1. November 2019

Mit dem Esel durch die Cevennen

Robert Louis Stevenson: Reise mit dem
Esel durch die Cevennen, Büchergilde
Gutenberg, Frankfurt, Olten, Wien, 1986
Robert Louis Stevenson: Reise mit dem
Esel durch die Cévennen, Éditions La
Colombe, Moers, 2001
Aussteiger hat es schon immer gegeen. Einige haben es zu Weltruhm gebracht. Zum Beispiel Digenes von Sinope, der zugleich einer der ersten «Hausbesetzer» war; bekanntlich nistete er sich in eine leerstehende Tonne ein. Der Amerikaner David Thoreau predigte und praktizierte in Massachussetts die Waldeinsamkeit.

In seiner «Cevennenreise» schreibt der Schotte Robert Louis Stevenson, bekannt durch seinen unsterblichen Abenteuerroman «Die Schatzinsel»: «Ich besitze einige Erfahrung mit Wohngemeinschaften … und hae bei mehr als einer Gruppe erlebt, wie sie sich leicht bildete und noch leichter zersplitterte.» Er war eben auch ein Aussteiger und blieb es sein Leben lang. Und nur ein speleeniger Einzelgänger konnte auf die Idee kommen, mit einem Esel durch die Cevennen zu trampen – ein merkwürdiges Pärchen, das bisweilen an Don Quichotte und Sancho Pansa erinnert.

Wenn man von ihren gemeinsamen Erlebnissen und Abenteuern liest, möchte man am liebsten die gleiche Reise nachvollziehen, wenn es noch Eselchen wie Modestine gäbe. Alle Unbilden der Witterung, alle Strapazen werden klaglos und humorvoll ertragen. Ob sich der Erzähler stets geschickt bei seiner Orientierung, beim Beladen des Esels und im Umgang mit den Bergbauern verhielt, sei dahingestellt. Jedenfalls wunderte es ihn in seinem sonderbaren Aufzug immer wieder, dass man in ihm nie den Dichter, sondern meist den Tramp oder Hausierer sah und vor ihm auf der Hut war.

Über die Prosa des Reisebereichts breitet sich ein Netz von Poesie. Das Lied der Landschaft wird in kräftigen und pochenden Tönen gesungen, und gelegentlich schleicht sich eine elegische Note der Sehnsucht nach der fernen Geliebten ein. In Momenten der Rast und Ruhe regen sich Gedanken über die Zwänge der Gesellschaft und die Zwanglosigkeit der Natur. (Klappentext Ausgabe Büchergilde Gutenberg)

Moors Fazit: Pflichtlektüre für all jene, die sich mit historischen Reiseberichten befassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen