18. Januar 2013

Ciao Jakob

Da lese ich praktisch keine ausländischen Belletristiker, entdecke aber vor kurzem den deutschen Autor Jakob Arjouni («Arschuni»), lese seinen Kriminalroman «Kismet» und bin derart angetan, dass ich sogleich «Mehr Bier» nachkaufe. Und nun ist Arjouni in der Nacht auf den 17. Januar im Alter von 48 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Ich bin erschüttert und werde die restlichen Arjounis post mortem lesen. Ciao and rest in peace!

Bereits zwei Tage nach Arjounis Tod
sah ich in der Berner Bahnhofbuchhandlung
von Thalia dieses Schaufenster

10. Januar 2013

Posaunenengel und Pouletflügeli

Winterwanderung
Wasen–Oberwald–Huttwil

Die Emme ist zwar weit, doch das Emmental nah. Hautnah sogar. Wer vom Fusse des Napfs vor die Tore des Oberaargaus geht, erlebt eine Wanderung vom Nabel der Schraubenzieherwelt bis zur psychedelischen Reizbarkeit unserer Sinne.


Wasen–Huttwil (BE): die Route
Am Dorfeingang Wasens, an der Bushaltestelle Bahnhof, ist auszusteigen. Gegenüber das unübersehbare Fabrikgebäude der Firma PB Swisstools. Von hier stammen unter anderem die Schraubenzieher mit den weltberühmten roten Griffen. Das Werk beschäftigt 140 Mitarbeitende, und stellt monatlich 700 000 Stück her.  Nebst Schraubenziehern stellt PB Swisstools eine ganze Palette anderer Werkzeuge her, so auch für den medizinischen Bedarf. Das Sortiment umfasst insgesamt 2200 verschiedene Artikel. 66 % der Ware wird ins Ausland exportiert. Die Firma ist in 41 Ländern, hauptsächlich in Europa, Asien und Amerika, vertreten. 1878 als Schmiede gegründet, übernahm 1916 ein gewisser Paul Baumann (PB) den Betrieb und entwickelte das heute in vierter Generation erfolgreich operierende Unternehmen stetig weiter. An der Spitze des grössten Arbeitgebers der Region steht mit Eva Jaisli eine Frau.

Firmengebäude von PB Swisstools in Wasen (BE)

Der gelbe Richtungszeiger gegenüber des Firmengebäudes weist bereits den Weg Richtung Oberwald/Schaber. Auf der Nordseite der Schraubenzieherfabrik über die Grüene und auf einem Strässchen weiter in einen enger werdenden Graben hinein, die markierte Route an jener Stelle verlassend, wo sie links zum Bächlein runter führt. Auf besagtem Strässchen weiter bergan, die Abzweigung zum Battenberg ignonierend, in zwei schattigen Kehren zum Hof mit dem speziellen Namen Zwei. Auf einer Art Hochplateau mit sich weitender Aussicht zum Hof Underbärhege mit prächtigem Bauernhaus. Auf breitem Bergrücken zum nächsten Anwesen, Oberbärhege. Bei der Scheuneneinfahrt den Weg rechts wählen und nun steiler zum Waldrand hoch, diesem entlang, ein erster links abzweigender Weg ignorierend und etwas weiter oben in steiles Waldgelände eintauchen. Nach einer kurzen Traverse wird der Grat betreten, welcher Wasen von Wyssachen trennt. Bärhegenchnübeli nennt sich die Stelle. Prächtige Aussicht Richtung Nordosten.

Underbärhege

Underbärhege

Zwischen Under- und Oberbärhege

Blick vom Schaber Nordostwärts ins Huttwiler Hügelland

Nun wieder auf markiertem Weg in leichtem Ab nordwestwärts zum Schaber, wo er sich am Waldrand (Sitzbänke, Orientierungskarte) gabelt. Rechts in den Wald und in zehn Minuten auf angenehmem Forstweg zum Restaurant Oberwald.

Restaurant Oberwald

Die Ründemalereien des Restaurants Oberwald

Die Gaststube des Restaurants Oberwald

Das um 1750 erbaute Gebäude weist in der sogenannten Ründe und an der Stirnseite wunderbare Malereien auf. Diese zeigen biblische Szenen wie den Verkauf Josephs, den Sündenfall, oder ein paar Posaunenengel. Aber auch Landschaften und Rokoko-Ornamente sind auszumachen. Die kleine Gaststube – die bescheidene Menükarte empfiehlt unter anderem «Heissi Würstli usem Chuchirouch» sowie Pouletflügeli – ist von einer Heimeligkeit beseelt, der man am liebsten längere Zeit im denkmalgeschützten Gebäude huldigen möchte. Doch bis Huttwil sind es noch knapp zwei Stunden, obschon der Wegweiser von weniger spricht.
Nach etwa fünf Minuten zweigt die markierte Route links in den Oberwald ab. In sanftem Gefälle hinunter zur Längweid mit seinen zwei Höfen. Auf schmalem Strässchen stets auf etwa gleicher Höhe bleibend bis zur Kreuzung, wo der ausgeschilderte Weg als Fussweg durch eine Wiese führt (Punkt 754). Da der spätere Abschnitt dieser Route ein Stück weit auf der gefährlichen Hauptstrasse verläuft, hier eine etwas längere aber bedeutend sichere Variante.

Im Oberwald

Ab besagtem Punkt auf einem Fahrsträssen links bis zur markanten Linkskurve. Hier in nordwestlicher Richtung über eine Wiese, später dem Waldrand entlang zum Hof Dantsch absteigen, wo auf dem Strässchen zum Weiler Schweinbrunnen weitergegangen wird. Dort rechts an einem weiteren Hof vorbei, leicht aufsteigend zum Baumgarten, linkerhand stets die Hochspannungsleitung im Visier. Bei der Weid (auf Karte nicht vermerkt) wird der offizielle Wanderweg wieder erreicht. Auf diesem nun unter der Stromleitung durch und auf leicht übersehbarem Wiesenpfad zum Hof Acher. Den Huttwilwald kurz durchqueren, über die breite Haupstrasse hinunter an die Wissachen, welche auf einem Holzsteg überschritten wird. Gegenanstieg zum Weiler Schwarzenbach und über ein offenes Feld zur Kantonsstrasse Sumiswald–Huttwil. Auf dem Trottoir in wenigen Minuten zum Bahnhof Huttwil, wo es sich lohnt, die eigenartige Unterführung mit dem Namen «Huttutunnu» zu begehen. Der 1999 von Huttwiler Schulklassen bemalte Tunnel bewirkt beim Durchlaufen spezielle, optische Effekte. Vor psychedelischen Grenzerfahrungen sei daher an dieser Stelle ausdrücklich gewarnt.

Am Weg zum Hof Dantsch

Schottisches Hochlandrind beim Hof Schweinbrunnen

Der «Huttutunnu» im Bahnhof Huttwil

Charakter: Einfache Wanderung auf guten Wegen. Nicht durchgehend markiert. Distanz: 12.0 km Aufstieg: 330 m Abstieg: 440 m Dauer: 3½ Std. Karten: 1148 Sumiswald, 234T Willisau Einkehren: Wirtschaft Oberwald, Telefon 062 966 15 19, Ruhetag Mo, Di Hin: mit der Bahn bis Sumiswald-Grünen, weiter mit Bus bis Wasen, Bahnhof Zurück: mit der Bahn ab Huttwil.