14. September 2014

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Ein Dutzend Meter vor mir huschte eine Ratte über die Strasse. In Büschen und Bäumen stimmten die Vögel ihren Morgengesang an. Im Nu langte ich in der Vorstadt an, wo der Anstieg insJuragebirge wartete. An Kalksteinfelsen vorbei stieg ich zu einem Pavillon hoch. Unter mir breiteten sich der spiegelglatte See und die erwachende Stadt aus. Am Horizont erhob sich die Alpensilhouette in den Morgenrothimmel. Ehe ich mich anschickte, den beliebten Aussichtspunt zu verlassen, erschreckte ich eine Nordic Walkerin bei ihren Tai Chi Übungen. Ich grüsste und schob eine Entschuldigung nach, doch die Frau reagierte nicht. Erst jetzt sah ich, dass sie die Ohren mit Kopfhörern zugestopft hatte. Was hört man zu Tai Chi für Musik, fragte ich mich, ausgerechnet jetzt, wo die Vöglein so artig trällerten. Für James Lasts Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung war es zu früh. Ich stieg weiter bergan, währenddem der Stadtlärrm sich vom Pianissimo zum Piano steigerte.
    In weiten Kehren gelangte ich auf den ersten Jurarücken. Und noch bevor die Sonne mich beschien, geriet ich arg ins Schwitzen. Der voll bepackte Rucksack drückte schwer. Diese Freiheit hatte also auch ihren Preis, ja sie lastete buchstäblich auf meinen Schultern. Ich hoffte, dass sich mein Körper an das Gewicht gewöhnen würde. Auf der Terrasse einer Sportschule hielt ich Rast. Der Blick über das Schweizer Mittelland hin zu den Alpen war umwerfend. Über der Hauptstadt hingen ein paar Heissluftballone. Der Stadtlärm war inzwischen trippelnden Turnschuhen gewichen. Eine muskelbepackte Männergruppe täppelte über die Terrasse und verschwand hinter der Gebäudeecke.

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