27. April 2025

Lebensgefährlich verletzt

Emil Zopfi: Lebensgefährlich verletzt,
Ex Libris, Zürich, 1986
Der Autor stellt Nachforschungen über den Tod seiner Mutter an, die er als achtjähriges Kind bei einem Verkehrsunfall verloren hat. Dieses einschneidende Kindheitserlebnis, der Verlust, drängt nach Verarbeitung. So wurde dieses neue Buch auch sein persönlichstes.

Nachdem Emil Zopfi in seinen bisher erschienenen Büchern sein Trauma bruchstückhaft und nur am Rande angesprochen hat, indem er autobiographische Teile in erfundene Figuren hineinlegte, entschliesst er sich jetzt zu radikaler Autobiographie, ‹schreiben, wie alles gewesen ist›, wohlwissend, dass das Gedächtnis die Erinnerungen zurechtbiegt. Es geht aber nicht um eine wahrheitsgetreue Rekonstruktion des Unfalls, es geht vielmehr um einen Prozess der Identitätsfindung des Sohnes, der in allen seinen Beziehungen Ersatz für seinen Verlust sucht.

So entschliesst sich der Autor eines Tages, sich auf eine Nachforschung nach den Ursachen für seine Verletzung zu begeben. In Archiven sucht er nach den entsprechenden Zeitungsartikeln und den Gerichtsakten, die über den Unfall berichten, findet er das gerichtsmedizinische Gutachten. Er besucht aber auch Zeugen, die ihm den Unfall und seine Umstände schildern. So legt er Schicht um Schicht frei. (Klappentext)

«Strassenverkehr ist Bürgerkrieg. Ein Krieg, der politische Hintergründe hat: Die Vorstellung, dass Freiheit vor allem die Freiheit des Starken sei, den Schwachen kaputtzumachen. Freie Fahrt, Strasse frei, Tempo frei, gurtenfrei, Benzin zollfrei, Autobahn gebührenfrei, Freiheit, die ich meine. Ein Bürgerkrieg, an dem wir alle schweigend teilnehmen, den wir alle verschweigen.» (Seite 115)

24. April 2025

Im Schatten der Linde

David Bielmann: Im Schatten der Linde,
Zytglogge, Basel, 2018
1820 im freiburgischen Rechthalten: Die 21-jährige Christina Aeby wird tot aufgefunden. Am Vorabend besuchte sie mit ihrem Freund Peter Roschi den Maimarkt in der Stadt und nun vernimmt man im Dorf vom Gewaltverbrechen. Was ist auf dem Heimweg passiert?

Mit ihrer Schönheit hat Christina Aeby am Markttag die Blicke auf sich gezogen. Viele sind mit ihr in Kontakt getreten und können nun etwas erzählen. Die Landjäger beginnen die Ermittlungen. Am Ende wird jemand des Mordes überführt. Doch ist es der Täter?

Noch heute erinnert im Ort ein Gedenkstein an die Tat und der Name Christina Aeby ist manchem Einheimischen ein Begriff. Doch was damals genau geschah, ging vergessen oder gelangte nie an die Öffentlichkeit. David Bielmann rekonstruiert in seinem Roman die Ereignisse.
(Klappentext)

FR: Rechthalten und Umgebung, Giffers, Plasselb, St. Ursen, Bürglen (Bourgillon), Stadt Freiburg

20. April 2025

Leichtes Kribbeln

Simon Libsig: Leichtes Kribbeln,
Knapp, Olten, 2014 
Mark Morgan spürt erst ein leichtes Kribbeln, dann Schmerz. Es ist der Anfang von unvorhergesehenen Störungen, die an diesem Sonntag im August in sein Leben krachen.

Der Alltag ist vorbei. Für ihn, den elfjährigen Bettnässerpiratenritter, für seine entfremdeten Eltern, für das ganze gespaltene Dorf.

Eine Geschichte über Liebe, Freundschaft und darüber, dass die kleinen Dinge immer wichtiger sind, al es uns scheint. (Klappentext)

AG: Baden und Umgebung

17. April 2025

Die Umschlaglosen VII

Weitere neun Bücher, die ich gelesen habe, und die über keinen Klappentext verfügen, den ich so mir nichts, dir nichts hätte abkupfern können. «Die Patrizierin» von Josef Viktor Widmann fand ich indes so gut (alleine das Cover ist eine Augenweide), dass ich sie in meiner Edition Wanderwerk in sanft überarbeiteter Form und inklusive Klappentext herausgebracht habe.

Wolfdietrich Schnurre: Ein Fall für
Herrn Schmidt, Reclam, Stuttgart
1962
Josef Viktor Widmann: Touristennovellen,
Cotta'sche Verlagsbuchhandlung, 
Stuttgart, 1892
Albert-Louis Chappuis: Die Leute vom
Grathof, Mon Village, Vulliens, 1970
Ernst Zahn: Lukas Hochstrassers Haus,
C. Bertelsmann, Gütersloh, 1949
Kurt Pahlen: Denn es ist kein Land wie dieses,
Benteli, Bern, 1971
Jakob Hardmeyer: Die Gotthardbahn,
Verlag Hans Rohr, Zürich, 1979,
faksimile Ausgabe des Originals von 1888
Josef Viktor Widmann: Die Patrizierin,
Schmid/Francke & Co., Bern, 1888
Elsa M. Hinzelmann: Irrweg im Nebel,
Schweizer Druck- und Verlagshaus, Zürich,
1943
Mrs. Henry Freshfield: Eine Sommertour in
Graubünden + den italienischen Tälern des
Piz Bernina, Nardo Lori, Basel, 2021


13. April 2025

Solo

Gabriella Baumann-von Arx: Solo – Der
Alleingänger Ueli Steck, Piper, München,
2008
Der Schweizer Ueli Steck sorgt mit seinen Alleingängen und Erstbegehungen so zuverlässig für Sensationsmeldungen wie kaum ein anderer Profibergsteiger. Solo und ungesichert meister er die extremsten Routen. Als er im Frühjahr 2008 die Eiger-Nordwand in Rekordzeit durchkletterte, eröffnete er eine neue Dimension des Speedkletterns. Das Porträt des sympathischen Ausnahmekletterers mach seine Expeditionen nachvollziehbar – vom Einstig bis zum Ausstieg. (Klappentext)

Nachbemerkung: Ueli Steck verunglückte am 30. April 2017 im Alter von 40 Jahren in der Nähe des Lagers 2 am Mount Everest bei einer vorbereitenden Akklimatisationstour eines Rekordversuches am Nuptse tödlich.

8. April 2025

Schwarze Hunde

Ian McEwan: Schwarze Hunde
Diogenes, Zürich, 1994
Ein englisches Paar auf der Hochzeitsreise: Inmitten der Naturschönheiten Südfrankreichs begegnen June zwei grässliche Hunde, die sie nie mehr vergessen wird. Bernard kann ihre aufgewühlten Gefühle nicht verstehen. Die Wege der Jungvermählten beginnen sich zu trennen …

McEwan, der Erkunder der dunklen Seite des Menschen, umkreist in «Schwarze Hunde» das Abgründige mit einer an Conrad erinnernden Meisterschaft. (Klappentext)

3. April 2025

Museum des Hasses

Jürg Federspiel: Museum des Hasses,
Ex Libris, Zürich, 1988
Während den Tagen des Mordes an Martin Luther King, den Tagen der Blumenkinder, des Vietnam-Horrors, des Marsches aufs Pentagon, der Black-Power-Bewegung hat sich Jürg Federspiel anderthalb Jahre in New York aufgehalten. Aus seinen Eindrücken ist eine seltsame Mischung aus Essay, Erzählung, Gesellschaftskomödie, Reportage und Tagebuch entstanden.

In «Museum des Hasses» kommt Durchlebtes und Erfahrenes in vielfältiger literarischer Form zum Ausdruck – es ist ein Buch voll prosaischer Distanz und poetischer Wärme, ein ungeschminkter und ehrlicher Bericht, der gerade durch seinen subjektiven Zugriff eine heterogene Wirklichkeit empfinden und erkennen lässt. (Klappentext)