18. November 2019

Weltquell des gelebten Wahnsinns

Henry Glass: Weltquell des gelebten
Wahnsinns,
Kein & Aber, Zürich, 2008
Muss Wissenschaft staubtrocken sein? Keineswegs, meinte Henry Glass. Mehr als zwanzig Jahre lang berichtete der Spigel-Redakteur über allerlei verblüffende Entdeckungen und Erkenntnisse. So vergleicht Glass mit Schalk und britischem Humor die Zeichensprachen der europäischen Völker. Er präsentiert neue alte Ergebnisse zum Thema «Frau am Steuer», porträtiert Exzentriker und die dümmsten Feldherren der Geschichte, und er geht der Frage nach, wie der Geschmack in den Malt Whisky kommt. In einer Zugabe wendet sich der Heimweh-Ire Henry Glass an seine Herzensstadt Dublin – eine Hommage an eine Stadt der Träumer, Säufer und Dichter, wie es sie heute nicht mehr gibt. (Klappentext)

Moors Fazit: Glass ist krass im allermöglichsten positiven Sinne. Ich habe mich selten mit einem Buch so amüsiert wie mit diesem. Und Henry Glass (1951–2000) verstand es meisterhaft, skurrile Themen wie die Furzforschung, Flugzeugabstürze, Murphys Gesetz, das Sexleben der Päpste und vielem mehr zu Papier zu bringen. Köstlich, einfach köstlich. Hier ein Beispiel vom rückseitigen Buchumschlag:

Männer neigen im ehelichen Miteinander dazu, beschränkte Einsicht mit grossem Widerspruchsgeist zu verbinden; dazu kommt ihre geradezu stupende Unfähigkeit, sich des Hochzeitstages zu erinnern, wozu nur knapp 35 Prozent regelmässig in der Lage sind. Offenbar verstehen die Männer von Partnerschaft ungefähr so viel wie die Vögel von der Ornithologie.

Henry Glass, 1951 als Sohn einer rumänisch-deutschen Mutter und eines nordirischen Vaters in München geboren, arbeitete von 1978 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 im Wissenschaftsressort des «Spiegel». Er war ein liebenswürdiger Chaot, der seinen angelsächsischen Spleen mit dem Tragen von knielangen Shorts, James-Joyce-Brillen und Capes darzutun pflegte. 

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