28. Februar 2016

Die Maske


Sie erinnert mich an die Maske eines Eishockey-Goalies,
die Fellzeichnung dieses Exemplars auf der Stauffenalp
bei Heimenschwand im tiefsten Bernbiet.

27. Februar 2016

Gruusig, gruusig, obergruusig!


Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leserin, lieber Leser, aber ich finde, der Buchsbaum ist nicht nur ein pflegeintensives Gebüsch, er stinkt auch unsäglich nach Hundepisse. Wie die alten Berner ihre Gärten vor den herrschaftlichen Bauernhäusern mit diesem Gestäud' bepflanzen konnten, ist mir rätselhaft. Ein Garten soll duften, verführen, betören und nicht die Nase olfaktorisch malträtieren. Deshalb werde ich mich nie, nie, nie auf das von M. Schlatter nahe Ossingen gesehene, fotografierte und mir zugesandte Bänkli setzen. Nie und pfui und fertig!

26. Februar 2016

Buebe tüet nid dumm!

Rudolf Zbinden: Buebe tüet nid dumm!
Verlag Emmentaler Druck, Langnau, 1991,
heute im Licorne Verlag noch lieferbar.
Rudolf Zbinden (1881–1973) schildert in seinen Bubengeschichten die noch kleinstädtisch wirkende Atmosphäre Berns zu Beginn unseres Jahrhunderts. Für die Knaben sind die Altstadtquartiere und die Aareufer ihre Spieldomäne, sie beobachten aber auch ihre Umgebung, die damals noch häufiger vorkommenden Stadtoriginale und die vielen armen Leute.

Der Autor stammte aus Guggisberg und wuchs in der Berner Altstadt auf. Sein Vater war Uhrmacher und Klavierbauer, später aber Sigrist am Berner Münster. nach dem Besuch der Schulen trat er ins Lehrerseminar Muristalden ein. 1901 wurde er zum Lehrer im Knabenwaisenschulhaus gewählt, später in das Friedbühl-Schulhaus und an die Brunnmattschule.

BE: Altstadt von Bern, Schwarzenburgerland, Guggisberg

24. Februar 2016

Heimwärts

Florian Wolf: Heimwärts, Books on demand,
Norderstedt, 2015
Wo gehöre ich hin? Wie ist Leben gemeint? Diese zwei Fragen treiben Florian Wolf fort aus seinem bisherigen Leben. Job gekündigt, alte unnütze Sehnsüchte begraben, offen für neue Träume beginnt er seine Wanderung durch Deutschland. Entlang des Europäischen Fernwanderweges E1 begibt er sich auf die Suche nach einer Heimat, um darin sich selbst zu finden.

Selten ist der, welcher die Reise beginnt immer noch derselbe, wenn er sie beendet – und das ist gut so. Ein Buch ist, wie auch der Weg selbst, solch eine Reise. Also schreiten wir los, begleiten wir Florian auf einer heiteren, zynischen und oft nachdenklichen Wanderung in der verloren geglaubten Heimat.

Florian Wolf, geboren 1981, ist ein Landei, kommt aber mittlerweile gut in der Stadt zurecht. Da das Schreiben ihn noch nicht reich und berühmt gemacht hat, arbeitet der diplomierte Fitnessökonom und Master of Arts in Sportsmanagement als Verkäufer bei Globetrotter. In seiner Freizeit treibt er Sport, geht Wandern, liest viel und ja, hin und wieder schreibt er auch etwas.

23. Februar 2016

Heraldische Überdosis


Diesem Bänkli wurde ich am Sonntag im oberen Limpachtal ansichtig. Wegen seiner blauen Farbe und den auf der Lehne drapierten Sternen erinnerte es mich unweigerlich an den Kanton Aargau, genauer an das Aargauer Wappen. Zugegeben, die Anzahl Sterne stimmt mit jener des Wappens nicht überein. Dieses hat bloss deren drei, womit wir bei der im Titel erwähnten, heraldischen Überdosis sind.

22. Februar 2016

Der Pudel

Die Amseln zwitschern in den Bäumen ihr fröhliches Lied. Der Nordwestwind bringt sonderbarerweise warme Luft, mitunter Starkluft. Über den Alpen tobt der Föhn. Klar die Sicht in jede Richtung. Wüchsiges Gras wartet stellenweise bereits in Abrupflänge auf das im Stall stehende Vieh. Bienen suchen verzweifelt nach blühenden Blüten. Einmal mehr sind keine Wanderer unterwegs. Reiter, Biker, Jogger, Hundehalter schon.

Kurz vor Ottiswil (BE). Blick auf den Solothurner Jura.
Die Gegend östlich von Lyss: Bernisches Mittelland, sanft gewellt. Viel Feld, viel Wald. Einige Dörfer. Ausufernd an ihren Rändern auch sie. Der Einfamilienhaustraum wird gelebt, sowohl in Wengi als auch in Rapperswil. Matschig der Boden und toll der Blick ins Limpachtal, in dessen Grund – dem Gürbetal ähnlich – keine Dörfer stehen. Im Süden die Berner Alpen. Messerscharf die Kontouren von Schreck- und Finsteraarhorn. Zum Greifen nah. Ungewöhnlich mild die Temperatur. Wandern im Hemd, einen Monat vor Frühlingsbeginn.

Vor Schüpfen die Autobahn. Über die Autobahn ein Fussgängersteg. Am Horizont der frisch verschneite Chasseral, dessen weisse Südflanke Sehnsüchte weckt. Am Bahnhof von Schüpfen emsiger Betrieb, vor und im Migrolino. Zwei Frauen mit Pudel fragen sich, ob er wohl von selber in den Zug steigt. Die S-Bahn kommt. Ich steige ein, der Pudel auch. Von alleine.

21. Februar 2016

Wohin die Sehnsucht mich trägt

Beate Suckow: Wohin die Sehnsucht
mich trägt
, St. Benno Verlag, Leipzig
«Alles ist möglich dem, der da glaubt.» Dieser Spruch aus dem Markus-Evangelium begleitet Beate Suckow seit ihrer Konformation. Durch die Diagnose Diabetes Typ 1 hat sich ihr Leben schlagartig verändert. Viele Dinge in ihrem Alltag scheinen nicht mehr möglich zu sein. Doch die Autorin stellt sich der Herausforderung und erfüllt sich ihren Traum. Im Frühjahr 2008 treibt sie die Sehnsucht ein zweites Mal auf den Jakobsweg. Die Route führt entlang der Küste, auf einem einsamen Weg, weitab von den bekannten Touristenpfaden. Alleine pilgert sie fast 900 km, ihr einziger Begleiter ist ihre Krankheit, die sie ständig im Gepäck dabei hat. In ihrem buch schildert sie, wie eine gewisse Naivität, Zuversicht und das Vertrauen in Gott ihr in allen Situationen geholfen haben. Ein ermutigender Erfahrungsbericht. (Klappentext)

20. Februar 2016

Noch so ein Langhaargeschöpf



Nachgedoppelt: Nachdem sich an meiner linken Hand vom geronnenen Blut bereits eine Kruste gebildet hatte, stiess ich am verhängnisvollen 24. Januar 2016 in Oppligen (BE) auf eine nicht weniger fotogene Katze. Aus Erfahrung schmerzhaft schnell klug geworden, hielt ich mich nun bewusst auf Biss,- Kratz- und Sprungdistanz und verzichtete auf irgendwelche Kapriolen, nur damit mir das Büsi direkt in die Linse lächelte.

19. Februar 2016

Norwegisch, afrikanisch?


Zugegeben, puncto Katzenrassen kenne ich mich so wenig aus wie mit Nanotechnologie oder Astralphysik. Dieses Prachtsexemplar, das ich in der hochsommerlich anmutenden Altjahrswoche 2015 in Montana (VS) vor die Linse bekam, scheint mir aus der Familie der norwegischen Waldkatzen zu stammen. Doch: dieser Blick, diese Augen, dieses Fell, dazu in diesem Ambiente – das ginge freilich auch als afrikanischer Steppentiger durch. Nicht?

18. Februar 2016

Un défi pour la Nature

Loïc Quintin: Un défi pour la nature,
Édition du Belvédère, Pontarlier, 2004,
épuisé
La première traversée intégrale et en solitaire du Massif jurassion franco-suisse à raquettes.

«Je regarde dans le rétroviseur le parcours accompli non seulement dans le Massif jurassien, mais aussi dans ma vie. Je mesure le chemin réalisé. J’évalue l’avenir à partir de ce passé et de ce présent intenses.  Je revis le passage mouvementé au Chasseral, la tempête et le déluge, l’apparition des chamois, les chevreuils graciles, le silence impénétrable des vastes forêts, les larges combes, les crêts scintillants, les rencontres pittoresques, et la neige poudreuse qui m’aura porté pendant trois cents trente kilomètres et trente et un jours. Cette neige qui m’entoure à l’entrée du village. Cette neige que je saisis à poignée pour mieux m’en imprégner. Doucement, elle s’écoule entre mes doigts comme s’écouleraient des larmes d’émotion si je ne me retenais. Emotion d’en terminer. Emotion de retrouver les miens. Dilemme que tout aventurier, marcheur au long cours, explorateur rencontre. Partir, c’est revenir. Revenir, c’est partir.»

Cette traversée de l’Arc jurassien franco-suisse prolonge l’action militante de Loïc Quintin pour que la montagne mais aussi la terre entière soit le moins possible agressée, balafrée, meurtrie. Pour qu’enfin l’Homme prenne conscience qu’il n’est qu’un passage, qu’il se sauvera lui-même en sauvant son environnement …

17. Februar 2016

Bärig


Bärenstark, was sich beim Bären in Langnau vor die Hauptfassade gesetzt hat. Bärigeres als der Bären in der Ilfismetropole gibt es hierzulande sowieso nicht. Da mag nicht einmal die Bank Julius Bär mithalten, gäuit!

15. Februar 2016

Im Schatten des Schlössli

Ursula Kahi: Im Schatten des Schlössli,
Emons, Köln, 2013
Fünf Leichen innerhalb weniger Tage, und das im idyllischen Aarau: So hat sich Patrick Unold den Beginn seines Praktikums bei der Kantonspolizei Aargau nicht vorgestellt. Da an den Tatorten keine identischen Spuren zu finden sind, geht die Kripo zunächst von Einzeltaten aus. Damit liegen die Ermittler richtig – und doch so falsch … (Klappentext)

Die authentisch wirkende Geschichte ist spannend konstruiert. Die Dialoge geben die Charakterzüge der handelnden Figuren lebendig wieder, wenn auch der Umgangston unter den Polizeibeamten, Ermittlern und Kriminaltechnikern einen Tick zu rüde ausgefallen ist. Das Kriminalromandebüt der Autorin finde ich dennoch ganz gut gelungen.

Ursula Kahi, Jahrgang 1967, ist der Schweiz und insbesondere dem Aargau seit ihrer Geburt treu. Sie lebt und schreibt in der Nähe von Aarau Kindergeschichten, Kurzgeschichten für Erwachsene und durchaus auch einmal einen Groschenroman.

AG: Aarau (Hauptschauplatz), Schloss Lenzburg

13. Februar 2016

Wintersonne



Dösen unter der Wintersonne und dann der Fotograf. Ein kurzer Blick, skeptisch-gekonnt. Und dann wieder: dösen.

12. Februar 2016

Die Kiesbank

Gibt es ein anschaulicheres Beispiel, um bildhaft zu darzustellen, was eine Kiesbank ist? Gotthelf hätte bestimmt seine helle Freude daran, steht doch dieses Exemplar an der Emme zwischen Schüpbach und Äschau.


11. Februar 2016

Frankophone aufgepasst!

Als ich vor ein paar Wochen von Montana nach Susten schritt, begegnete mir ein Strassenschild, an dessen Name ich mir vergeblich die Zunge zu wetzen versuchte. Dem Französischen nicht gerade unkundig, stand ich vor einem phonetischen Rätsel. Wie bloss, um Gottes Willen, spricht man das Anhängsel dieses Chemins des … correctement aus? Wie nur wie?


10. Februar 2016

Grünsee

Christoph Geiser: Grünsee, Benziger,
Einsiedeln, 1978, vergriffen
Grünsee beginnt harmlos mit einer Reise nach Zermatt – und verliert die schöne Ausgeglichenheit bald. Der Reisende, ein Schriftsteller, der über die Jahre zurückliegende Typhusepidemie im renommierten Wintersportort recherchieren will, recherchiert schliesslich über die eigene Familie und sich selbst. Was er dabei aus dem halbvergessenen, mehr verdrängten Untergrund hervorholt und rückblickend zusammensetzt, versetzt ihm Schocks, die sich der Mitwelt gar nicht mitteilen. Der Ich-Erzähler ist von Anfang bis Ende allein, obwohl Leute ihn umgeben, die ihn eigentlich kennen sollten. Aber kann man einen ohnehin Einsamen kennenlernen? Will er es überhaupt, ist die Furcht vor den andern, auch den Nächsten, nicht zu gross? Die Furcht zurückgewiesen zu werden? Alain Claude Sulzer, Basler AZ, 20. April 1978

VS: Zermatt und Umgebung BE: Schloss Ursellen bei Konolfingen

5. Februar 2016

Klo des Monats



Uff, beinahe hätte ich vor lauter analem Flurnamenlatein das Klo des Monats vergessen. Hier ist es nun also. Es steht direkt am Rheinfall bei Neuhausen. Und das ist gut so, denn 1. stimuliert das fallende Wasser den Harndrang und 2. lungern beinahe zu jeder Tages- und Nachtzeit Touristen aus der ganzen Welt am zweitgrössten Wasserfall Europas herum. Man stelle sich vor, wenn da kein Klo wäre.

1. Februar 2016

Das neuste Kind der Edition

Julius Albert: Wanderungen nach
und in Graubünden
, Edition
Wanderwerk, 2016
Es ist wieder einmal an der Zeit, etwas Werbung in eigener Sache zu veranstalten. Ab sofort ist in der Edition Wanderwerk der erste Band eines Drittautors erhältlich. Die Rede ist von Julius Alberts Wanderungen nach und in Graubünden.

Im Jahre 1856 reist der Norddeutsche Julius Albert mit seinem Weggefährten in die Schweiz und geht von Altdorf zu Fuss über den Klausenpass ins Glarnerland und von dort via Walensee, Bad Ragaz und Kunkelspass ins Bündnerland. Der Autor findet Gegenden vor, die vom Tourismus noch weitgehend wenig berührt sind. Dies macht den Reisebericht zu einem wertvollen und aufschlussreichen Dokument, das einerseits schonungslos aufzeigt, welch gewaltige Entwicklung und Veränderung der Tourismus und insbesondere das Bergwandern in den nachfolgenden 100 Jahren erfahren hat. Andererseits verdeutlicht die Lektüre auch, dass gewisse Gepflogenheiten bis zum heutigen Tag ihre Gültigkeit behalten haben.

Ich habe den 1857 erschienenen Wanderreisebericht sowohl sprachlich als auch orthografisch behutsam angepasst und ihn zudem von der altbacken wirkenden Frakturschrift befreit. Die Unternehmung gipfelt übrigens buchstäblich auf einer Berg – dem Piz Languard bei Pontresina, der damals gar nicht so einfach zu besteigen war. Und Freunde: Ich bin mächtig stolz, dieser Rarität helvetischer Tourismushistorie zu neuem Leben verholfen zu haben. Was uns Herr Albert an unverfälschten Beobachtungen und Begegnungen aus der Mitte des 19. Jahrhundert vermittelt, ist den Kauf dieses Buches absolut wert. www.wanderwerk.ch