwerk.ch

19. Oktober 2016

Fyrobe

Jakob Käser: Fyrobe; Sauerländer, Aarau,
1939 (vergriffen)
Dieses, anno 1939 erschienene Buch des liebenswürdigen, mit seiner Oberaargauer Heimat tief verwurzelten Dichtes, der seine Feder während Jahrzehnten ebenso gewandt führte, wie er an der Esse seiner Schmiede in Madiswil kraftvoll seinen Hammer schwang, erschein – gewiss zur grossen Freude der vielen Leser des Dichters – im Verlag Sauerländer, Aarau, in zweiter Auflage. Beim Erscheinen des «Fyorbe» (1939) ist von verschiedenen Seiten an dessen Titel herumgerätselt worden. Diesen gewählt hat Jakob Käser, der anno 1954 als wohlverdiente Anerkennung für seine gemütvollen Mundarterzählungen und tief beseelten Gedichte mit dem Literaturpreis der Stadt Bern ausgezeichnet wurde, deshalb, weil er keines seiner Bücher während der Arbeitszeit schrieb, sondern alle nach Feierabend und an Sonntagen. Vielleicht geht gerade deshalb vom «Fyrobe» ein eigenartiger Zauber aus, der jeden Leser beglückt. Die Bücher Jakob Käsers gehören zu denjenigen, die man gerne immer wieder vom Bücherregal nimmt, sich aufs Neue in sie vertieft und an ihrem bodenständigen Gehalt freut. (Klappentext)

BE: Madiswil, Kleindietwil, Lotzwil, Heimberg LU: Entlebuch TI: Monte Brè, Lugano VD: Fontaines-sur-Grandson

17. Oktober 2016

Die Mieze vom Trub


Gestern, mitten im Flecken Trub, nach gut vier Stunden herbstlicher Wanderung von der Lüderenalp her.

14. Oktober 2016

Fluors, Glüm und andere Engadiner Spezialitäten

Angelika Overath: Gebrauchsanweisung
für das Engadin
, Piper, München, 2016
Wer hat nicht schon einmal das lange Hochtal jenseits von Albula, Julier und Flüela besucht – die romantische Landschaft der Sehnsüchte und des unglaublichen Lichtes. Das Tal der Lärchen, der Steinböcke und der Reichen und Schönen. Aber auch das Tal der Abwanderer und Heimkehrer – der Randulins. Alle waren wir in St. Moritz, Pontresina, Samedan, Zernez. Wir spähten nach Hirschen im Nationalpark und kauften vor dem Nachhausefahren eine zünftige Nusstorte oder ein Birnbrot. Alle hatten wir Freude, wenn irgendwo ein paar Brocken Rätoromanisch zu hören waren. Für einige dient die Gegend als Sportgerät: zum Langlaufen, Biken, Wandern, Bergsteigen, Skifahren oder Windsurfen. Schön und gut, aber kennen wir das Engadin? Kennen wir es wirklich?

Die Deutsche Angelika Overath ist vor neun Jahren mit ihrer Familie von Tübingen nach Sent im Unterengadin gezogen. Über das Leben im Bilderbuchdorf hat die Autorin ein beeindruckendes Buch geschrieben, das 2010 unter dem Titel «Alle Farben des Schnees» (Luchterhand) erschienen ist. Mit der «Gebrauchsanweisung für das Engadin» legt Overath nun ein Werk vor, das einerseits nahtlos an ihre Erzählform von «Alle Farben des Schnees» anknüpft, thematisch jedoch das gesamte geografische Spektrum des Engadins abdeckt. In unzähligen Reportagen führt die Autorin nahe ans Geschehen heran, lässt den Leser an der fachgerechten Herstellung von Capuns oder Plain in Pigna teilhaben, entführt ihn an ein intimes Jazzkonzert im Badrutt’s Palace Hotel in St. Moritz oder nimmt ihn mit in einen der zahlreichen Chöre, die im Tal der mehrstimmigen Gesangskunst frönen.

Angelika Overath wühlt in der Bündner Geschichte, schreibt über Ziegen und Zuckerbäcker, die Mineralquellen, den Inn, das Bergell, das Rätoromanische, die Cumün – die Gemeinschaft innerhalb einer Gemeinde, die Engländer, den Herbst, den Schnee sowie die grosse Artenvielfalt an wild wachsenden Blumen und Pflanzen. Letztere sind selbst den Einheimischen derart wichtig, dass im Unterengadin sogar Wiesenmeisterschaften veranstaltet werden. Motto: Wer hat auf 4 x 4 m² Wiese am meisten verschiedenartige Fluors – Blumen?

Und Glüm? Glüm heisst Glanz und dieser ist im Engadin in unzähligen Schattierungen und zu den unterschiedlichsten Tageszeiten anzutreffen. Indes ist nun auch das Engadiner Literaturwerk mit Angelika Overaths «Gebrauchsanweisung für das Engadin» um einen Glanzpunkt reicher und bietet selbst für eingefleischte Kenner die eine oder andere Novität.

11. Oktober 2016

Risigässli

Dieses exotische Strassenschild steht, wie es die Anschrift verrät, am Schlossberg. Weshalb die Stadt Thun ausgerechnet beim Risigässli auf ein offizielles blaues Schild verzichtet, ist schleierhaft und somit eines der vielen Thuner Mysterien. Immerhin stellt der Schlossberg mit seinem Schloss das Thuner Wahrzeichen dar. Und nun muss der Hügel auch noch für den Bau eines unterirdischen Parkhauses herhalten. Als hätte die Stadt nicht schon genug Autoverkehr zu schlucken ... Den Thunern scheint demnach nur noch eines heilig: der Fulehung.

10. Oktober 2016

Rosenweg (Lauenen)

Den Rosenweg gibt es in der Gemeinde Thun gleich zweimal: im Lauenenquartier und am Strättlighügel. Das hier gezeigte Schild stammt aus dem Lauenenquartier. Nach demjenigen am Strättlighügel habe ich bereits zweimal vergeblich gesucht, doch weil steter Tropfen den Stein höhlt, werde ich mir den Hügel und seinen Rosenweg noch einmal vorknöpfen.

9. Oktober 2016

Rösslimatte


Anlässlich meiner Begehung sämtlicher Strassen, Wege und Pfade der Gemeinde Thun habe ich auch alle Strassenschilder fotografiert. In dieser Serie unter dem Label «Thun total» präsentiere ich das Resultat. Hinter einigen Strassennamen verbergen sich interessante Geschichten, auf die ich an dieser Stelle gerne näher eingehe.

8. Oktober 2016

Aber den Kirschbaum, den gibt es

Walter Matthias Diggelmann: Aber den
Kirschbaum, den gibt es, Benziger, Zürich
1975; dtv, München, 1982 – vergriffen
Wenn man von sich selbst nur noch in der dritten Person sprechen kann, hat man offensichtlich einen gefährlichen Grad von Entfremdung erreicht. In diesem Roman, der in ebenso viele Ehe, Berufs- und Selbstmordgeschichten zerfällt wie das Ich des Erzählers, versucht ein Mann um die Fünfzig, sich selbst zusammenzufügen, die Wahrheit über sich selbst zu erfahren. (Klappentext)

TI: Lugano, Bissone VD: Lausanne, Echallens ZH: Stadt Zürich F: Paris

Unter dem Label «Schauplätze» stelle ich in lockerer Folge belletristische Werke und die darin vorkommenden Schauplätze vor. Weshalb nach der Lektüre eines Romans nicht einmal den Schauplatz im Original besuchen? Es eröffnen sich einem unter Umständen neue Welten.

6. Oktober 2016

So etwas wie die Eier legende Wollmilchsau


Im  Gotthelf-Dorf Lützelflüh ist die Zeit nicht stehen geblieben, wie ich neulich feststellen musste. Der Erfinder dieser Mischung aus Karette, Bänkli und geblümten Tröglein hat sich so einiges überlegt, als er dieses Teil schuf.

5. Oktober 2016

Slow Food war gestern, Spazieren auch

Stephen Sokoloff, Walter Lanz: SlowFoot
Wanderungen Böhmerwald/
Bayerischer Wald
, Styria Verlag, Wien/
Graz/Klagenfurt, 2015, 180 Seiten
«Endlich ein Wanderbuch für Herz, Hirn und Körper! Eine Anleitung zu beschaulichen, genussreichen Wandererlebnissen …» Mit kernigen Worten eröffnen Stephen Sokoloff und Walter Lanz ihren 2015 im österreichischen Styria Verlag erschienen Wanderführer «Slow Foot Wanderungen Böhmerwald, Bayerischer Wald». Klingt nach der ultimativen Neuerfindung des Wanderns, dachte ich mir, als mich das Angebot erreichte, dieses Werk zu besprechen. Wandern 2.0 sozusagen, und dies in einer Zeit, in der nun wirklich alles über das Wandern gesagt und geschrieben worden ist. Dennoch hat mich die Neugierde gepackt. Wer derart auf sich aufmerksam macht, hat ein Versprechen einzulösen.

So ist denn im einleitenden Kapitel von «kleinen Entdeckungsreisen abseits sportlichen Ehrgeizes» die Rede; von «sich Zeit nehmen», vom «Nachspüren der Geheimnisse der Natur und der Geschichte», von «Menschen, auf die man sich einlässt, die einem unterwegs begegnen» und von der «Gastronomie, die gross geschrieben wird». Dies geht am Besten, so die Autoren, wenn sich der Wanderer «entschleunigt und sein eigenes Tempo findet», ergo langsamer geht als der «Normal»wanderer. Dennoch sollen im Slow-Foot-Modus «äussere und innere Grenzen überschritten» werden. Die äussere Grenze bezieht sich auf die geopolitische Situation der beschriebenen Region, also auf das Dreiländereck Bayern – Oberösterreich – Tschechien, in der die 30 beschriebenen Slow-Foot-Wanderungen angesiedelt sind. Das Überschreiten dieser Gemarkungen wird als Überwindung von inneren Grenzen betrachtet. Von einer «Herausforderung» ist die Rede, damit «Neues entdeckt und der eigene Horizont erweitert» werden kann.

Wer sich diesem Führer anvertraut und auf Leistung aus ist, wird enttäuscht sein, denn die vorgeschlagenen, mit vielen Hintergrundinformationen versehenen Routen richten sich mit moderaten Längen von 1 bis 15 km und zu bewältigenden Höhenunterschieden von maximal 350 Metern in erster Linie an Familien mit Kindern, Senioren und gesundheitlich leicht beeinträchtigte Menschen.

Mein Fazit: «Slow-Foot-Wanderungen Böhmerwald/Bayerischer Wald» ist nicht die insgeheim erhoffte Revolution in Sachen Wandern, propagiert das Buch doch einfach die althergebrachten Sparten Spazieren, Flanieren, Promenieren, garniert sie mit kulturellem und gastronomischem Inhalt sowie mit den für jeden Wanderführer obligaten Informationen.

2. Oktober 2016

Vom Wolf, der den Stewi anheult


Nun sind auch sämtliche Gemeinden des Kantons Schaffhausen begangen. Gestern wanderten wir von Thayngen durch den Reiat nach Schaffhausen: Vorbei an der prähistorischen Höhle des Kesslerlochs, später durch die Dörfer Stetten und Büttenhard, wo ich im Vorgarten eines Wohnhauses einen Wolf in arttypischer Pose entdeckte. Spontan ahmte ich sein Geheul nach und prompt bemühte sich eine Bewohnerin nach draussen, um nach dem Rechten zu sehen. «Ihr Wolf gefällt mir», sagte ich. Er sei halt schon ein wenig abgeblättert, meinte die Wolfsmutter und schob nach, dass sie ihn deshalb über den Winter hereinnehme. Wölfe sind auch nicht mehr, was sie einst waren. Wouuuuuuuhhhh!

Rufeliweg