11. Juli 2020

Lydias Gäste

Eveline Amstutz: Lydias Gäste, Droemer
Knaur, München/Zürich, 1977
Ascona 1939 – das war für viele in jenen schlimmen Tagen letzte Zufluchtsstätte. Oberflächlich gesehen schien das Leben am Ufer des Sees von allen Kriegswirren unbehelligt seinen gewohnten Gang zu gehen. Doch hinter der friedlichen Fassade verbarg sich die Not der Emigranten und Flüchtlinge. 

Für sie alle hatte Lydia Lüthi in ihrer warmherzigen und lebens­klugen Art stets ein offenes Haus, und über den Sorgen anderer erschienen ihr die eigenen gering. Wenn nicht ihr Sohn Peter ge­wesen wäre, an dem sie mit übergrosser Liebe hing. Es beunruhigte sie zutiefst, wie er lust- und ziellos in den Tag hineinlebte und in eine Apathie verfiel, aus der ihn offenbar auch die schöne und sanfte Ruth Lewandowski nicht herauszuholen vermochte. Um wieviel schmerzlicher aber war für sie der Augenblick, als ihr Sohn eine folgenschwere Entscheidung traf und sein Leben un­widerruflich selbst in die Hand nahm.
(Klappentext)

TI: Ascona

Die Autorin hat mit Lydia eine große Frauengestalt geschaffen, deren Haus in Ascona während des Zweiten Weltkriegs letzte Zufluchtsstätte vieler Emigranten wurde.
Eveline Amstutz wurde in England geboren. Sie heiratete in die Schweiz, die ihr rasch zur zweiten Heimat wurde. Sie hat sich mit Kurzgeschichten, Gedichten und Romanen weit über die Grenzen der Schweiz hinaus einen Namen gemacht.

Skipionier Walter Amstutz um 1980
Leider ist über die Autorin auf die Schnelle nicht mehr zu erfahren, über ihren Ehemann, Walter Amstutz, hingegen schon: Geboren am 5. Dezember 1902 in Brienzwiler als Sohn des Hoteliers Max Joseph Amstutz und der Carolina Flühmann. Von 1929 bis 1938 war er der erste Kurdirektor von St. Moritz und Schöpfer des bekannten Sonnenlogos. 1930 heiratete er die Schriftstellerin Eveline Palmer aus Dorset. Amstutz war ein Skisport- und Alpinismus-Pionier mit einigen Rennerfolgen und Erstbegehungen. Er unternahm Expeditionen nach Grönland, Kenia und Peru. 1924 war er Mitbegründer des Schweizerischen Akademischen Ski-Clubs, erster Redaktor ab 1926 von dessen Jahrbuch «Der Schneehase».

Mit Arnold Lunn war er Initiant des modernen Alpin-Skisports, darunter 1925 das erste Team-Skirennen der Welt in Mürren. Er erfand die Amstutz-Feder (Vorläuferin der Diagonal-Skibindung), den Amstutz-Stock und den Amstutz-Ski. Als Verleger gründete er die Verlage Amstutz & Herdeg, dann De Clivo Press. Die de Clivo-Stiftung (lateinisch für Amstutz) wurde von Yvonne Elizabet Gozon im Andenken an ihren Vater Walter Amstutz gegründet. Amstutz war ein Bergfreund des belgischen Königs Albert I. und begründete in seinem Andenken 1993 die King Albert I. Memorial Foundation, die den Albert Mountain Award verleiht. 1984 verlieh ihm Königin Elisabeth den Order of the British Empire in Anerkennung seiner Förderung der anglo-schweizerischen Beziehungen. Amstutz verstarb am 6. August 1997 in Männedorf. 

Hier eine Auswahl von Amstutzes ersten Skiabfahrten und Erstbegehungen
  • 18. Mai 1924: Skierstbesteigung des Eigers, erste Abfahrt über den Eigergletscher. Mit Arnold Lunn, Willy Richardet und Fritz Amacher.
  • 1. Juni 1924: Blüemlisalphorn Nordwand. Mit Willy Richardet und Hermann Salvisberg.
  • 11. Juni 1924: Erste Skiabfahrt über die Guggi-Route in der Nordflanke der Jungfrau auf Ski. Mit Pierre von Schumacher.
  • 15. Juni 1926: Erste Skibesteigung des Bietschhorns über den Nordgrat. Mit Pierre von Schumacher.
  • 3. August 1926: Grosses Fiescherhorn Nordpfeiler zum nordwestlichen Vorgipfel. Mit Pierre von Schumacher.
  • 21. Juli 1929: Silberhorn, erster Abstieg auf dem Nordwest-Silberhornweg. Mit Tom de Lépiney.
  • 15. Juni 1930: Cima di Rosso Nordwand. Mit Aldo Bonacossa.

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