Schönes, fotogenes Appenzellerland. |
31. Januar 2014
Füsilier Storzenegger
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Tierwelt beinhaltet meine allmonatliche Wanderkolumne und spielt im verwinkelten Appenzellerland. Den ganzen Artikel mitsamt der hübschen Bildstrecke in Schwarzweiss gibt es hier. Au ja, was dies mit dem Füsilier Storzenegger auf sich hat, liefert die Wanderstory gleich mit.
30. Januar 2014
Der Glückliche
![]() | |
Hansjörg Schertenleib: Der Glückliche Aufbau Taschenbuchverlag, Berlin, 2006 |
NL: Amsterdam
Unter dem Label Schauplätze präsentiere ich in lockerer Folge hauptsächlich Schweizer Belletristik mit Schauplätzen, die sich nach der Romanlektüre bestens zu fussgängerischen Vororterkundungen eignen.
28. Januar 2014
Ein Porträt aus Porträts
![]() |
Bernhard Giger, Bänz Friedli: Herzim Emmental. Vom Leben mit einem Mythos, Limmat Verlag, Zürich, 2011 |
Dieses Buch war längst fällig. Bänz Friedli, Hausmann der Nation, räumt auf mit dem Emmental-Klischee, indem er bestätigt, was es zu bestätigen gilt und widerlegt, was es zu widerlegen gilt. Nachfolgend ein kleines Müsterchen der Wahr-ist-Sorte.
«Geits guet, Ruedi?», fragt der eine nach zehn Minuten.
«Ja.»
Stille.
Nach zwei Minuten: «U dir?»
Pause.
«Mou. Gwüss.»
Pause.
«Mo, mou, es geit.»
Längere Pause.
«Mo, mou.»
Eine Viertelstunde Ruhe.
«Mir gäh nid uf. Gäu?»
26. Januar 2014
Ein Sonntag in den Bergen
1975. Auf einem eingeschneiten Berg hoch über Gstaad geht in
der Nacht eine Ferienresidenz in Flammen auf, die Helikopter kommen zu spät.
Die Polizei lanciert eine internationale Fahndung und setzt ein Kopfgeld auf
die Terroristen aus, die ihrer Meinung nach aus dem Ausland gekommen sind.
Das Chalet hat dem Pressemagnaten Axel Springer gehört, die Brandstifter
werden im Umfeld der Studentenbewegung vermutet.
Dreißig Jahre später berichtet der unverdächtige Urheber
dieses Anschlags, der Schweizer Autor Daniel de Roulet, wie er seine Straftat
geplant und quasi auf einem Sonntagsausflug in die Berge ausgeführt hat. Er
schildert, was sein spätes Geständnis ausgelöst hat, berichtet von Irrtümern
aus der Befangenheit des Kalten Kriegs heraus und seiner Verblüffung, als er
die posthume Nachricht entdeckt hat, die Springer für ihn am Tatort
hinterlassen hat. Mit der Veröffentlichung löst er ein Versprechen ein, das
er seiner Komplizin und damaligen großen Liebe kurz vor ihrem Tod gegeben
hat. (Inhaltsangabe des Verlages)
BE: Gstaad, Saanen, Rellerligrat, Schönried, Grischbachtal VD: Les Rodomonts, Rougemont, Vallée des Fenils
![]() |
Daniel de Roulet: Ein Sonntag in den Bergen Limmat, Zürich, 2006 |
BE: Gstaad, Saanen, Rellerligrat, Schönried, Grischbachtal VD: Les Rodomonts, Rougemont, Vallée des Fenils
24. Januar 2014
Mord am Walensee
![]() |
Jon Durschei: Mord am Walensee, orte verlag, Oberegg, 1993 |
SG: Quinten, Walensee
23. Januar 2014
21. Januar 2014
Zwei Föhnkrimis
Was verbindet die Bundeshauptstadt Bern mit dem bayrischen Luftkurort Garmisch-Partenkirchen? Beides sind es Orte mit Föhneinfluss und einer hohen belletristischen Kriminalrate. In Bern spielen unzählige Handlungen verschiedenster Autoren – von Dürrenmatt über Alexander Heimann, Paul Wittwer bis Paul Lascaux oder eben Verena Wyss, um deren Krimi Föhnfieber es hier geht.
Föhnfieber
In Bern läuft der Countdown zu einem Terroranschlag im Wankdorfstadion. Pamela Thoma betreut das Haus ihrer Freundin in der Altstadt, den Pudel und ihren 17-jährigen Patensohn Francis. Als sie mit dem Jungen ein Fussballspiel besucht, gerät sie in eine Massenschlägerei und wird beinahe von einem Steinbrocken erschlagen, der von der Münsterplattform herabstürzt. Ihr Schützling verhält sich zunehmend merkwürdig. Hat er etwas mit den Vorfällen zu tun? Und welche Rolle spielt seine beharrliche Verehrerin? (Klappentext)
BE: Stadt Bern (Hauptschauplatz), namentlich: Junkerngasse, Allmend, Stade de Suisse, Universitätsbibliothek, Münsterplattform, Münstergasse Matte, Restaurant Schwellenmätteli, Inselspital, Elfenau, Hotel Schweizerhof, Kornhaus, US-Botschaft; Thunersee bei Beatushöhlen, Walkringen, Wohlensee, Belpmoos, Moosee, Hofwil FR: Murten I: Turin
![]() |
Verena Wyss: Föhnfieber, Gmeiner Verlag, Messkirch, 2012 |
In Bern läuft der Countdown zu einem Terroranschlag im Wankdorfstadion. Pamela Thoma betreut das Haus ihrer Freundin in der Altstadt, den Pudel und ihren 17-jährigen Patensohn Francis. Als sie mit dem Jungen ein Fussballspiel besucht, gerät sie in eine Massenschlägerei und wird beinahe von einem Steinbrocken erschlagen, der von der Münsterplattform herabstürzt. Ihr Schützling verhält sich zunehmend merkwürdig. Hat er etwas mit den Vorfällen zu tun? Und welche Rolle spielt seine beharrliche Verehrerin? (Klappentext)
BE: Stadt Bern (Hauptschauplatz), namentlich: Junkerngasse, Allmend, Stade de Suisse, Universitätsbibliothek, Münsterplattform, Münstergasse Matte, Restaurant Schwellenmätteli, Inselspital, Elfenau, Hotel Schweizerhof, Kornhaus, US-Botschaft; Thunersee bei Beatushöhlen, Walkringen, Wohlensee, Belpmoos, Moosee, Hofwil FR: Murten I: Turin
In Garmisch-Partenkirchen angesiedelt sind die mittlerweile fünf Krimis – der sechste erscheint demnächst – des aus dem Ort stammenden Musikers und Kabarettisten Jörg Maurer. Sein Erstling trägt den Titel Föhnlage und wurde gar verfilmt. Maurer nimmt auf vortreffliche Weise die bayrischen Eigenheiten auf den Arm und bringt der Welt einen Menschenschlag auf eine amüsante und dennoch wahrheitsgetreue Art näher.
Föhnlage
Bei einem Konzert in einem idyllischen bayerischen Alpen-Kurort stürzt ein Mann von der Decke ins Publikum – tot. Und der Zuhörer, auf den er fiel, auch. Kommissar Jennerwein nimmt die Ermittlungen auf: War es ein Unfall, Selbstmord, Mord? Er schlägt sich mit widersprüchlichen Zeugenaussagen herum, die Einheimischen spekulieren genussvoll bei Föhn und Bier. Was hatte der Gestürzte oben auf dem Dachboden zu suchen? Und warum ist der hoch angesehene Bestattungsunternehmer Ignaz Grasegger auf einmal so nervös? Derweil muss Jennerwein einen verdächtigen Trachtler durch den ganzen Ort jagen und stösst unverhofft auf eine heisse Spur … (Klappentext)
D: Garmisch-Partenkirchen (Hauptschauplatz) Kramerspitze, Wettersteingebirige, Riessersee, Prolizeipräsidium München, Stepbergalm, Osterfelder Kopf, Loisach A: Brennerpass I: Brennerpass, Bagni di Petriolo
![]() |
Jörg Maurer: Föhnlage, Fischer Taschenbuchverlag , Frankfurt, 2009 |
Bei einem Konzert in einem idyllischen bayerischen Alpen-Kurort stürzt ein Mann von der Decke ins Publikum – tot. Und der Zuhörer, auf den er fiel, auch. Kommissar Jennerwein nimmt die Ermittlungen auf: War es ein Unfall, Selbstmord, Mord? Er schlägt sich mit widersprüchlichen Zeugenaussagen herum, die Einheimischen spekulieren genussvoll bei Föhn und Bier. Was hatte der Gestürzte oben auf dem Dachboden zu suchen? Und warum ist der hoch angesehene Bestattungsunternehmer Ignaz Grasegger auf einmal so nervös? Derweil muss Jennerwein einen verdächtigen Trachtler durch den ganzen Ort jagen und stösst unverhofft auf eine heisse Spur … (Klappentext)
D: Garmisch-Partenkirchen (Hauptschauplatz) Kramerspitze, Wettersteingebirige, Riessersee, Prolizeipräsidium München, Stepbergalm, Osterfelder Kopf, Loisach A: Brennerpass I: Brennerpass, Bagni di Petriolo
19. Januar 2014
Silberkiesel
![]() |
Hansjörg Schneider: Silberkiesel, Ammann, Zürich, 1993 neu aufgelegt bei Diogenes, Zürich, 2011 |
BS: Stadt Basel (Hauptschauplatz) SO: Gemperfluh F: Elsass
18. Januar 2014
Nachtrag
Die Realität tickt manchmal schneller als der Blogger zu denken im Stande ist. Machte ich mir im Eintrag von gestern Gedanken über die Implementierung der neuen Landeskarte 1:25'000 in die Online-Version, entdecke ich soeben, dass dies bereits geschehen ist. Die Karte im überarbeiteten Look wird Blatt für Blatt in die bestehende «alte» Version integriert. Hier werden die Unterschiede besonders deutlich sichtbar, wie das gewählte Beispiel im Raum Oensingen zeigt.
Die Bildmitte zeigt den nahtlosen Übergang von alt zu neu.
|
17. Januar 2014
1:25'000 im neuen Gewand
![]() |
Die neue Serie im Massstab 1:25'000 der Schweizer Landeskarte wartet auch mit einem neuen Umschlag auf. |
Vorerst gilt es freilich Abschied zu nehmen. Schrittweise, denn die gute alte Karte, dieser State of the Art, hat ausgedient. Das Ende der ausgewogensten aller Kartenwerke ist besiegelt und die fliegerischen Augenreisen über optisch hervorragend gestaltete Landstriche dazu. Das faltbare Stück Papier macht den Bedürfnissen eines breiteren Anwenderkreises Platz, sprich, die Karte wird bedeutend mehr an Informationen erhalten als bis anhin. Mit folgenden Neuerungen warten die Kartenmacher aus Wabern bei Bern auf:
Man darf gespannt sein, wie sich die neuste Landeskarte nach Dufour, Siegfried und Co. in der Praxis bewähren wird. Besonders interessant dürfte zu beobachten sein, wie swisstopo ihre Novität in die Online-Version einbaut. Die ersten Blätter in der neuen Aufmachung führt swisstopo bereits im Sortiment. Es sind dies – dem Aargau gebührt die Ehre! – 1088 Hauenstein, 1089 Aarau, 1108 Murgenthal und 1109 Schöftland. Die Umstellung soll übrigens bis 2019 für alle 247 Blätter vollzogen sein. Langfristig werden alle anderen Massstäbe grafisch überarbeitet.
- Die Typografie ist komplett neu gestaltet worden. Die unterschiedlichen Antiquaschriften fallen weg und werden durch eine Groteske ersetzt.
- Strassen mit einer Breite von zwei Metern und mehr, werden unterschieden nach deren Beschaffenheit: Hartbelag oder Naturbelag. Davon haben Wanderer schon lange geträumt.
- Eisenbahnlinien werden in roter Farbe dargestellt.
- Bahnhöfe, Stationen und Haltestellen von Bahnen werden explizit in roter Schrift aufgeführt.
- Die bislang als kleine schwarzen Punkte dargestellten Gemeindegrenzen werden neu in durchgezogener, rosaroter Linie aufgeführt.
- Durchgangsstrassen werden in rot, Verbindungsstrassen in gelb und Autobahnen in orange dargestellt.
- Die Zeichenerklärung auf der Rückseite erfolgt (endlich) im Vierfarbendruck.
Die vor über 60 Jahren eingeführte 25'000er-Karte hat ausgedient. |
![]() |
Ob sich das neue Werk bewährt, wird die Zukunft weisen. Vergleichender Ausschnitt aus dem Vorabdruck von 2013, der in der Zwischenzeit in etlichen Detailbereichen Verbesserungen erfahren hat. |
16. Januar 2014
Urige Urseren
Das Hochtal von Andermatt wandelt sich bekanntlich vom Saulus zum Paulus. War die strategisch wichtige Gegend während Jahrzehnten Okkupationsgebiet der Schweizer Armee, ist sie mittlerweile von einem ausländischen Investor in Beschlag genommen worden. So einfach ist das Prinzip: Droht Gefahr aus dem Ausland, wird eingeigelt. Ist die Gefahr gebannt, weicht die Armee dem Mammon, egal woher er komme.
Im Gegensatz dazu mutet das urige Bänkli zwischen Hospental und Realp geradezu archaisch an. Ja, es blendet zurück in jene Zeit, als ein stämmiger Mann aus Bürglen mit seinem Sohn Walterli den fremden Mächten die Stirne bot. Bin gespannt, was zwischen Furka und Oberalp auf Paulus folgt.
Foto: M. Schlatter |
14. Januar 2014
Marmorera
![]() | |
Dominik Bernet: Marmorera, Cosmos Verlag, Bern-Muri, 2006, Piper, München, 2008 |
Ist Julia wirklich gefährlich oder bildet sich dies der frisch verheiratete Simon nur ein? Ist sie lediglich ein interessantes Beispiel einer aussergewöhnlichen Psyche oder tatsächlich ein Fluch aus einer vergangenen Zeit, den die Bewohner von Marmorera sorgsam zu verbergen suchen? Für Simons Frau Paula wird Julia jedenfalls schon bald zur gefährlichen Nebenbuhlerin, obwohl die ungewöhnliche Patientin stets brav und bescheiden bleibt - solange man ihr die Badewanne lässt Im Marmorera-Stausee treffen sich Mythos und Realität. Mancher munkelt noch heute, dass bei tiefem Pegelstand die Spitze des Kirchturms aus dem Wasser rage. Und an der Fassade eines Hauses im neuen Marmorera erinnert das Wort «Resistenza» daran, dass nicht alle damit einverstanden waren, ihr Dorf und ihr Land den Zürchern zu verkaufen.
GR: Marmorera, Marmorerasee, Sur, Savognin, Julierpass (Hauptschauplätze) ZH: Stadt Zürich
13. Januar 2014
Ein bisschen Sonne
Gestern ging ich auf tierweltliche Wander-Reportage: von Neuheim auf den Gottschalkenberg und von da zum Ratenpass. Während drei Stunden sah ich kaum eine Menschenseele. Dies änderte sich schlagartig, als ich die Krete des Höhronen beim Gottschalkenberg erreichte. Biblische Szenen à la Auszug aus Ägypten spielten sich ab. Eine Völkerwanderung ungeahnten Ausmasses. In Halbschuhen, Turnschuhen, Moon-Boots, Lackstiefeletten, in diesen gefütterten, hochgezogenen Frauenpantoffeln und ja, vereinzelt auch in Wanderschuhen. Hunde beinahe aller Rassen wirbelten durcheinander, als gälte es, noch vor Einbruch der Nacht Noahs Arche zu erreichen. Kinder jeglichen Alters, in Kinderwagen, Baby-Tragetüchern, auf Trottinets und mit Vätern, die ihren Söhnen die funkfenrgesteuerten Modellautos nachtrugen. Leute in dicken Daunenjacken, Frauen mit blossem Hemd, alte Männer mit jungen Blondinen – Hand in Hand. Parfüm-, Sonnencreme- und Eau de Toilette-Duftwolken unterschiedlichster Provenienz. Englisch, Amerikanisch, Zugerdeutsch, Zürichdeutsch, Baseldeutsch, Schwyzerdeutsch, Holländisch, Spanisch, Russisch, Italienisch und viel, sehr viel Hochdeutsch. Ein sonntägliches Babylonien im Zentralschweizer Voralpenland.
Gekommen sind die meisten mit dem Privatauto – dementspechend das Chaos auf dem Raten, wo ein halbes Dutzend Ordnungshüter in orangen Westen nicht nur zum rechten schaute, sondern ab und zu auch Bratwürste in eine zum Grillstand umfunktionierte Scheune lieferte, welche dem hoffnungslos überfüllten Restaurant ein wenig Entlastung bot. Doch damit nicht genug. Das Schönwetter passte auch einem Retro-Schumi, der seine Oldtimer-Formel-Was-Weiss-Ich-Rennmaschine unter begeisterter Anteilnahe gelangweilter Ehemänner am Buswendeplatz zur Schau stellte und gar die Kühlerhaube öffnete. Im Hintergrund röhrte der eine oder andere Töff vorbei, derweil sich Mountain-Biker ihre verschwitzte Odlo-Ware vom Leib schälten und auf trockene Baumwolle umstellten. Etwas verloren wirkte der Zweispänner, der offenbar vergeblich auf Kundschaft wartete. Eine Stelltafel warb für Schlittenfahrten, doch da war zuwenig Schnee. Wer will schon Kufen-Feeling auf Rädern?
Ich setzte mich auf einen Rugel Holzstämme, liess das obskure Tohuwabohu auf mich wirken und amüsierte mich am Ende über eine in die Jahre gekommene Dame mit brandschwarzem Haar, knallroten Lippen, langen Fingernägeln im Scherbenhaufen-Look und durchgehend schwarzem Outfit, wie sie in ihren kniekehlenhohen Stiletto-Stiefeln die zehn Meter vom Rundholz über eine aufgeweichte Wiese balancierte und hernach theatralisch auf ein Strässchen stampfend, den Dreck von der Schuhsohle befördern wollte. Was eine Nebelsuppe im Mittelland nicht alles bewirkt!
Der Raten mit vollem Parkplatz. Die Aussicht war indes perfekt. |
Schlaffe Sache und hätte noch gefehlt: Eine Horde johlender Schneeschuhwanderer. |
Ich setzte mich auf einen Rugel Holzstämme, liess das obskure Tohuwabohu auf mich wirken und amüsierte mich am Ende über eine in die Jahre gekommene Dame mit brandschwarzem Haar, knallroten Lippen, langen Fingernägeln im Scherbenhaufen-Look und durchgehend schwarzem Outfit, wie sie in ihren kniekehlenhohen Stiletto-Stiefeln die zehn Meter vom Rundholz über eine aufgeweichte Wiese balancierte und hernach theatralisch auf ein Strässchen stampfend, den Dreck von der Schuhsohle befördern wollte. Was eine Nebelsuppe im Mittelland nicht alles bewirkt!
11. Januar 2014
Adalina
![]() |
Silvio Huonder: Adalina, Arche, Zürich-Hamburg, 1997 neu aufgelegt bei Hanser, Berlin, 2009 |
Während er widerstrebend die vertrauten Koordinaten seiner Heimatstadt neu zusammensetzt, die Rheinstrasse, das Elternhaus, die Erlöserkirche, den Daleu-Friedhof, die Gassen der Altstadt, kehren die Erinnerungen zurück. Zuerst in Fetzen, später in zusammenhängenden Bildern. Die Vorwürfe der Eltern, die Demütigungen der Mitschüler, das Rätoromanische des Grossvaters und Adalina, seine wilde Cousine, die Tochter von Onkel Fons, dem Schweinebauern. Adalina, die ihn, Maculin, je älter beide werden, um so stärker anzieht. (Klappentext)
GR: Chur, Schanfigg
10. Januar 2014
Fest in Rima
![]() |
Plinio Martini: Fest in Rima Werner Classen Verlag, Zürich, 1979, neu aufgelegt im Limmat Verlag, Zürich, 1999 (vergriffen) |
TI: Val Bavona
8. Januar 2014
Kneipp?
Im Genfer Ort Aire-la-Ville stach mir am letzten Sonntag diese Szenerie ins Auge. Ich fragte mich, ob es sich um eine welsche Interpretation des Kneippschen Wellnessverfahrens handelt oder ob sich ein paar Nachtbuben einen kleinen Scherz erlaubt haben. Nun, bevor sich des Lesers Meinung zu versteifen beginnt, des Rätsels Lösung. In Aire-la-Ville sind derzeit Strassenbauarbeiten im Gang. Weil die Sitzbank den Bauleuten im Weg stand, fand sie zu einem temporären Zuhause in diesem stillgelegten Brunnen.
6. Januar 2014
Im Sommer sterben
![]() |
Michel Theurillat: Im Sommer sterben, List, München, 2011 |
BE: Stadt Bern BS: Stadt Basel GR: Via Mala, Engadin, GL: Näfels SZ: Pfäffikon, Lachen, Sihlsee ZH: Stadt Zürich (Hauptschauplatz), Dielsdorf, Oberrieden F: Paris
4. Januar 2014
Zwei Spitzbergen-Krimis im Vergleich
Kleiner Nachtrag zur gestrigen Ankündigung meiner Hölloch-Expedition. Sie wurde abgesagt. Der dürftige Winter ist schuld daran. Schneemangel im Muotathal. Nicht, dass es für die Befahrung der Höhle Schnee bräuchte, das heisst, es braucht Schnee, bloss nicht in der Höhle sondern darüber. Statt Schnee kommt der Föhn und mit ihm die Schmelze und hintennach der Regen. Zusammengenommen ergibt dies zuviel Wasser in den Höhlengängen. Daher ist nix mit Robben und Kriechen und Klettern. Allein, aufgeschoben ist nich aufgehoben. Kommt Schnee, kommt Hölloch.
Um mich geistig auf das fehlende Tageslicht in der Höhle vorzubereiten, habe ich im Vorfeld zwei Kriminalromane gelesen, die beide auf Spitzbergen spielen. Der zu Norwegen zählende Archipel liegt soweit nördlich, dass in der Hauptstadt Longyearbyen vom 26. Oktober bis zum 16. Februar Polarnacht herrscht. Die Inselgruppe ist knapp zweieinhalbmal so gross wie die Schweiz und zählt rund 2700 Einwohner. Mit der Norwegerin Monica Kristensen und der Deutschen Karen Nieberg haben sich gleich zwei Frauen Spitzbergen als Schauplatz für ihre Romane ausgesucht. Aufgrund der geringen Anzahl an Siedlungen auf Svalbard, wie das Land auf Norwegisch genannt wird, ist es naheliegend, dass beide Handlungen zur Hauptsache in Longyearbyen spielen.
Karen Nieberg: Ins Eis
Kristoffer Stolt starb während einer Wandertour einen einsamen Tod im fernen Spitzbergen. Die Polizei spricht von einem bedauernswerten Unfall. Doch seine Witwe Kirsten will nicht daran glauben, schliesslich war ihr Mann ein erfahrener Alpinist. Als ihr Schwiegervater, Oberhaupt der Bankiersfamilie Stolt, zu seinem Geburtstag nach Spitzbergen einlädt, kehrt Kirsten zurück an den Ort des Geschehens. Und dort, in den eisigen Weiten, offenbart sich ihr eine Wahrheit, die ihre schlimmsten Vermutungen in den Schatten stellt … (Klappentext)
N: Longyearbyen, Adventdalen, Tempelfjord, Tunabreen
Monica Kristensen: Suche
Longyearbyen, die Hauptstadt von Spitzbergen: Im städtischen Kindergarten gehen seltsame Dinge vor sich. Immer wieder verschwinden Kinder von dort. Sie sind nicht lange fort. Die Erzieherinnen sind beunruhigt, nehmen es aber nicht wirklich ernst, dass die Kinder nicht erzählen wollen, wo sie gewesen sind. Eines Tages tritt dann das Gefürchtete ein: Ein kleines Mädchen verschwindet - und taucht nicht mehr auf. Eine hektische Suche beginnt. Die Spuren, die sie hinterliess, führen in die Grubenschächte, hinunter in die Tiefe stillgelegter Kohlengruben auf Spitzbergen. Und bald wird klar, dass sie nicht die Einzige ist, die in der überschaubaren Welt von Spitzbergen verloren ging ... (Klappentext)
N: Longyearbyen, Adventdalen
Währenddem Kristensens Geschichte in sehr kühler Sprache verfasst oder allenfalls wenig inspiriert übersetzt ist und überdies zu konstruiert wirkt, ist Niebergs Plot bedeutend authentischer und spannender. Der Text brilliert nicht durch sprachliche Höhenflüge, veranschaulicht jedoch durch die detailreiche Beschreibung einzelner Szenen die Aura Spitzbergens. In beiden Romanen spielt jeweils ein Kind eine wichtige Rolle. Auch hier punktet betreffend kindlicher Darstellungskraft Nieberg durch das Band weg. Von Monica Kristensen ist indes unter der Ägide eines anderen Übersetzers ein zweiter Spitzbergen-Krimi auf Deutsch erschienen. Gerne werde ich bei Gelegenheit die Probe aufs Exempel machen und der Norwegerin eine zweite Chance verpassen.
Um mich geistig auf das fehlende Tageslicht in der Höhle vorzubereiten, habe ich im Vorfeld zwei Kriminalromane gelesen, die beide auf Spitzbergen spielen. Der zu Norwegen zählende Archipel liegt soweit nördlich, dass in der Hauptstadt Longyearbyen vom 26. Oktober bis zum 16. Februar Polarnacht herrscht. Die Inselgruppe ist knapp zweieinhalbmal so gross wie die Schweiz und zählt rund 2700 Einwohner. Mit der Norwegerin Monica Kristensen und der Deutschen Karen Nieberg haben sich gleich zwei Frauen Spitzbergen als Schauplatz für ihre Romane ausgesucht. Aufgrund der geringen Anzahl an Siedlungen auf Svalbard, wie das Land auf Norwegisch genannt wird, ist es naheliegend, dass beide Handlungen zur Hauptsache in Longyearbyen spielen.
![]() |
Karen Nieberg: Ins Eis, Goldmann, München, 2013 |
Kristoffer Stolt starb während einer Wandertour einen einsamen Tod im fernen Spitzbergen. Die Polizei spricht von einem bedauernswerten Unfall. Doch seine Witwe Kirsten will nicht daran glauben, schliesslich war ihr Mann ein erfahrener Alpinist. Als ihr Schwiegervater, Oberhaupt der Bankiersfamilie Stolt, zu seinem Geburtstag nach Spitzbergen einlädt, kehrt Kirsten zurück an den Ort des Geschehens. Und dort, in den eisigen Weiten, offenbart sich ihr eine Wahrheit, die ihre schlimmsten Vermutungen in den Schatten stellt … (Klappentext)
N: Longyearbyen, Adventdalen, Tempelfjord, Tunabreen
Monica Kristensen: Suche
![]() |
Monica Kristensen: Suche, btb, München, 2012 |
N: Longyearbyen, Adventdalen
Währenddem Kristensens Geschichte in sehr kühler Sprache verfasst oder allenfalls wenig inspiriert übersetzt ist und überdies zu konstruiert wirkt, ist Niebergs Plot bedeutend authentischer und spannender. Der Text brilliert nicht durch sprachliche Höhenflüge, veranschaulicht jedoch durch die detailreiche Beschreibung einzelner Szenen die Aura Spitzbergens. In beiden Romanen spielt jeweils ein Kind eine wichtige Rolle. Auch hier punktet betreffend kindlicher Darstellungskraft Nieberg durch das Band weg. Von Monica Kristensen ist indes unter der Ägide eines anderen Übersetzers ein zweiter Spitzbergen-Krimi auf Deutsch erschienen. Gerne werde ich bei Gelegenheit die Probe aufs Exempel machen und der Norwegerin eine zweite Chance verpassen.
3. Januar 2014
Widmers Gang und Widmergang
Auf rekordverdächtige 103 Wanderungen brachte ich es im verflossenen Jahr, dies obschon ich insgesamt dreimal hartnäckig erkältet war und das Bett länger hüten musste, als es den Beinen lieb war. Und weil man nie weiss, wann die Grippehexe wieder zuschlägt, schloss ich mich am Neujahrstag Widmers Fähnlein an. Der Meister-Wanderkolumnist lud zur Strecke Kerzers–Aarberg–Nidau ein. Wir dinierten in der Krone zu Aarberg, wo sich in meinem Rücken nicht nur eine quietschende Modelleisenbahn auf kitschigem Plaste-Diorama unliebsam bemerkbar machte, es zeigte sich auch das alte Krone-Gemäuer – ein Konglomerat aus grob behauenen Brocken unterschiedlicher Beschaffenheit. Glaubt man den Historikern, handelt es sich um die erste Hausmauer des Städtchens. Mit anderen Worten: Die Krone war das erste aus Stein erbaute Haus Aarbergs.
Nach der Tafelrunde spaltete ich mich vom Grüppchen ab und hielt Richtung Lyss. Ich zog die Begehung der rechten Seite der Alten Aare dem mir bereits vertrauten Abschnitt nach Nidau vor. Entgegen der Widmerschen Bedenken, den Autobahnlärm als Begleiter zu haben, beschritt ich eine winterstille Auenlandschaft. Ich gehe davon aus, dass die Strassenbauer auf der Höhe des Aarelaufs einen Flüsterbelag eingebaut haben. Kein Witz, das gibt's tatsächlich.
Eine Frage drängte sich mir heute geradezu auf. Ich wollte von meinem Schreibkollegen wissen, ob ihm der Widmergang im Hölloch etwas sage. Widmer verneinte, er habe damit nichts zu tun. Also werde ich am kommenden Samstag den Höhlenführer fragen, wenn ich im Expeditionsstil für zwei Tage in den Unterbau des Bödmerenwaldes absteige. Ob die dort auch WLAN haben? Und eine Toilette?
2. Januar 2014
Auch Brienz braut
Vor einigen Tagen berichtete ich über die kleine Brauerei Napf im bernischen Walterswil. Am Silvestertag – also bloss eine Woche nach dem Gang durch das Napfvorland – duplizierte sich das Geschehen. In Schwanden bei Brienz gelangte ich an der Brauerei Jungfraubräu vorbei. Das noch junge Unternehmen produziert seit Oktober 2011. Ich kaufte mir ein Fläschchen und setzte meine Wanderung, die mich von Ebligen nach Meiringen führte, fort. Eine lichtmässig komplett zweigeteilte Route: Bis zum oberen Dorfteil von Hofstetten ging ich unter wärmender Spätjahressonne, durch das Freilichtmuseum Ballenberg und die Ebene des Haslitals in schattiger Kälte. Auf der Heimfahrt verköstigte ich das Jungfrau-Bierchen. Nicht schlecht im Geschmack, doch ich finde das Napf-Bier würziger, heimeliger.
Die Brauerei Jungfraubräu in Schwanden bei Brienz (BE) produziert seit Herbst 2011. |
1. Januar 2014
Langsam, langsam …
All meinen Blogleserinnen und Bloglesern wünsche ich ein geruhsames und von Langsamkeit geprägtes Jahr!
Abonnieren
Posts (Atom)