31. Januar 2021

Wenn ich schön wäre

Lisa Tetzner: Wenn ich schön wäre,
Sauerländer, Aarau/Frankfurt, 1956

Die Begegnung mit der bezaubernd schönen Susann Diebold verändert Lores Wesen völlig. Bislang verlief es im ruhigen Wechsel von Studienzeit und Ferien. Lore war gern auf der Universität und kehrte ebenso gern wieder heim in die elterliche Pension am Luganer See. Sie zählte nicht zu der heimlich beneideten Gruppe jener «Umschwärmten» - der Mädchen ohne Brille, ohne Vorstehzähne –, doch sie liebte Gaudenz, den Spielkameraden von einst, über alles, und auch er schien ihr jungenhaftes, energisches Wesen gern zu mögen. Eigentlich war Lore also recht zufrieden. Doch dann kommt Susann. Sie leitet als Dolmetscherin eine Gruppe amerikanischer Mädchen und scheint Gaudenz vollkommen in ihren Bann zu ziehen.

Bohrende, eifersüchtige Zweifel verfolgen Lore nun bei Tag und Nacht und treiben – gemeinsam mit äusseren Ereignissen – einer Tragödie entgegen, an deren Ende eine Gerichtsverhandlung steht, jedoch auch die versöhnliche Erkenntnis, dass ein Schicksal, dem es nicht erspart blieb, sich zu erfüllen, für andere einen guten Weg ins Leben bahnte.

In einer Art von Selbstgesprächen lässt die Verfasserin zwei der Hauptfiguren vor uns hintreten. Vom Impuls des Augenblicks getrieben, reden sıe natürlich, ja salopp – wie Jugendliche es eben tun. So erfahren wir gleichsam aus nächster Nähe den Hergang des Dramas und seinen Ursprung: die jugendlich unbeholfenen Gefühle und Empfindungen.
(Klappentext) 

TI: Lago di Lugano, Lugano, Magliasina, Magliaso

30. Januar 2021

Erlebnis Rhätische Bahn

Bruno Hitz, Rudolf Weber: Erlebnis Rhätische Bahn,
Avanti, Neuchâtel, 1989
Wohl kaum eine schmalspurige Privatbahn erschliesst ein landschaftlich reizvolles, beeindruckendes und bahntechnisch schwieriges Gebiet wie die Rhätische Bahn. Sie ist nicht nur touristisch von Bedeutung, sondern auch die Lebensader des Kantons Graubünden zur übrigen Schweiz und zum Ausland. In bisher nie veröffentlichten Bildern wird die RhB so gezeigt, wie man sie heute erleben kann. Dem Betrachter wird jede Strecke so dargestellt, wie sie in den verschiedenen Jahreszeiten aussieht: Wiesen voll Löwenzahn, blühende Sträucher, gelbe Lärchenwälder und tiefverschneite Landschaften. Und mitten drin die Bahn mit ihren vielfältigen Erscheinungsformen. (Klappentext)

29. Januar 2021

Nilpferde unter dem Haus

Hansjörg Schneider: Nilpferde unter
dem Haus, Diogenes, Zü

Über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg hat Hansjörg Schneider Tagebuch geführt. Er notiert Lektüren, Begegnungen, Projekte. Er hält die Glücksmomente fest, die der Tag bringt, und die Alpträume, die ihn in der Nacht heimsuchen. Und immer wieder führt die dichteste Gegenwart zurück in die Vergangenheit, die ihn nicht loslässt: seine Jugend im sinnenfeindlichen Mief der fünfziger und sechziger Jahre, das Leben mit seiner verstorbenen Frau Astrid, seine Erfolge und Niederlagen als Schriftsteller. In der direkten, klaren Sprache, die seine Leser aus den Hunkeler-Romanen schätzen, protokolliert Hansjörg Schneider sein Leben – schonungslos gegen sich und die Welt, berührend und mit lakonischem Humor. (Klappentext)

28. Januar 2021

Via Mala

John Knittel: Via Mala, Fischer
Taschenbuchverlag, Frankfurt, 2007

Jonas Lauretz, Sägemüller an der Via Mala, wird von seiner Familie ermordet und verscharrt. Der Trunkenbold hatte Frau und Kinder lange Zeit auf unerträgliche Weise schikaniert. Die Leiche bleibt verschollen und das Verbrechen unaufgeklärt – bis der Anwalt Andreas von Richenau Jahre später über die Akten des Falles stolpert. Was passierte damals wirklich? Bei den Recherchen kommt Richenau der schrecklichen Familientragödie auf die Spur – und muss entsetzt feststellen, dass seine eigene Frau eine der beiden Töchter von Lauretz ist … (Klappentext) 

GR: Chur, Disentis, Domleschg, Juliertal, Lukmanierpass, Piz Julier, Surselva, St. Moritz, Thusis ZH: Stadt Zürich

27. Januar 2021

Literaturszene Schweiz

Charles Linsmayer:
Literaturszene Schweiz,
Unionsverlag, Zürich, 1989
157 Kurzporträts von Rousseau bis Getrud Leutenegger

Ein buntes, lebendiges, oft auch provokatives Mosaik der Schweizer Literaturlandschaft, das manch grossen Namen für einmal vernachlässigt und dafür Schicksale und Leistungen zum Leuchten bringt, die der Ungunst der Zeit oder dem Terror der Normen zum Opfer fielen.
(Klappentext)

26. Januar 2021

Zu Fuss nach Jerusalem

Christian Rutishauser: Zu Fuss nach
Jerusalem, Patmos, Ostfildern, 2013
Zwei Männer und zwei Frauen brechen in der Schweiz zu Fuss zu einer ungewöhnlichen Pilgerschaft auf: Sieben Monate später wollen sie Weihnachten in Jerusalem feiern. Ihr Weg führt sie durch Krisengebiete und Regionen, die durch religiöse Spannungen geprägt sind. Christian Rutishauser erzählt von intensiven Monaten auf geschichtsträchtigen Spuren und der Vorbereitung darauf. Spirituelle Erfahrungen, die Begegnung mit Juden und Muslimen sowie das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit stehen im Zentrum. Ein faszinierender Pilgerbericht, der anregt, eine noch ungewöhnliche Pilgerroute kennenzulernen und Pilgern als Dienst an Dialog und Frieden zu verstehen. (Klappentext)

25. Januar 2021

Das Bündel Zeit

Elsbeth Zweifel: Das Bündel Zeit,
Limmat, Zürich, 2017
Eine Kindheit in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts auf der Orenplatte bei Braunwald: Der Vater will nicht länger im engen Tal der Linth bleiben, das geprägt ist von Fabrikarbeit, Armut und Hoffnungslosigkeit. Er gibt das Hotel auf, das seit Generationen von der Familie Zweifel geführt wurde, und kauft ein altes Bauernhaus auf dem Berg. Hier will er seinen Traum verwirklichen, bald wird dort ein Hotel stehen, auch eine Seilbahn hinaufführen. Die Tochter bewundert ihn.

Aber das Kind ahnt, dass dies nicht nur ein wunderschöner Ort ist, sondern auch ein Ort des Unheils, denn zum Leben auf dem Berg gehören auch die Wand, eine Schlucht, die alles verschluckt, die Kälte, die Dunkelheit, der Schnee und die immer gegenwärtige Lawine. Eine seltsame, nicht fassbare Bedrohung liegt über allem.

Viele Jahre, ein ganzes Leben später, nach Stationen in Lausanne, London, Bergamo und Zürich, durchgeht die Erzählerin noch einmal die Wege. In einer kunstvollen Sprache erinnert sie sich an diese Stimmung, an die Menschen auf dem Berg und die Menschen im Tal. Sie beginnen zu leben, zu streiten. Wie war das? Trauer, Vertrautheit und gleichzeitiges Fremdsein fliessen ineinander. (Klappentext)

24. Januar 2021

Die Spirale – Etappe 2

Wer spiralwandert, lernt die vermeintlich bekannte Umgebung aus neuer Perspektive kennen. Dies fängt bereits bei der Anreise an. Mit der S-Bahn von Bern nach Bolligen, dann mit dem Bus nach Ostermundigen. Was banal klingt, ist in der Tat eine Entdeckungreise durch Berns Vorgärten. Hierbei werden Erinnerung an die erste Etappe wach, fährt doch der Bus an Orten vorbei, die vor drei Wochen per pedes im Rahmen dieses Projektes beschritten wurden.

Einmal dem Bus entkommen, die fussgängerische Freiheit mit frischer Luft und einer Aussicht auf ein semi-ästhetisches Ostermundigen im typischen Berner Agglomerationslook. Umso erfreulicher dann der Gang über eine Ebene zum stattlichen Schloss Wittikofen, das in kontrastierender Weise von markanten Hochhäusern dominiert wird. Es folgte Muri und damit die Botschaft der Slowakischen Republik, die sich, im Gegensatz zu anderen Botschaften in der Nähe, brutal bescheiden, ja schon fast vorstädtisch-slumesk gibt. Die Strecke hinab an die Aare war dann wiederum mit Einfamilienhäusern, Villen und Möchtegern-Villen bestückt, was eher nebensächlich war, denn im Brennpunkt stand die anstehende Bodenacherfähre, deren Bedeutung sich darin manifestiert, dass sie täglich verkehrt.

Route der Etappe 2 von Ostermundigen nach Stuckishaus
Einmal bei der Fähre angekommen, betätigte ich die Klingel.Ein maskierter Fährmann trat aus seinem Kabäuschen und meinte auf meine Bemerkung hin, dass gerade meine Jungfernfahrt mit seinem Boot bevorstehe, was ich denn bisher in meinem Leben gemacht habe ... ob ich im Gefängnis gewesen sei? – Schlagfertiger Junge, dache ich und stieg ein, gefolgt von Joshi, einem zufällig anwesenden Golden Retriever. Dieser gehörte zu einer portugiesischen Familie, die auf dem Schiff nicht wenig Mühe bekundete, dem lebhaften Gebahren des vierjährigen Rüden, Einhalt zu gebieten. Immerhin schaffte ich es, von Fährmann, Hund und Frauchen eine Foto zu schiessen, ehe Joshi wieder im Boot herumzutoben begann.

Zu schnell war die einminütige Überfahrt (Kosten: 2 Franken) vorüber. Nun wartete die Gurten-Ostwand, und, wie es sich für eine zünftige Ostwand im Wintermodus gehört, Schnee und Eis. Immerhin gesellte sich nun eine End-Januarsonne hinzu, so dass der Gurten-Flanke die Zähne gezogen wurden, und der Anstieg zum Komfort-Abenteuer mit formidablen Ausblick auf Wabern und angrenzendem Gebiet mutierte. In nicht weniger als 10 Minuten gelangte ich vom Wintergrün ins Winterweiss, was dieser Wanderung eindeutig etliche Qualitätspunkte zutrug.

Bisher zurückgelegte Strecke (Etappen 1+2) der Spiralwanderung von Bern nach Burgistein.

Auf den geografischen Höhepunkt folgte eine sanfter Abstieg durch den sogenannten Spiegel hinab ins Liebefeld. Weshalb sich diese einstmals lieblich-grüne Wiese heute immer noch so nennt, erschliesst sich mir zwar nicht, Hauptsache, mein Vorhaben kam vorwärts. Und ehe ich mich versah, stand ich auf der Fussgängerbrücke über die 87-spurige Autobahn am Rande des Bremgartenwaldes, den die Berner vermutlich aus Bequemlichkeitsgründen kurz und knapp «Bremer» nennen. Am Ende der Durchquerung dieses von Joggerinnen und Hundehaltern bevölkerten Landstrichs wartete die Halenbrücke und somit die zweite Überquerung der Aare auf Etappe zwei meines Spiralwanderprojektes. Die ästhetisch ansprechedne Betonbrücke, an der sogar ein gewisser Benito Mussolini als Gastarbeiter mitgewirkt haben soll und die am 13. September 1913 eingeweiht wurde, bildete ein würdiger Abschluss dieser 18,5 km langen Route, die vom Osten über den Süden, Westen und Nordwesten der Stadt Bern führte.

Goldie Joshi auf der Bodenacher Fähre zwischen Muri und Wabern.


23. Januar 2021

Lebenswelt Alpen / Alpen aktiv

Franziska Wüthrich: Lebenswelt Alpen,
Sauerländer, Aarau, 2001
Franziska Wüthrich: Alpen aktiv,
Sauerländer, Aarau, 2001
Für alle, die in den Alpen unterwegs sind: Allgemein verständlich und doch wissenschaftlich korrekt vermittelt «Lebenswelt Alpen» Naturphänomene und Zusammenhänge, denen man in den Bergen auf SChritt und Tritt begegnet: Entstehung der Alpen und ihrer Landschaften; klimatische Besonderheitn und typische WEtterlagen; Steckbriefe der wichtigsten Pflanzen- und Tierarten; ökologische Zusammenhänge und Besonderheiten der alpinen Lebensräume; Rolle des Menschen als Nutzer und Schützer gestern und heute; Fakten und Diskussionsgrundlagen zu aktuellen Alpenthemen; zahlreiche Skizzen und farbige Abbildungen; kommentiertes Literaturverzeichnis. (Klappentext)

«Alpen aktiv» – eine Fundgrube für alle, die mit einer Gruppe in den Alpen unterwegs sind: Wanderleiter, Bergführerinnen, Tourenleiter, Lehrerinnen, Lagerleiterinnen, Pfadfinderführer etc. Der Umsetzungsband enthält: Tipps und Checklisten für die aktive; Auseinandersetzung mit der alpinen; Natur und Kultur; praxisnahe Umsetzungsideen zu allen wichtigen Kapiteln aus «Lebenswelt Alpen»; Vorschläge für eine spielerische Annäherung an .die alpine Natur; Detailbeschreibung ausgewählter Hüttenwege (Klappentext)

22. Januar 2021

Gartetööri offe, Gartetööri zue

Christine Kohler: Gartetööri offe, Garte-
tööri zue, Zytglogge, Bern, 1987
Der Bauernhof – den Vater und Mutter mit den Grosseltern und dem Onkel bewirtschaften – ist die häusliche Umgebung, in der Judith aufwächst. Das kleine Mädchen schickt sich an, sie wahrzunehmen und zu entdecken. Die eigene Welt des Kindes entsteht. Sonderbar drängt sie sich zwischen den Erwachsenenalltag, buchtet Verstecke aus und grenzt Schlupfwinkel ein. Solche Orte sind wie geschaffen für Judith. Von hier aus beobachtet sie aufmerksam die Familie, ihre Freunde und das Geschehen im Dorf. Und nichts hindert sie daran, aus ihrer eigenständigen Geborgenheit auszubrechen, um Neues zu erfahren oder sich ins Reich ihrer kindlichen Phantasie zurückzuziehen. Im Gegenteil, die gegensätzlichen Erfahrungen prägen das Wesen und die Handlungen des drollig-trotzig-nachdenklichen Kindes.

«Gartetööri» steht für den schmalen Durchgang zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt, der den meisten von uns verschlossen bleibt. Wenigen gelingt es, ihn gelegentlich zurückzugehen. Christine Kohler gehört dazu. Sie zeigt uns ein köstliches und kostbares Reich, das zum besseren Verständnis unserer eigenen Kindheit und der unserer Kinder führt.

Im lebendigen Berndeutsch der Autorin spiegelt sich die Zeit der Handlung (2. Weltkrieg) und das Milieu des Seeländer Dorfes in farbiger Vielfalt.
(Klappentext)

Em Moor sys Fazit: Noch den erschte paar Syte hani dänkt, die Gschicht lisisch nid z Änd. Was söu ig aute Maa mit däre Judith afoo; däm chlyne Meiteli? – Dasch doch nüüt für gschtangni Manne. Aber wöus bi mir zymlech viu bruucht, bis i es Buech vorzytig für immer uf d Syte lege, hani wyter gläse. U je lengers je meh het mer die Gschicht afo gfaue. D Christine Kohler isch nämlech e scharfi Beobachtere u het dere Judith u den Erwachsene drumume e so öppis vo Charakter, Schalk, Humor u Fidutz gäh, dass säubscht dr Moor nümm het chönne ufhöre mit Läse.

21. Januar 2021

Die Schrecken des Eises und der Finsternis

Christoph Ransmayr: Die Schrecken des
Eises und der Finsternis, Fischer
Taschenbuchverlag, Frankfurt, 2007
Im Zentrum dieses vielschichtigen Abenteuerromans steht das Schicksal einer österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition, die im August 1873, nach einer mehr als einjährigen Drift im Packeis, einen unter Gletschern begrabenen arktischen Archipel entdeckte und zu Ehren eines fernen Herrschers Kaiser-Franz-Joseph-Land taufte. Einer der letzten blinden Flecke war damit von der Landkarte der Alten Welt getilgt. Das Drama dieser historischen Eismeerfahrt, die auf einem entbehrungsreichen Weg durch alle Schrecken des Eises und der Finsternis nach Europa zurückführte, wird kunstvoll verknüpft mit der fiktiven Geschichte eines jungen Italieners namens Josef Mazzini, der sich ein Jahrhundert später in Wiener Archiven für die Hinterlassenschaft der Geretteten begeistert, auf ihren Spuren schliesslich in die Arktis aufbricht und mit einem Schlittenhundegespann in den Gletscherlandschaften verschwindet. (Inhaltsangabe zum Buch)

20. Januar 2021

Bergfahrten

Henrik Rhyn (Hrsg.): Bergfahrten, M+T
Helvetica, Chur, 1988
Neun Autoren, neun Ansichten, neun Möglichkeiten Berg und Bergsteigen zu erleben. Subjektiv empfunden und persönlich niedergeschrieben von neun Schriftstellern, Bergsteigern, Nicht-Bergsteigern und Bergfreunden. In die radiophonische Form gebracht und als Buch herausgegeben von Henrik Rhyn. BERGFAHRTEN – neun Plädoyers gegen jegliche Art von Berg-Doktrin. (Klappentext)

19. Januar 2021

Wanderung

Hermann Hesse: Wanderung, Suhrkamp,
Frankfurt, 1993

Die Betrachtungen und Gedichte dieses Bandes gehören zu den schönsten Texten Hermann Hesses. Sie entstanden 1918, nach mehrjähriger, durch Hesses freiwillige Kriegsgefangenenfürsorge fast völliger schriftstellerischer Abstinenz, und dokumentieren eine der wichtigsten Phasen seiner Entwicklung: die Distanzierung von den Ritualen bürgerlicher Existenz und Versicherung, den Übergang von Nord nach Süd, den Umzug in das Tessin und seine Abkehr von der Vita activa zur Vita contemplativa. Sie sind der Auftakt zu Hesses danach in rascher Folge entstehenden «Klingsor-Erzählungen», zu «Siddhartha», «Kurgast» und «Steppenwolf».

«Die Gefühle sind Kristall geworden und klingen beim Berühren. Jung und gestrafft ist die Sprache. Es ist kein Mystizismus, kein falscher Ton, kein schrilles Sentiment mehr zu finden. Es sind keine Deutungen mehr nötig. Was in diesem Buch genannt ist, das dient nur zum Verschweigen und Verdecken der Fülle, die dahinter steht.» 

Hugo Ball über Hermann Hesses Wanderung 

(Klappentext)


18. Januar 2021

Oskar und die Dame in Rosa

Eric-Emmanuel Schmitt: Oskar und die
Dame in Rosa, Fischer Taschenbuchverlag,
Frankfurt, 2007
Oskar ist erst zehn, aber er weiss, dass er sterben wird. «Eierkopf» nennen ihn die anderen Kinder im Krankenhaus. Doch das ist nur ein Spitzname und tut nicht weiter weh. Schlimmer ist, dass seine Eltern Angst haben. mit ihm über die Wahrheit zu reden. Weder Chemotherapie noch Knochenmarkstransplantation können sein Leben retten. Nur die ehemalige Catcherin Oma Rosa hat den Mut, zusammen mit Oskar über seine Fragen nachzudenken. Sie rät ihm. jeden Tag einen Brief zu schreiben an den lieben Gott – und ihm alles zu sagen. was ihn bewegt.

Oskar, der nicht mal an den Weihnachtsmann geglaubt hat, findet die Idee nicht wirklich prima. Doch die pragmatische Oma Rosa entgegnet ihm: «Sorg dafür, dass es ihn gibt. Du würdest dich weniger einsam fühlen.» Und sie bringt ihn dazu. sich jeden noch verbleibenden Tag wie zehn Jahre seines Lebens vorzustellen. Auf wundersame Weise durchlebt Oskar ein ganzes Menschenleben: erste Liebe. Eifersucht. Midlife-crisis und das Alter. Glücklich. erschöpft und manchmal auch enttäuscht erzählt er dem lieben Gott davon. Bis zu jenem Augenblick, in dem er zu müde ist, um noch ein wenig älter zu werden.

Eric-Emmanuel Schmitt begegnet der schlimmsten Vorstellung: – Krankheit und Tod eines Kindes – ohne Sentimentalität. Ein unerschrockenes Buch, das Mut macht, eine solche Situation anzunehmen. (Inhaltsangabe zum Buch)

17. Januar 2021

The Longest Way

Christoph Rehage: The Longes Way, Piper,
München, 2012
«Ich will zum Horizont, um zu gucken, was dahinter liegt. Und dann zum nächsten. Und zum übernächsten. Alles ist neu. Ich atme, und egal, wie die Luft schmeckt, sie ist Immer neu.»

Nach einem Sprachkurs und einem Studium an der Filmhochschule in Beijing macht sich Christoph Rehage am Morgen seines 26. Geburtstags selbst das schönste Geschenk: Er erfüllt sich den Traum, seinen Heimweg ins niedersächsische Bad Nenndorf zu Fuss anzutreten, um so den Menschen, Landschaften und Kulturstätten Asiens so nah wie möglich zu kommen und sich langsam mit dem Gedanken an ein geregeltes Leben zurück in Deutschland anzufreunden. Auf seinem Weg liegen «Weltwunder» wie die Große Mauer, die Terrakottaarmee und das jahrtausendealte Wegenetz der Seidenstrasse. Und dann sind da noch die kleinen Wunder, die für die überraschendsten und unvergesslichen Momente seiner Reise sorgen: die Hilfsbereitschaft der chinesischen Dorfbevölkerung, seine Begegnungen und Gespräche mit Bergmönchen und Wahrsagern, Schulkindern und Wanderarbeitern. Seine Freundschaft zu Lehrer Xie, der seit 25 Jahren durch China wandert und seine Gefühle für Sichuanesin Juli, die ihn – so die schwebende Verabredung der beiden – bei seiner Ankunft in Deutschland erwarten wird …
(Klappentext)

16. Januar 2021

Traumpfade

Bruce Chatwin: Traumpfade, Fischer
Taschenbucherlag, Frankfurt, 2006
«Traumpfade», «Songlines»: das sind nach dem Glauben der australischen Ureinwohner die labyrinthischen Linien und gedachten Wege, an denen entlang die legendären Ahnen der Traumzeit über den Kontinent wanderten und «singend alles benannten, was ihre Wege kreuzte – Vögel, Tiere, Pflanzen, Felsen, Wasserlöcher – und so die Welt ins Dasein sangen». Bis zum heutigen Tag dürfen die Traumpfade nicht überschritten werden. So ist der Konflikt zwischen zwei Welten und zwei Kulturen unausweichlich, wenn beispielsweise eine Erdölfirma oder eine Eisenbahngesellschaft ihre Landvermesser ausschickt. Denn wer könnte dem Vermesser klarmachen, dass «ein rötlicher Sandsteinbrocken die Leber eines mit dem Speer erlegten Känguruhs» ist? Deshalb hat es sich Arkady, Sohn eines vor den Nazis nach Australien ausgewanderten Kosaken, zur Aufgabe gemacht, Karten über die heiligen Stätten der Aborigines anzulegen, um allzu große Verletzungen der Traumpfade durch die Streckenführung der Eisenbahn zu verhindern.

An Arkadys Seite geht Chatwin den «Fußspuren der Ahnen» nach in seinem Reisebuch, das Abenteuergeschichte, Ideenroman, Satire auf den Fortschrittswahn, geistige Autobiographie und romantische Komödie zugleich ist. Auf ihren Streifzügen zu Fuss und im Jeep begegnen sie einer Reihe hochinteressanter Menschen, kauzigen Typen, Idealisten, Eigenbrötlern, Philosophen von schwarzer und weisser Hautfarbe – Heiligen und weniger Heiligen. (Inhaltsangabe zum Buch)

15. Januar 2021

Bahnhofbuffets der Schweiz

Hans Jörg Rieger, Charlotte Spindler:
Bahnhofbuffets der Schweiz, Rotpunkt,
Zürich, 1992
Bahnhotbuffets sind etwas Alltägliches, gut für einen Kaffee vor der Abfahrt des Zuges, für eine Verabredung oder als Fixpunkt in einer fremden Stadt. Erst jetzt, wo manche Buffets durch neue Entwicklungen im Reiseverkehr gefährdet sind, merken wir, was wir an ihnen haben: Sie sind Inbegriff einer Beiz, gewöhnlich im guten Sinne und für alle da. Bähnler, Schülerinnen, Alte, Junge, Einheimische und Fremde sitzen hier vor einem Bier, einer Ovo oder einem Teller Rösti, von draussen dringt der Lärm der Züge, die Atmosphäre ist gleichzeitig vertraut und anonym. Manche Buffets verändern ihr Gesicht, so wie sich der Ort verändert hat, in anderen scheint die Zeit stillgestanden zu sein. Dieser Führer beschreibt alle 140 Bahnhofbuffets der Schweiz. Er zeigt architektonisch sehenswerte Räume, würdigt die Ambiance der Lokale, macht auf landschaftlich reizvolle Lagen aufmerksam und vergisst auch das kulinarische Angebot nicht. (Klappentext)

14. Januar 2021

Warum lesen? Warum nicht?

Daniel Kehl, Daniel Kampa: Warum
lesen? Warum nicht? Diogenes,
Zürich, 2008
Für alle, die ohne Bücher nicht leben können, ist Lesen mehr als ein schöner Zeitvertreib. «Manchmal denke ich, der Himmel besteht aus ununterbrochenem, niemals ermüdendem Lesen», so Virginia Woolf. Und W. Somerset Maugham riet: «Sich das Lesen zur Gewohnheit machen heisst, sich einen Ort zu schaffen, in den man sich vor fast allem Elend des Lebens zurückziehen kann.» Warum lesen? Warum nicht? versammelt kurze Gedanken zahlreicher Autoren von Montaigne bis Woody Allen über die Freuden des Lesens, aber auch über die Unbill des Büchermarkts und der Bücherflut. Und die ganz praktischen Probleme jedes Lesers, von zu wenig Platz im Bücherregal bis zu wenig Zeit zum Lesen. Oder ganz einfach: «Bücher produzieren mehr und ekelhafteren Staub als jeder andere bis heute erfundene Gegenstand» (George Orwell).

«Lesen ist wie eine Kunst. Ich habe achtzig Jahre dafür gebraucht und kann noch jetzt nicht sagen, dass ich am Ziel wäre.»

Johann Wolfgang Goethe

13. Januar 2021

Hunkeler macht Sachen

Hansjörg Schneider: Hunkeler macht
Sachen, Ammann, Zürich, 2004

Es ist Ende Oktober, die Stadt Basel ist grau und nass wie im Dezember. Weil seine Freundin Hedwig für drei Monate nach Paris verreist ist, sitzt Kommissär Peter Hunkeler wieder einmal im verrauchten Milchhüsli und trinkt ein paar Feierabendbiere. Es ist schon früher Morgen, als er auf dem Heimweg dem alten Hardy begegnet. Hunkeler setzt sich zu ihm und raucht eine Zigarette. Aber der sonst so gesprächige Hardy bleibt unerwartet stumm. Seine Kehle ist eine klaffende Wunde.

Medien und Stadtpolizei sind sich schnell einig: hinter dem Mord steckt eine mafiöse Schmugglerbande aus Albanien. Aber das ist Hunkeler zu einfach – mit seinen eigenen Methoden folgt er einer heißen Spur und wird prompt vom Dienst suspendiert. Er räumt sein Büro und setzt allein auf sein untrügliches psychologisches Gespür. Es führt ihn ins Basler Rotlichtmilieu und in dunkle, unbekannte Abgründe der Schweizer Vergangenheit.

Kommissär Hunkeler ist längst eine Kultfigur. Und im Herbst 2004 kommt der rauhbeinige Individualist mit dem Charme eines Flaneurs auf die Leinwand: mit Mathias Gnädinger als kongenialem Spürhund in den Verfilmungen von «Das Paar im Kahn» und «Tod einer Ärztin.»
(Klappentext)

AG: Gislifluh, Herznach, Staffelegg, Schenkenbergertal, Schinznach Dorf BS: Stadt Basel

12. Januar 2021

1784 mit Sophie durch die Schweiz

Sophie von La Roche: Tagebuch einer Reise
durch die Schweiz, Edition Wanderwerk,
Burgistein, 2021
Soeben in meiner Edition Wanderwerk erschienen: «Tagebuch einer Reise durch die Schweiz» von Sophie von La Roche. Als Jugendliche hat Sophie von La Roche (1730–1807) über den Bodensee hinweg die Schweiz gesehen. Im Jahr 1784 verwirklicht sie endlich den lang gehegten Wunsch, einmal die Landschaften des Gebietes der damaligen Schweiz, besonders die Gebirge mit ihren «Merkwürdigkeiten», den Wasserfällen, Gletschern, Schluchten und vielem mehr, selbst zu bereisen und zu erleben. Die zur ersten finanziell unabhängigen Schriftstellerin Deutschlands avancierte von La Roche verfügt über ein erstaunliches Netzwerk mit bekannten Schweizer Persönlichkeiten. Auf ihrer Bildungsreise bereitet sie diesen ihre Aufwartung und berichtet darüber in der zu dieser Zeit üblichen Briefform.

Die für die damaligen Verhältnisse fortschrittlich denkende Frau hat sich gründlich auf diese Reise vorbereitet. Sie kennt die geographischen und kulturellen Eigenheiten der verschiedenen zu bereisenden Landesteile und Städte bestens, genau so, wie auch die Geschichte der Schweiz.

Der spannende Reisebericht kann direkt über die Edition Wanderwerk oder in jeder guten Buchhandlung bestellt werden.

11. Januar 2021

Claudio im Tessin

Rita Peter: Claudio im Tessin, Flamberg,
Zürich, 1973
Ist dies jene von den einen ersehnte, von den andern verspottete «heile Welt», die Rita Peter mit ihrer warmherzigen Erzählung vom Tessiner Jungen Claudio heraufbeschwört?

Ja und nein! Gewiss erlebt hier ein in seinem Wesen noch unversehrter junger Mensch in ursprünglicher Natur und in geschlossenem Dorfkreis sein unscheinbares Dasein. Hier fühlt er sich geborgen, hier möchte er sogar bleiben. Denn wo die Ablenkung und Verlockung der Aussenwelt fehlt, können Tages- und Jahreslauf, können die stillen Begebenheiten in überschaubarer Nachbarschaft umso intensiver erfahren werden. Und doch. spielt auch Befremdendes mit ein: Menschen sind hart und stumpf geworden im kleinräumigen Einerlei. Andere haben die Weite gesehen und tragen die Erinnerung' als bedrängende Sehnsucht in sich.

Und schliesslich nimmt Claudio zu allem noch eine seltsame Gegenläufigkeit wahr. Warum kommen Feriengäste von weit her ins Dorf, bergen sich vor der Hetze ihrer Existenz in der Stille, während doch Claudios Jugendgenossen gerade in jene betörende und gefährliche Welt hinausstreben?

Mit dieser schönen Erzählung hat Rita Peter gleichzeitig ein Jugend- und Erwachsenenbuch gestaltet. Die jungen Leser werden die kleinen und doch bedeutsamen Abenteuer und Entdeckungen Claudios begierig miterleben. Die erwachsenen Leser aber werden darin eine Fülle tiefer menschlicher Wahrheiten finden. Für jeden Freund des Tessins aber ist dieses Buch ein besonderes Geschenk.
(Klappentext)

10. Januar 2021

Deutschland für die Hosentasche

Stephen Barnett: Deutschland für die
Hosentasche, Fischer Taschenbuchverlag,
Frankfurt, 2013
Egal, ob Geschichte, Geographie oder Sport – dieses Buch deckt Fakten über Deutschland auf, die nur wenige kennen:

Wie heisst das schlechteste Fussballteam Deutschlands?
Was sind die schrägsten deutschen Weltrekorde?
In welchen deutschen Grossstädten ist es am lautesten?
Welche deutschen Erfindungen veränderten die Welt?
Warum werden in deutschen Städten alle Bäume nummeriert?


9. Januar 2021

Das kleine Buch vom Feng Shui

Chao-Hsiu Chen: Das kleine Buch vom Feng Shui,
Wilhelm Heyne Verlag, München, 1999
Dieses Büchlein möchte Ihnen das Feng-Shui-Wissen nahebringen, das seit mehr als zweitausend Jahren in Asien als Lehre von der natürlichen Harmonie aller Dinge das tägliche Leben beeinflusst Feng Shui dient der individuellen Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität und lehrt, Einflüsse aus der Umwelt zu erkennen und damit in rechter Weise umzugehen – für ein besseres, gesünderes und erfolgreicheres Leben. 

Sie können die folgenden Seiten von vorne bis hinten studieren. Sie können das Buch aber auch an jeder beliebigen Stelle aufschlagen und das Gesagte auf sich wirken lassen – in beiden Fällen wird es ein Gewinn für Sie sein. (Vorwort)

8. Januar 2021

Bergfahrt

Ludwig Hohl: Bergfahrt, Suhrkamp,
Frankfurt, 1978
Zwei junge Männer planen eine Bergbesteigung, der eine, tüchtige, blickt auf zum Ziel, dem Gipfel. Der andere, unentschlossene, ist nur Mitgänger. Nach einigen Wechselfällen gibt er auf und kehrt zurück. Der Gipfelstürmer setzt den Anstieg im Alleingang fort und beginnt, oben an gelangt, ein langes, von ihm in allen Stationen und Steigerungen bewusst erlebtes, geradezu bedachtsam vollzogenes Sterben. Der Mutlose begegnet seinem, einem raschen Tod, als er, bereits wieder im Tal, aus Unvorsicht in einen Wildbach stürzt.

Der Schweizer Autor Ludwig Hohl (1904–1980) erhielt 1978 den Robert Walser-Centenarpreis. Die Erzählung Bergfahrt begann Ludwig Hohl 1926, fasste sie mehrmals neu, liess sie dann über dreissig Jahre liegen, ehe er ihr die gültige Gestalt gab.
(Klappentext)

7. Januar 2021

Die Umschlaglosen II

Weitere Bücher, die ohne Umschlagtexte auskommen und so den Leser über den Inhalt im Ungewissen lassen, ehe er das Buch gelesen hat.

Niklaus Bolt: Der Eidgenosse von Cimabella,
Friedrich Reinhardt, Basel
Fritz Brunner: Aufruhr in Brusada,
Sauerländer, Aarau/Frankfurt, 1960

Olivier F. Dubuis, Franz E. Koenig: Vom
Mittelland zum Mittelmeer, Haupt, Bern,
Jahrring 1997

 

Christian Pappa: Im sonnigen Furbino,
Calven-Verlag, Chur, 1973

Giuseppe Zoppi: Das Buch von der
Alp, Benziger Einsiedeln/Köln, 1939

Allen Roy Evans: Der Zug der Renntiere,
Büchergilde Gutenberg, Zürich, 1953
René Gardi: Unter dem Polarkreis,
Büchergilde Gutenberg, Zürich, 1961

Bernt Federau, Axel Patitz: Schottland, Prisma Verlag,
Gütersloh, 1986
Jürg Paul Müller: Der Bartgeier, Desertina Verlag,
Disentis, 1992


Alfred Andersch: Wanderungen im Norden,
Walter-Verlag, Olten/Freiburg i.Br., 1962


Ernst Zahn: Spiel der Liebe, Verlag Georg
Fromme & Co., Wien, 1947. Der ehemalige
Wirt des Bahnhofbuffet Göschenen war
zu seiner Zeit in Bestseller-Autor.

Herbert Meier: Verwandschaften, Benziger, Zürich/Köln, 1963

Oskar Bär: Geographie der Schweiz,
Lehrmittelverlag des Kantons Zürich, 1973
Mein Geographiebuch in der Sekundarschule

Ferdinand Ramuz: Paris, Büchergilde
Gutenberg, Zürich, 1939


Emil Ernst Ronner: Florens der Pfadfinder,
Vadian, St. Gallen, 1952

6. Januar 2021

Und es gibt keiner dem andern ein böses Wort

Hanspeter Bundi: Und es gibt keiner dem
andern ein böses Wort, Lenos, Basel, 1999
Auswärtigen Besucherinnen und Besuchern fällt immer wieder die gesittete Unhöflichkeit auf, mit der die Einwohner der Schweiz einander begegnen. Niemand spricht laut, keiner gibt dem andern ein böses Wort, und wenn gedrängelt wird, dann so, dass es aussieht, als werde nicht gedrängelt.

Hanspeter Bundi kennt und beschreibt diese Schweiz. Den mahnenden Zeigefinger des frommen Vaters, wenn der Sohn die richtige Bibelstelle nicht auf Anhieb weiss. Den verheissungsvollen Glanz der Anlagebroschüre auf dem Küchentisch des Kleinbauern. Das junge und konturlose Gesicht des Personalchefs, der einen alten Arbeiter entlässt. Bundi sieht die Oberfläche, und er sieht auch, wo diese Oberfläche brüchig ist oder wo für einen Moment etwas von dem aufblitzt, was darunter brodelt. Er sieht Hass und Trauer, Habgier, Melancholie, Sehnsucht. Das vor allem: die Sehnsucht nach einem andern Leben. (Klappentext)

Moors Fazit: Auch 20 Jahre nach dem Erscheinen sind Bundis Reportagen sehr lesenswert. Nicht nur der Inhalte sondern auch der schon fast poetischen Sprache wegen.

5. Januar 2021

Ein Frühling im Tessin

Christine Brückner: Ein Frühling im Tessin,
Ullstein, Frankfurt/Berlin, 1987
Von der Terrasse der Casa Susanna aus blickt man über den Lago Maggiore. Wer scharfe Augen hat, kann Susanna beobachten, die mit einem Mann an der Uferpromenade spazierengeht. Den Hausherrn hingegen sieht man nicht: Soeben entschwand er mit Lotte, seiner Sekretärin, drüben auf der anderen Seite des Sees dem suchenden Blick … 

Susanna ihrerseits hat sich den Junggesellen Friedrich Georg eingeladen und ist im Begriff, mit ihm ins «Tal der hundert Täler» zu fahren – und auch das kann man von der Terrasse der Casa Susanna aus nicht sehen … Meist sieht man ohnehin nichts, weil es andauernd regnet. Dass sich die Leser dennoch keineswegs langweilen, spricht für die Qualität dieses ungemein gescheiten und amüsanten Unterhaltungsromans. (Inhaltsangabe im Buch)

4. Januar 2021

Die Spirale – Etappe 1


Am 1. Januar 2021, um 08.00 Uhr nahm ich sie beim Zytglogge-Turm in Bern in Angriff: die Wanderspirale. In konzentrischer Laufbahn lasse ich mich im Uhrzeigersinn auf einer Route von insgesamt 817 Kilometern vom Zentrum Berns nach Burgistein, meinem Wohnort, katapultieren. Gemäss meiner digitalen Karte werde ich hierfür 223½ Wanderstunden benötigen und dabei rund 23.000 Meter im Auf- und Abstieg zu bewältigen haben. Nicht übel, wenn man bedenkt, dass die Luftlinie zwischen Zytglogge und Burgistein schlappe 17,5 Kilometer misst.

Wanderspirale Etappe 1: Bern Zytglogge – Ostermundigen Hubel
Dass sich mein Vorhaben indes lohnen wird, hat mir die erste Etappe von 18,5 km Länge bereits bewiesen. Die Route vom Zytglogge nach Ostermundigen führte bei 5–10 cm frisch gefallenem Nassschnee nicht nur drei Mal über die Aare, sondern auch durch beschauliche Wohnquartiere, brachiale Industriezonen, mondäne und zum Teil schwer bewachte Botschaftsviertel, an den Stadien des BSC Young Boys und des Schlittschuhclubs Bern vorbei, über Autobahnen hinweg und unter Autobahnen hindurch. Ich geriet am Unigebäude und am Paul-Klee-Zentrum vorbei, durchmass das weitläufige Gelände der psychiatrischen Klinik Waldau, folgte dem Rand des Dählhölzliwaldes, fotografierte unweit der chinesischen Botschaft friedlich weidende Schafe, nahm im Garten eines auf Bidonville getrimmten, derzeit aber geschlossenen Restaurants das mitgeführte Mittagessen ein, wünschte den wenigen Passanten ein gutes neues Jahr, machte auf einer Sitzbank mit der mit Abstand höchsten Rückenlehne, die mir je begegnet ist, eine Pause. Und so weiter und so fort.

Noch Fragen?

Das Mega-Bänkli an der Ecke Jolimontstrasse/Kasthoferstrasse
in der Nähe des Ostrings.


3. Januar 2021

Das kuriose Neuseeland-Buch

Stephen Barnett, John McCrystal:
Das kuriose Neuseeland-Buch, Fischer
Taschenbuchverlag, Frankfurt, 2012
Die Neuseeländer Stephen Barnett und John McCrystal haben alles Kuriose, Unglaubliche, Wissens- und Unwissenswerte über ihr Heimatland hübsch sortiert und ordentlich aufgelistet. Herausgekommen ist ein unterhaltsamer Reisebegleiter für die Hosentasche voller Daten und Fakten, der absolut brennende Fragen beantwortet:

Was können Neuseeländer besser als Australier?
Wie heissen die erfolgreichten All Blacks aller Zeiten?
Wo lauern Neuseelands gefährlichste Strände?
Welche Erfindungen wurden nach Neuseeländern benannt?
Was, ausser Kiwis, wächst noch in Neuseeland?

2. Januar 2021

Das Klappern der Zoccoli

Beat Hächler (Herausgeber): Das Klappern
der Zoccoli, Rotpunkt, Zürich, 2000
Hermann Hesse, Max Frisch, Carl Spitteler, Emmy Hennings, Friedrich Glauser, Piero Bianconi, Plinio Martini und viele andere haben zur Literatur des Tessins beigetragen. Dieser Literatur und der Landschaft hinter dem Text wird auf 35 Wanderungen und Spaziergängen nachgespürt. Entstanden ist ein Lesebuch zum Wandern und ein Wanderbuch zum Lesen, geschrieben von Autorinnen und Autoren aus der Deutschschweiz und dem Tessin. (Klappentext)