11. März 2020

Vor dem Gewitter

Albert-Louis Chappuis: Vor dem Gewitter,
Mon Village, Vulliens, 1973
Wer unfähig ist, jemand etwas Böses
zuzufügen, hat Mühe zu glauben,dass
ihm so etwas zustossen könnte …

Begehrlichkeit, Neid und Geiz sind schwere Charakterfehler. Ein damit behafteter Mensch lässt sich wohl zum Äussersten hinreissen. In einem unserer Dörfer gelüstet es den begüterten Gemeindepräsidenten nach dem mit Hypotheken überlasteten Heimwesen eines Grossrates. Nach Meinung des Gemeindepräsidenten hängt das Leben dieses «Heimets» nur noch an einem Faden, weil sein Besitzer, der Grossrat, ein besserer Politiker ist denn ein Bauer.

Mag diese Meinung auch von einigen geteilt werden, so doch nicht von der Mehrheit jener, die den im Grossrat sitzenden Politiker besser kennen. Wie wird es nun der Gemeindepräsident anstellen, um sein Vorhaben zu verwirklichen? Welche Schliche wird er anwenden, wenn er das Gefühl bekommt, das Heimwesen könnte ihm entgehen? Im Menschen halten sich Gut und Böse die Waage, aber gerade das Böse wird den Gemeindepräsidenten zu Handlungen treiben, die seine Begierde stillen sollen.

Und trotzdem – nicht Hass, Neid oder Habgier sind es, die in dieser Erzählung siegen. Es ist vor allem und über allem die Liebe. Einmal die Liebe zwischen zwei Menschen, zwischen dem Sohn des Grossrates und der Tochter des Gemeindepräsidenten. Dann aber auch die Liebe, weIche der rechtschaffene Grossrat dem Sachverhalt entgegenbringt, den er verteidigt. Nein, selbst wenn die Gewalt manchmal die Oberhand gewinnt, zahlt sie sich nicht aus.

A.-L. Chappuis liefert hiefür einen lebendigen Beweis in diesem seinem 10. Roman, einer leidenschaftlichen, ehrlichen, manchmal ungeschminkten Erzählung, die man in einem Zug liest.
(Klappentext)

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