30. Juni 2023

Eine Frage der Zeit

Alex Capus: Eine Frage der Zeit, btb,
München, 2009
Drei norddeutsche Werftarbeiter werden 1913 von Kaiser Wilhelm II. beauftragt, ein Dampfschiff in seine Einzelteile zu zerlegen und am Tanganikasee südlich des Kilimandscharo wieder zusammenzusetzen. Der Monarch will damit seine imperialen Ansprüche unterstreichen. Die drei Männer fahren nach Deutsch-Ostafrika mit der Aussicht auf guten Verdienst, lassen sich bezaubern von der exotischen Kulisse und der schönen Gouverneurin, geraten aber rasch in das gewalttätige Räderwerk des Kolonialismus, aus dem es kein Entrinnen gibt. Zur gleichen Zeit beauftragt Winston Churchill den exzentrischen, aber liebenswerten Oberleutnant Spicer Simson, zwei Kanonenboote über Land durch halb Afrika an den Tanganikasee zu schleppen. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, liegen sich Deutsche und Briten an seinen Ufern gegenüber. Keiner will, aber jeder muss Krieg führen vor der pittoresken Kulisse des tropischen Sees. Alle sind sie Gefangene der Zeit, in der sie leben, und jeder hat seine eigene Art, damit fertig zu werden. (Inhaltsangabe im Buch)

28. Juni 2023

Wo ist meine Braut?

Dian d'Henri: Wo ist meine Braut?
Zytglogge, Bern, 1991
In knappen Worten ist am Ende des Bestsellers «Die Frau des Geliebten der Mutter» von Diane d'Henri die Fortsetzung des abenteuerlichen Lebens angedeutet. In ihrem zweiten Buch beschreibt die Autorin die weiteren Wege und Wirrungen ihres Schicksals. Es ist die Geschichte von Diane und Ivor, nachdem sie aus dem Kreis der Basler Hochfinanz ausgestossen worden ist, die Familienbande gesprengt hat und mit ihrem zweiten Gatten die Jagd der Gejagten antritt. Die Geschichte einer Frau, die sich ein neues Leben aufbaut.
(Klappentext)

9. Juni 2023

Ostfriesenmoor

Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenmoor,
Fischer, Frankfurt am Main, 2013
Den Anblick dieser Leiche würde Ann Kathrin Klaasen nie vergessen: Der Täter hat mit Hilfe eines Metalldrahtes den Körper eines toten Mädchens nachgeformt und darüber die Haut gespannt. Wie bei einem Fliegengitter, nur viel stabiler … und beweglich. So stand es im Obduktionsbericht. Dann hat er sein Werk im Moor versenkt. Wer tut so etwas? Und vor allem: Wer kann so etwas? Ann Kathrin Klaasen ist sprachlos, als sie das ganze Ausmass erkennt, mit dem der Täter hier zu Werke ging. Während das Team in Aurich ersten Hinweisen nachgeht, wird in Norden ein Kind vor der Apotheke entführt. Und bald darauf verschwindet ein zweites Kind. Sucht der Moor-Mörder nach weiteren Opfern? Für Ann Kathrin Klaasen beginnt eine der schaurigsten Ermittlungen ihres Lebens.
(Inhaltsangabe im Buch)

4. Juni 2023

Die Spirale – Etappe 17

Die bisher zurückgelegte Strecke in Grün.


Vor über sieben Monaten war ich das letzte Mal spiralwandernd unterwegs. Ich endete damals in Münsingen, wo ich wegen der im Packraft zu überquerenden Aare «festsass» und auf passende Wassertemperaturen warten musste. Doch am vergangenen Samstag nahm ich den Faden wieder auf und ging bei besten äusseren Bedingungen vom Aaretal über den Belpberg nach Toffen im deutlich ruhigeren Gürbetal.

Die Überquerung des Belpbergs ist, insbesondere dann, wenn sie von Ost nach West (oder umgekehrt) erfolgt, eine nicht allzu lange Angelegenheit. Auf jeden Fall lohnt sich die Besteigung der einst vom Aaregletscher stehengelassenen Erhebung, bietet sie doch zu allen Seiten prächtige Ausblicke, sei es ins Schwarzenburgerland, ins Emmental oder in die Alpen. Besonders schön ist die Schau vom höchsten Punkt, dem auf 893 Meter über Meer gelegenen Chutzen, dem ich, kurz von der geplanten Route abweichend, ein Besüchlein abstattete. Ein besonderer Genuss war hernach der zunehmend steiler werdende Abstieg durch einen Wald, entlang von Getreidefeldern und vorbei an einsam gelegenen Häusern hinab nach Toffen, wo sich der Belpberg an seinem Fuss mit einem beeindruckenden Wasserfall verabschiedet.

Dass ich dies an dieser Stelle niederschreiben kann, ist indes nicht selbstverständlich, denn bei der Überquerung der Aare im Mini-Boot geschah ein kleines Unglück, das leicht ins Auge hätte gehen können. Kurz bevor ich paddelnd an meinem anvisierten Anlegeplatz ankam, gelangte ich zu nah ans Ufer, wo ich urplötzlich an einem herausragenden Ast hängenblieb. Die gewaltige Kraft des Wassers brachte das Boot zum Kentern. Ich wurde unweigerlich ins reissende Nass befördert, derweil sich mein am Dinghy befestigte Gepäck kopfüber unter Wasser befand. Glücklicherweise hatte ich im Wasser Stand und konnte mich mit einem Arm am Ast festhalten. Nun war kluges Handeln angesagt, denn es galt einerseits, das Doppelpaddel nicht zu verlieren und andererseits, das vom Ast festgehaltene Boot zu befreien. Gleichzeitig hoffte ich, dass sich der Rucksack nicht vom Boot lösen würde und in Richtung Hauptstadt trieb oder in irgendeiner Wasserwalze hängenblieb.

Als ich nach einer gefühlten Stunde, also nach einer realen Minute, das Packraft frei bekam, konnte ich dem Ufer entlang in etwas ruhigeres und weniger tiefes Gewässer gehen, wo ich das Boot endlich umzudrehen im Stande war. Glücklicherweise war das Gepäck noch dran und, wie sich bald herausstellen würde, komplett trockengeblieben. Ein Dank geht an dieser Stelle an die Firma Ortlieb. Und wie ich meine ganze Habe wieder so zurecht machte, damit ich zu Fuss weitergehen konnte, bemerkte ich die nahe Walze, in die ich geraten wäre, hätte ich bei dieser Kenterei nicht ein unglaubliches Glück gehabt. Das zu frühe Anpaddeln an unwirtliches Ufer wird mir inskünftig eine Lehre sein.

Eine Bildstrecke der Wanderung gibt es hier.