28. Februar 2021

Berner Heimatbücher

Sie sind in Berner Buchantiquariaten nicht wegzudenken: Die Berner Heimatbücher. Als ich in den 1980er-Jahren in Antiquariaten herumzustöbern begann, habe ich mir etliche dieser «Bücher» – genau genommen sind es Broschüren – gekauft ... und auch gelesen. Hier eine Auswahl davon. 
Robert Ganz: Hilterfingen und Hünibach,
Haupt, Bern, 2002
Eduard Gerber, Karl Ludwig Schmalz:
Findlinge, Haupt, Bern, 1948
Diverse Autoren: Der Hohgant – Krone des
Emmentals, Haupt, Bern, 1964



Otto Nyffeler, Hans Stucki: Diemtigtal, Haupt,
Bern, 1992

Walter Steiner: Eggiwil • Röthenbach, Haupt,
Bern, 1974

Rudolf Zbinden, Max Pfister: Langnau i.E.,
Haupt, Bern, 1963

27. Februar 2021

Spaziergänge

Franz Hohler: Spaziergänge, Luchterhand,
München, 2012
«Hochregallager!» Mittags, an einem kalten grauen Märztag, liest Franz Hohler dieses Wort zum ersten Mal. Er könnte eines dieser Regale kaufen, legt ihm das Schild nahe, doch er zieht einen kleinen Ausflug an einem Seeufer entlang vor. Einjahr lang hat Franz Hohler jede Woche einen Spaziergang unternommen, jede Woche gezielt einen anderen. Was er auf diesen Spaziergängen gesehen hat und was ihm beim Gehen widerfahren und aufgefallen ist, hat er in diesem aussergewöhnlichen Buch festgehalten. Ein Jahr durchleben wir mit ihm unterwegs und staunen wie er über einen hochgewirbelten Möwenschwarm oder über ein Plakat, dass Gott uns suche – warum ausgerechnet uns? Seine kurzen Erzählungen sind eine Schule des Sehens und der Achtsamkeit, und nach und nach bekommen wir eine Ahnung, was Heimat heute ist und was Sie sein könnte … (Klappentext)

26. Februar 2021

Allmen und die Libellen

Martin Suter: Allmen und die Libellen,
Diogenes, Zürich, 2011
Allmen, eleganter Gentleman, Lebemann, Kunstsammler und charmanter Hochstapler, hat über die Jahre das Millionenerbe seines Vaters durchgebracht. Das hochherrschaftliche Anwesen musste er verkaufen, er hat sich mit seinem lebenserfahrenen Faktotum Carlos aus Guatemala ins bescheidene Gärtnerhaus zurückgezogen.

So schlecht er mit Geld umgehen kann, so virtuos beherrscht er den Umgang mit Schulden und Gläubigern. Insbesondere die diskrete Geschäftsbeziehung zu einem Antiquitätenhändler hilft ihm immer wieder aus der Bredouille. Anfangs war Allmen bei ihm guter Kunde, mittlerweile ist er guter Lieferant, erst mit Stücken aus der eigenen Sammlung, dann mit Objekten, über deren Herkunft ein Gentleman besser schweigt.

Bis ihn nach einem alkoholseligen Opernabend Jojo, eine heißhungrige junge Frau, in die See-Villa ihres Vaters abschleppt und er dort eine Sammlung von fünf bezaubernden Jugendstil-Schalen entdeckt, jede ein kleines Vermögen wert. Und jede mit einem Geheimnis behaftet.

Eine Herausforderung, an der er wachsen – oder die ihn das Leben kosten kann.
(Klappentext)

25. Februar 2021

Bosco Gurin

Tobias Tomamichel: Bosco Gurin,
Gesellschaft Walserhaus Gurin, 1997
Bosco Gurin ist das einzige deutschsprachige Dorf im Kanton Tessin. Es handelt sich um eine Walsersiedlung, die schon Mitte des 13. Jahrhunderts urkundlich nachgewiesen ist.

Der Verfasser des vorliegenden Buches, Tobias Tomamichel, war gebürtiger Guriner, der ausser seinem angestammten Heimatdialekt sowohl die deutsche wie auch die italienische Sprache beherrschte. Er war daher der nicht leichten Aufgabe gewachsen, eine höheren Ansprüchen genügende Monographie des Walserdorfes zu verfassen, die die erforderliche Vollständigkeit mit sachlicher Richtigkeit verbindet. Sein Bruder, Hans Tomamichel, ergänzte den Text mit über sechzig gekonnten Zeichnungen in kongenialer Weise.

So ist ein Werk entstanden, das in Wort und Bild kompetenten Aufschluss gibt über die Walser, über die Geschichte des einzigartigen Dorfes, das tägliche Leben seiner Bewohner mit seinen Schwierigkeiten und Gefahren, ihr bodenständiges Brauchtum und über ihre Sprache, das eigenständige Gurinerdeutsch.

Die Darstellung beruht auf eigenem Erleben und ernsthaften Nachforschungen und Studien. Sie kann daher vor der fachmännischen Kritik bestehen, ist aber zugleich so allgemein verständlich und anregend geschrieben, dass sie weiteste Kreise erfreuen und begeistern wird.

Leonhard Tomamichel hat die dritte Auflage auf den heutigen Stand des Wissens nachgeführt und die seit den fünfziger Jahren eingetretenen Änderungen berücksichtigt.
(Klappentext)

24. Februar 2021

Die Kunst des Wanderns

Alexander Knecht, Günter Stolzenberger (Hrsg.):
Die Kunst des Wanderns, Deutscher
Taschenbuch Verlag, München, 1997
Dieser literarische Wegbegleiter versammelt Texte und Textauszüge der Weltliteratur von der Zeit an, da das Freizeit-Wandern «erfunden» wurde – das war das 18. Jahrhundert Rousseaus – bis in unsere Gegenwart, die etwa in Bruce Chatwin einen der literarischsten Wanderer überhaupt hatte. Dazwischen liegt ein weiter Weg, auf dem einiges passiert: Nicht etwa chronologisch, sondern nach wanderspezifischen Themen werden die literarischen Bündel geschnürt, und so begibt man sich auf GRATWANDERUNGEN mit Marcel Proust, Thomas Mann oder Peter Handke, trotzt WIND UND WETTER mit Ludwig Tieck und Max Frisch, philosophiert auf GEDANKEN-GÄNGEN mit Kierkegaard und Nietzsche, aber auch Poe und Kleist und gerät AUF ABWEGE mit Joseph Roth und Kurt Tucholsky. VERLIEBTE WANDERER sind Bettine von Arnim und Hermann Hesse, und Mark Twain sinniert AM WEGESRAND über die «Hohlköpfigkeit der Durchschnittsameise» … Noch nicht einmal ein Sechstel der Weggenossen ist damit benannt, die man mit Gewinn befragen kann, wenn es unsereinem angesichts der Schönheit des Gesehenen die Sprache verschlägt. (Inhaltsangabe zum Buch)

23. Februar 2021

Im Schatten des Campanile

Werner Bucher: Im Schatten des Campanile,
Appenzeller Verlag, Herisau, 2000
Der Autor von «Unruhen» hat mit «Im Schatten des Campanile» einen neuen Roman geschrieben, in dem Unzufriedene dominieren. Wütend verbeissen sich der Appenzeller Anton Inauen und die Deutsche Ute Gründel im überalterten Tessiner Dorf Montevecchia in ihre Ressentiments, Projektionen und zahllosen Unterstellungen, mit denen sie Mitmenschen in die jeweiligen Schubladen einschliessen. Die Welt gab ihnen nie, was beiden nach eigenem Dafürhalten zustand. Neid und Hass sind die Folgen. Kaum besser reagieren andere Bewohner des Dorfes auf ihre Welterfahrungen. Einzig drei alte Männer entrinnen dem Schatten der Vergangenheit, gehören nicht zu den vermeintlich oder tatsächlich Zukurzgekommenen. Ist aber eine Umkehr wenigstens für einige Montevecchiesi möglich?

Das faszinierend geschriebene, wie bei einem Kriminalroman äusserst spannende und doch eindrücklich heutige Welt ins Wort umsetzende Buch deutet an, wohin die Reise gehen könnte. Damit nicht genug: Die Figuren werden für die Leserin, den Leser greifbar, deren Abgründe, Sehnsüchte, Gewohnheiten und ihr Engagement oder ihre Gleichgültigkeit gegenüber einer von Jahr zu Jahr stärker bedrohten Umwelt. Auch über das Handwerk und die Schwierigkeiten heutigen Schreibens wird nachgedacht, verschiedene Stil- und Optikwechsel werden erprobt und wieder verworfen; und dass i, Mythologisches mit ins Spiel kommt, Urmenschliches und längst Gewesenes in den Personen dieses Romans durchbricht, gibt dem Buch zusätzliche Tiefe.
(Klappentext)

22. Februar 2021

Italien in vollen Zügen

Tim Parks: Italien in vollen Zügen, Kunstmann,
München, 2014
Tim Parks‘ Bücher über Italien sind «so lebendig, so voll mit köstlichen Details, dass sie als würdiger Ersatz für das Wirkliche dienen können» (Los Angeles Times). In diesem äusserst unterhaltsamen Reisebericht zeichnet Tim Parks ein authentisches Portrait italienischer Lebensweise – wie es sich auf Zugfahrten durch das Land erschliesst. Ob als Pendler in ratternden Regionalbahnen, beim Kampf mit tückischen Fahrkartenautomaten oder auf der Suche nach dem richtigen Gleis im majestätischen Hauptbahnhof Mailands, immer richtet sich sein literarischer Blick auf Details, auf Besonderheiten.

In unvergesslichen Begegnungen mit pedantischen Schaffnern und kauzigen Mitreisenden, mit Priestern und Prostituierten, Schülern und Verliebten fängt Parks ein, was für das italienische Leben so charakteristisch ist: die Obsession für Geschwindigkeit und zugleich der Sinn für lebensfreundliche Entschleunigung; die grossartigen Baudenkmäler und ihre fast schon gezielte Vernachlässigung; und die unsterbliche Begeisterung für ein gutes Argument und den perfekten Cappuccino.

Italien in vollen Zügen erzählt auch, wie die Eisenbahn dazu beigetragen hat, Italien als Staat zu konstituieren, und wie ihre Entwicklung das Bewusstsein Italiens von sich selbst reflektiert – von Garibaldi zu Mussolini zu Berlusconi und darüber hinaus.
(Klappentext)

Moors Fazit: Lesen! Unbedingt!

21. Februar 2021

Mordsspaziergänge

Dominique Strebel, Patrik Wülser (Hrsg):
Mordsspaziergänge, Rotpunkt, Zürich,
Mordsspaziergänge auf den Spuren von Friedrich Glauser, Friedrich Dürrenmatt, Walter Vogt und vielen anderen: Die meisten literarischen Verbrechen der Schweiz spielen im Kanton Bern: im Emmental, im Berner Oberland, im Seeland oder in der Stadt Bern. Einfache Wanderungen führen zu den realen Orten, an denen man die Atmosphäre der Kriminalromane fühlen und riechen und, dank der beigelegten CD, auch hören kann. Eine Entdeckungsreise, ein Lesegenuss – und Tipps für den faulen Sonntag. (Klappentext)

20. Februar 2021

Der Spielplatz Europas

Leslie Stephen: Der Spielplatz Europas,
Amstutz, Herdeg & Co. Zürich/Leipzig, 1942
Wenn auch schon vorher einige wenige hohe Berge bestiegen wurden, so ist doch der «Alpinismus» noch keine hundert Jahre alt. Er wurde r echt eigentlich von englischen Reisenden geschaffen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die Schönheit der wilden Natur war um die Wende des neunzehnten Jahrhunderts entdeckt worden. Wie das fast bei jeder solchen Umwälzung der ästhetischen Anschauung geht, so schossen auch hier die Propheten ein bisschen über das Ziel hinaus. Selbst Rousseau und Byron wurden, trotz allem, was sie zu sagen hatten und auch sagen konnten, als allzu sentimental empfunden.

Die englischen Berg-Pioniere brachten die Naturbegeisterung auf ein allgemein verständliches und gesundes Mass zurück. Sie waren es, die die «alpine Literatur» schufen. Diese klassischen englischen Bücher über Gebirge und Bergsteigen sind wirklich Literatur im besten Sinn, sie behalten ihren Wert, sie sind heute so interessant und lesenswert wie je. Daneben sind sie «Abenteurerbücher»; ihre innere Wahrhaftigkeit, die Spannung der Geschehnisse und ihre echte Begeisterung sichern den best en von ihnen einen Platz in der Literatur.

Mit an erster Stelle steht hier Leslie Stephen mit seinem «SPIELPLATZ EUROPAS». Er war der erste, der bewusst und absichtlich auf jede wissenschaftliche Verbrämung in seinen Bergschilderungen verzichtete. Er gab nur «Fahrtbericht», «Impression» und «philosophische Betrachtung». Das konnte er tun, weil er eine einmalige und glückliche Mischung war von Literat, Denker, Künstler und Bergsteiger. Er war Theologieprofessor in Cambridge und machte sich als Mitarbeiter der «Saturday Review» und später als jahrelanger Redaktor des «Cornhill Magazine», das durch ihn zu grosser literarischer Bedeutung gelangte, sowie als Verfasser zahlreicher philosophischer und anderer Werke einen bedeutenden Namen im angelsächsischen Schrifttum seiner Zeit.

Es mag hier interessieren, dass seine erste Frau eine Tochter von Thackeray war und eine seiner Töchter die jüngst verstorbene, bekannte Romanschriftstellerin Virginia Wolf. Er selbst schreibt einen glänzenden Stil, voller Humor und Witz, oft satirisch und ironisch, aber auch voll Selbstironie – und niemals boshaft und verletzend. In der «goldenen Zeit » des Alpinismus gelangen Stephen eine grosse Reihe glänzender Neutouren (Monte della Disgrazia, Überschreitung von Jungfraujoch und Fiescherjoch, Bietschhorn, Blümlisalp, Rothorn, Jungfrau vom Rottal, Lysskamm von Westen, Schreckhorn, Mont Mallet, Überschreitung vom Col des Hirondelles etc.).

Seine Berichte darüber lesen sich heute noch so frisch wie einst. An Einfühlung in die Bergwelt, an feinen Beobachtungen, an sprachlichem Können und Kunst der Darstellung kommen ihm wohl nur wenige – wenn überhaupt jemand – gleich. «DER SPIELPLATZ EUROPAS» lenkt den Blick wieder auf die geistigen Werte des Bergsteigens im Gegensatz zum modernen «Betrieb» mit seiner übertriebenen Anwendung technischer Hilfsmittel und seiner Rekordsucht.
(Klappentext)

19. Februar 2021

Allmen und die verschwundene Maria

Martin Suter: Allmen und die verschwundene
Maria, Diogenes, Zürich, 2014
Maria Moreno gegen das Dahlienbild, hatten die Entführer auf der letzten Seite von «Allmen und die Dahlien» gefordert. Das millionenschwere Kunstwerk, mittlerweile wieder im Besitz von Dalia Gutbauer, ist zwar greifbar, doch es gibt ein Problem: Durch eine Laune der alten Dame ist es nicht mehr ganz unversehrt. Und mit einem beschädigten Fantin-Latour lässt sich der Deal natürlich nicht machen.

Angetrieben von seinem verzweifelten Faktotum Carlos, versucht Johann Friedrich von Allmen zu retten, was zu retten ist. Sie fahnden nach einem kostbaren Stückchen Leinwand, bekommen es mit einem gerissenen Restaurator und noch gerisseneren Ganoven zu tun und dürfen zwei alte Damen nicht aus dem Blick verlieren, die ihren sehr eigenen Kopf haben. All dies unter dem dramatischen Druck einer tickenden Zeitbombe – dem Leben von Marla Moreno.
(Klappentext)

18. Februar 2021

Norwegen

Peter Mertz: Norwegen, Bruckmann,
München, 1998
20 Touren für anspruchsvolle Wanderungen und gemütliche Spaziergänge. Exakte Kartenskizzen in Farbe. Sonderseiten «Natur beobachten» mit den NaturHighlights der Region. Übersichtliche Infokästen mit Informationen zum Tourencharakter, zu Anfahrt, Gehzeit, Ausrüstungstips und Einkehrmöglichkeiten. Wertvolle Zusatzinformationen über Sehens- und Wissenswertes am Weg, Varianten und Alternativen. Tourenbegleiter zum Mitnehmen im praktischen Taschen-Einsteckformat mit allen wichtigen Infos und einer Übersichtskarte zur Tour. (Klappentext)

17. Februar 2021

Walden

Henry David Thoreau: Walden, Könemann,
Köln, 1999
Das berühmteste Werk des amerikanischen Dichters Henry David Thoreau (1817–62) basiert auf Tagebuchnotizen zu einem zweieinhalbjährigen Aufenthalt des Autors in einem selbstgezimmerten Holzhaus am Ufer des Waldensees, unweit seines Heimatortes Concord, Massachusetts. Dorthin hatte er sich zwischen 1845 und 1847 zurückgezogen, um ein Experiment ganz eigener Art durchzuführen: Er beschränkte sich auf die einfachsten und elementarsten Bedürfnisse und tat nur das Notwendigste zu deren Befriedigung, nicht um sich als Lebenskünstler ein bequemes Leben zu verschaffen, sondern um in Schlichtheit und vor allem «Musse zum wirklichen Leben» sich der Entfaltung seiner Spiritualität und Moralität zu widmen. Damit wollte er ein Zeichen setzen gegen die Technikeuphorie seiner Zeit und den grenzenlosen Optimismus seiner Landsleute, die sich auf einem Weg in eine neue Zivilisation jenseits der kühnsten Menschheitsträume sahen. Thoreau glaubte an das Recht des einzelnen zu freier, unkonventioneller Entscheidung, allein an den Normen der Natur orientiert. Dabei verfiel er weder in völlige Naturschwärmerei noch in einen radikalen Individualismus. Es ging ihm dabei auch weniger um Gesellschaftskritik als um das Individuum, das er aus den Zwängen seines oft selbstgewählten sklavischen Charakters befreien wollte. In «Walden» hat Thoreau die Erlebnisse dieser zweieinhalb Jahre in der Zeit eines Jahreskreislaufs zusammengefasst; kein Tatsachenbericht über ein Eremitendasein, sondern ein Mythos von der Fähigkeit des Menschen zu Selbstverwirklichung. (Klappentext)

16. Februar 2021

Deutschlandreise

Roger Willemsen: Deutschlandreise,
Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt, 2006
Wochenlang reiste Roger Willemsen mit dem Zug durch Deutschland – von Konstanz nach Kap Arkona, von Bonn nach Berlin, von Rostock nach Oberstdorf. Aus seinen Beobachtungen entwirft er das facettenreiche Bild eines Landes, das uns allen bekannt zu sein scheint und schon deshalb unbekannt zu werden droht. Ob bei einer Abiturfeier in Bonn oder in einem schäbigen Hotel in Berlin, ob bei den Schachspielern an der Brücke von Remagen oder bei der Begegnung mit einem Pornodarsteller – Roger Willemsen notiert und kommentiert Gespräche, Werbesprüche, Redensarten und Geschichten. Mit wacher Neugier und dem Blick des Forschers entdeckt er das Wesentliche im Alltäglichen und das Typische im Zufälligen – das Glück und Unglück des ganz normalen Lebens. (Klappentext)

«Willemsen fährt dorthin, wo die meisten nicht hinwollen, die Mehrheit jedoch zu Hause ist. Er ist ein unbestechlicher Reisebegleiter. Seine Augen lassen sich nicht betrügen und seine Sprache gaukelt uns nichts vor.» Freitag

15. Februar 2021

Kind der Aare

Hansjörg Schneider: Kind der Aare,
Diogenes, Zürich, 2018
Hansjörg Schneider geht an die Quellen seiner Herkunft zurück – als Mensch wie als Schriftsteller. Und setzt ein bei der Aare, dem grünen Fluss, der Schneiders Heimatkanton Aargau den Namen gibt. «Ich will der Erinnerung dorthin folgen, wo sie mich hinführt.» Und die Erinnerung sprudelt und strömt, genau wie die Aare.

Sie führt Hansjörg Schneider zurück in ein Land, dass es so gar nicht mehr gibt: die Schweiz der Nachkriegsjahre. Sie lässt ihn von seinen Eltern erzählen, von seiner Kindheit im ländlichen Aargau samt all ihren Freuden und Schrecknissen, von seinen frühen Begeisterungen für Kunst und Literatur und den ersten kleinen Fluchten und Aufbrüchen – bis hin zum Sprung in das ungewisse Leben als Romancier und Dramatiker. Ein Blick zurück in Liebe, Trauer, Zorn und Zärtlichkeit von einem der bekanntesten und beliebtesten Autoren der Schweiz.
(Klappentext)

14. Februar 2021

Alpensüdseite

Betty Knobel: Alpensüdseite, Rotapfel,
Zürich, 1971
Ein sympathisches, charakteristisches Buch haben die beiden bekannten, künstlerisch tätigen Schwestern wieder gemeinsam gestaltet: ein Buch, das in Text und Bild ihrer «zweiten Heimat», dem Tessin, gewidmet ist. Seit Jahrzehnten ist er für sie nicht nur ein geliebter Ferienort, sondern Teil ihres Lebens und Stätte ihrer Arbeit. Die intime Kenntnis, das tiefe Vertrautsein mit Land und Leuten zeigt sich immer wieder in beglückender Weise, und überall spürt man auch, wie sehr die interessanten (oft auch dichterischen) Feuilletons von Betty und die schwungvollen Zeichnungen von Verena Knobel aufeinander abgestimmt sind. Nicht nur Illustrationen eines vorliegenden Textes sind die letzteren, immer ist es ein gemeinsames Erleben, das Ausgangspunkt zum gemeinsamen Gestalten bildet.

Da wird von heiter beschwingten Tessiner Volksfesten, aber auch von Menschenschicksalen, von stillen Inselstunden und Blumenpracht, von einem Bollwerk eidgenössischer Geschichte, vom Wandern in der Leventina, von den Tessineralpen berichtet. Man hört von drohenden Waldbränden, erlebt eine Fahrt im Postauto und ist zu Gast im Geburtsort des hundertjährigen Dichters Francesco Chiesa. Das Elementare eines Morgengewitters im Süden, der eigenartige Zauber eines Regentages am Langensee, das Werefkin-Museum in Ascona, die Villa Ruggiero-Leoncavallo in Brissago und manch anderes werden uns zum Erlebnis.

Das besinnungsreiche, lebendig geschriebene und grosszügig illustrierte Buch wird vielen Lesern und Betrachtern, insbesondere wohl auch vielen Beschenkten wirklich Freude bereiten.
(Klappentext)

13. Februar 2021

Eine Bahn im Rhythmus der Zeit

Lothar Beer: Ein Bahn im Rhytmus der Zeit,
Hecht Verlag, Hard, 2007

Im vorliegenden Buch wurde der Versuch unternommen, die spannende Geschichte der Bregenzerwaldbahn – Museumsbahn (BWB-MB) aufzuzeigen und mit zahlreichem Bildmaterial zu belegen. Zum besseren Verständnis der Museumsbahngeschichte wird dem Leser zur Einführung ein geschichtlicher Überblick zur Bregenzerwaldbahn geboten. Neben der chronologischen Darstellung

«20 Jahre Museumsbahnbetrieb» werden in eigenen Themenabschnitten die speziellen Anlagen und Einrichtungen, einschliesslich der Fahrzeuge, ausführlich erläutert und alles Wissenswerte über die Museumsbahn vermittelt. Vor allem aber sollen die vielfältigen Aktivitäten des rührigen Vereins einem breiten Leserkreis vorgestellt werden.

Eine Streckenbeschreibung und Vorschläge über Wandermöglichkeiten geben dem Fahrgast Informationen übe r die Museumsbahn und deren näheren Umgebung. Die Vielzahl der Fahrzeuge (Diesel-, Dampflokomotiven und Wagen), die bei der Museumsbahn zum Einsatz kamen, werden in einem umfangreichen Themenblock (ergänzt mit vielen Bildern, Daten und Skizzen) vorgestellt.

Über die erfreuliche Zunahme der Fahrgastfrequenz, ein Ergebnis gezielter Aufbauarbeit durch die Vereinsmitglieder, wird im Abschnitt «Beförderungsleistungen und Strukturdaten» berichtet.

Ein eigener Themenschwerpunkt ist der Arbeit der aktiven Mitglieder gewidmet, die unentgeltlich für die Museumsbahn tätig sind. Zum Abschluss des Buches werden Möglichkeiten über die Zukunft der Museumsbahn aufgezeigt, denn diese Bahn stellt heute für die Region eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung dar. In einem Rückblick, der mit dem Museumsbahngedanken verbunden ist, wird der derzeitige Zustand der Bregenzerwaldbahn-Trasse mit ihren Bauwerken dargestellt und die Erhaltung dieses historischen Verkehrsweges hinterfragt.

Da frühere Publikationen über die Bahn in d en Bregenzerwald schon seit längerem vergriffen sind, und immer wieder ein Buch übe r die «Bahngeschichte» dieser Region verlangt wird, hat sich der Verein, gemeinsam mit dem Verlag entschlossen, das vorliegende Werk herauszubringen. Ursprünglich war geplant, das Thema «Bregenzerwaldbahn und Museumsbahn» in einem Band zu vereinen. Auf Grund des grossen Umfanges an Texten und Bildmaterial musste eine Aufteilung der beiden Bereiche vorgenommen werden. Aus Anlass des 20-jährigen «Betriebsjubiläums» beschloss der Verein, vorerst e in eigenes Buch über die Museumsbahn herauszugeben. Die mit viel Aufwand entstandene Dokumentation bietet eine lückenlose Darstellung der Museumsbahngeschichte von den Anfängen bis heute.

Das Buch soll vor allem an die großen Leistungen der «Museumseisenbahner» erinnern, denn ihnen ist zu verdanken, dass in d er grössten Vorarlberger Talschaft noch eine Teilstrecke vom einstigen «Bähnle», einem verkehrsgeschichtlichen Bauwerk unserer Vorfahren, erhalten blieb.

Vorwort des Autors

12. Februar 2021

Blösch

Beat Sterchi: Blösch, Diogenes,
Zürich, 1983
«Blösch» ist Beat Sterchis erster Roman. Er handelt vom Leben eines Spaniers, der als Knecht auf einen Bauernhof kommt, von seinem friedlichen Leben mit den Kühen und von den nicht so friedlichen Dorfbewohnern. (Klappentext)

«Ein wilder, dämonischer und ein zugleich langsamer, magisch poetischer Roman.» Ralf Michaelis / Die Zeit, Hamburg

11. Februar 2021

Schweizer Schriftsteller persönlich

Benita Cantieni: Schweizer Schriftsteller
persönlich, Ex Libris, Zürich, 1985
Sie schreiben, weil sie schreiben müssen oder schreiben wollen. Sie können nicht leben, ohne zu schreiben. Die meisten können von dem, was sie schreiben, sogar leben. Für ein so kleines Land wie die Schweiz sind die Schriftsteller zahlreich; aber sie lassen sich nicht über einen Kamm scheren, sind im Privaten widerborstig und oft noch schwerer zugänglich als in ihren Werken. Benita Cantieni, Journalistin, bekannt für ihre kenntnisreichen, aber angriffigen Interviews und Reportagen, hat in langen, persönlichen Gesprächen versucht, hinter dem Schriftsteller, hinter seinem offiziellen Gehabe, den Menschen zu entdecken. Benita Cantieni hat folgende Autorinnen und Autoren interviewt: Laure Wyss, Paul Nizon, Raffael Ganz, Walther Kauer, Margrit Schriber, Hermann Burger, Silvio Blatter, Urs Widmer, Gertrud Wilker, Beat Brechbühl, Hugo Loetscher, Erika Burkart, Jürg Federspiel, Mariella Mehr, Hansjörg Scherten leib. (Klappentext)

10. Februar 2021

Die Umschlaglosen III

Und noch mehr Bücher, die ohne Umschlagtexte auskommen und so den Leser über den Inhalt im Ungewissen lassen, ehe er das Buch gelesen hat. 

René Teuteberg: Niklaus Bolt, Verlag von
Heinrich Majer, Basel, 1953

Carl Täuber: Aus den Tessiner Bergen,
Orell Füssli, Zürich, ca. 1910

Erling Welle-Strand: Bergwandern in
Norwegen, Nortrabooks, Oslo, 1981

Maurice Zermatten: Der Heimweg,
Benziger, Einsiedeln/Köln, 1941

Werner von der Schulenburg: Tre
Fontane, Franz Decker Verlag, Schmiden/
Stuttgart, 1961
Werner von der Schulenburg: Briefe
vom Roccolo, Erich Sicker, Berlin, 1944


Diverse Autoren: Das war der alte Bahnhof, Benteli, Bern, 1997


 

Diverse Autoren: Unsere Landeskarten, Verlag
des Schweizer Alpen-Club, Bern, 1979
Eduard Imhof: Bildhauer der Berge, Verlag
des Schweizer Alpen-Club, Bern, 1981

Conrad Ferdinand Meyer: Jürg Jenatsch,
Reclam Junior, Stuttgart, 1985

Adalbert Stifter: Der Hochwald, Reclam
Junior, Stuttgart, 1995

 

Carl Spitteler: Meine frühesten
Erlebnisse, Artemis, Zürich, 1986

Walter Keller: Schatzkästlein tessinischer
Erzählungen, Eichen-Verlag, Arbon, 1952

 

Felix Landmann, Franz K. Opitz: Abenteuer Tessin, GS-Verlag, Basel, 1988
 

Klaus Jopp: Das HO Gleisplanbuch,
Edition Roco, Salzburg, 1989

R.B. Robertson: Von Schotten und Schafen,
Ullstein, Berlin/Frankfurt/Wien, 1958

Albert Schaufelberger: Thuner Reben –
Thuner Wein, Ott, Thun, 1986

Schweizerische Bundesbahnen: Signalbuch,
Pharos, Basel, 1982
Melchior Sooder: Habkern, Schweizerische
Gesellschaft für Volkskunde, Basel, 1982

 

Ernst Konrad Rieder: Beglückendes
Wandern, Feuz, Bern

Ludwig Renn: Zu Fuss zum Orient – Ausweg,
Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar, 1968

Andreas Staeger: Wandern, Rub Media,
Bern, Jahrring 2011

Guglielmo Canevascini: Ein Dorf erwacht,
Büchergilde Gutenberg, Zürich, 1944

Gontran de Poncins: Kabluna, Büchergilde
Gutenberg, Zürich, 1943
Venero Delucchi: Angst im Schatten, Eichen-
Verlag, Arbon, 1954

Erich Kästner: Probepackung, Hyperion,
Freiburg i.Br., 1957

 

 

9. Februar 2021

Die Spirale – Etappe 3

Fahrt mit dem Bus nach Stuckishaus ans Ende der 2. Etappe. Vor ein paar Tagen gab es im Raum Bern ein Erdbeben. Das Epizentrum lag bei Bremgarten. Und Stuckishaus ist ein Teil Bremgartens. Als ich die Nachricht des Bebens vernahm, sah ich die 3. Spiralwanderetappe in Gefahr, wollte ich doch nicht als Katastrophentourist vor Ort auftauchen. Doch die Schweizerische Erdbebenzentrale gab Entwarnung, denn bei einer Stärke von 2.8, so wie das in Bremgarten der Fall war, sei nicht mit Schäden zu rechnen. Erleichterung keimte auf.

Auf das Erdbeben folgte eine Staubplage aus der Sahara. Für diesen Samstag, den 6. Februar 2021 war zwar Sonne prognostiziert, aber eben auch Wüstenstaub, der dann den Himmel über Bern den ganzen Tag mit einer Sepiatönung überzog. Ich fühlte mich ins Zeitalter der schwarzweissen Stummfilme zurückversetzt. Die sonderbare Bewölkung führte dazu, dass es auch am Mittag so düster war wie um 8 Uhr morgens.

Die Route bot ein Wechselbad der Gefühle. Da war zuerst der naturgeschützte Bremgartenhoger an dessen Fuss bunkerartige Reiheneinfamilienhäuser aus Beton im Flachdachmodus standen. Herbe Romantik dann am Aareufer mit bemoosten Bäumen und einer in angenehmem Tempo vorbeiflanierenden Aare, in deren Nähe das wuchtig anmutende Schloss Reichenbach thront. Ein kurzer Anstieg führte auf die Hochebene von Worblaufen, einem von Strassenbähnchen und Autos umtosten Vorort, gefolgt von der Rütti, dem Sitz des Inforamas, will heissen, landwirtschaftlichen Schule.

Route der Etappe 3 von Stuckishaus nach Gümligen Hofgut
Auf offenes Land folgten die brachialen Wohnklötze des Ittiger Kappelisackers, die sich gekonnt an den Fuss des kegelförmigen Mannenbergs schmiegen. Berner Agglo in seiner ungnädigsten Form, bei Schönwetter immerhin mit Blick auf die Stadt oder die Alpen, je nach Ausrichtung des Balkons halt. Auf den wohltuenden Wald des Mannenbergs Ittigens Nachbargemeinde Bolligen. Ein Mehr- und Einfamilienhauschaos in bester Wohnlage, ausgestorben wirkend und dementsprechend leblos.

Nicht so das ländlich-innovative Flugbrunnen mit der vermutlich schweizweit höchsten Dichte an Hofläden. Ein wahres Eldorado für Audi-, BMW-, Mercedes- und SUV-Fahrer, wenn es um den Einkauf direkt ab Hof geht. Der Name des Weilers hat übrigens nichts mit fliegenden Brunnen zu tun, er leitet sich vielmehr von der über der Örtlichkeit gelegenen Fluh des Stockerenbergs ab. Korrekt wäre also Fluhbrunnen, doch Flugbrunnen klingt natürlich um einiges krasser, wenn nicht gar cooler.

Nach der Flugbrunnener Einkaufsmeile ging es hinab nach Deisswil mit seiner immer noch im Umbau begriffenen, ehemaligen Kartonfabrik, deren Areal sich etwas fantasielos «Bernapark» nennt. Beim Fotografieren einer sichtbar von Kindern bemalten Wand, haut mich ein Mann an. Stolz outet er sich als «ich bin der Verantwortliche für den Bernapark». Hoppla, denke ich, eine wichtige Person, so ein Zufall. Seine Kernkompetenz scheint im Anbringen von Graffitischutz zu liegen. Offenbar ist auch der zig-millionen-schwere «Bernapark» vor Schmierfinken nicht gefeit. Immerhin erfahre ich, dass dieser sauteure Grafitischutz nur gerade fünf Jahre hält, ehe er für viel Geld erneuert werden muss.

Bisher zurückgelegte Strecke in Grün (Etappen 1–3) der Spiralwanderung von Bern nach Burgistein.
Nichts wie weg von hier, durch den Brachialverkehr im Worblental an den Einstieg der Dentenberg-Nordwand. Schon die ersten Höhenmeter auf dem bewaldeten Hohlweg bringen mich aus der Lärmzone in den Mikrokosmos dieses Hügels zwischen Worble und Aare. Utzlenberg der erste Bauernhofweiler. Dann ein Märchenwald mit bemoostem Boden und schliesslich der weltberühmte Gümligenberg, auf den die Ramseiers seit Urzeiten grasen gehen.

Zum Grasen war es jahreszeitbedingt zu früh, aber immerhin bot der viel besungene Hoger eine formidable Aussicht auf das ebenso oft besungene «Bälpmoos, Bälpmoos», den dahinter aufragenden Belpberg und die darüber schemenhaft im nordafrikanischen Sanddunst aufragenden Steilflanken des Gantrischs. Die letzten Abstiegsmeter nach Gümligen überraschten mit dem Schloss Hofgut, bei dessen Ansicht man sich in einer anderen Zeit, ja einer anderen Welt wähnt, ehe man, wenige Meter später an der legendären Linie des «Blauen Bähnli» mit einem Haltestellen-Ambiente in steriler Grau-in-Grau-Architektur zurück in die Zukunft katapultiert wird.

Wem das nun zuviel Kopfkino war, der beruhige sich mit ein paar optischen Eindrücken dieser denkwürdigen 3. Etappe meiner Spiralwanderung vom Berner Zytglogge nach Burgistein.

PS. Am Tag nach meiner Wanderung bebte die Erde erneut. Diesmal in der Nähe von Neuenburg, und zwar mit Stärke 2.9. Was ich damit sagen will: Der regelmässige Blick auf die Website des Schweizerischen Erdbebendienstes lohnt sich. Vom 1.1. bis 8.2.2021 registrierte der Dienst insgesamt 123 Erdbeben. Im Jahr 2020 waren es in der Schweiz 1400 Erdbeben! Doch keine Angst, wirklich gravierende Erschütterungen treten in unserem Land relativ selten auf. Was mir auf der Website des Erdbebendienstes besonders gut gefällt ist der sogenannte «Erdbebenzähler». Als ich das Wort zum ersten Mal sah, las ich prompt «Erdbeerenzähler». Auch nicht schlecht.