6. September 2015

Suomi im Doppelpack

Bernd Gieseking: Das kuriose Finnland-Buch,
S. Fischer Verlag, Frankfurt, 2014
Bernd Gieseking ist ein interessanter Zeitgenosse. Der gelernte Zimmermann absolvierte ein Kunst- und Theologiestudium und ist danach zum Kinder- und Reisebuchautor mutiert, aber auch und vor allem zum Kabarettisten. Reisetechnisch ist der Norden Giesekings Spezialgebiet, insbesondere Finnland, wo Axel, sein Bruder, mit einer Finnin lebt.

Auf Bernd Gieseking bin ich über die Taschenbibliothek des deutschen Fischer-Verlags gestossen. Das kuriose Finnland-Buch berichtet über all die finnischen Klischees und darüber hinaus. Gleichzeitig ist es für mich das mit Abstand beste Buch aus der Reihe Was Reiseführer verschweigen. Gieseking präsentiert seinen Lesern nicht einfach unzählige mehr oder weniger sinnvolle Statistiken, wie es die anderen Autoren dieser Reihe tun, Gieseking erzählt. Er macht dies derart unterhaltsam, dass ich mir im Nachgang sein Finne dich selbst! zulegte. Allein der Untertitel Mit den Eltern auf dem Rücksitz ins Land der Rentiere weckte meine Neugierde. Der Autor aus Ostwestfalen erlebt hierbei so einiges und gibt witzige Einblicke in das Familienleben der Giesekings mitsamt unzähligen Müsterchen in Plattdeutsch. So gesehen ist Finne dich selbst! nicht nur eine Reisebuch über das wohl exotischste der skandinavischen Länder, es stellt auch eine Verbindung zur ostwestfälischen Kultur her.

Bernd Gieseking: Finne dich selbst,
S. Fischer Verlag, Frankfurt, 2012
Welche Sitten und Gebräuche auf Finnlands Strassen herrschen, sei an dieser Stelle im original Gieseking-Duktus wiedergegeben: Wenn der Finne zu Fuss unterwegs ist, bleibt er tatsächlich an Fussgängerampeln stehen, sobald sie Rot zeigen. Die ganze Strasse kann frei sein, es kann tiefste Nacht sein, nirgends ein Kind zu sehen, das man verderblich beeinflussen könnte, der Finne bleibt bei Rot stehen. Wenn er sehr betrunken ist, bleibt er sogar stehen, wenn die Ampel Grün zeigt. Das kann Stunden dauern, ich habe das selber gesehen.
Wenn der Finne mit dem Auto unterwegs ist, verhält es sich umgekehrt. Nie bremst er an Zebrastreifen. Da können noch so viele Fussgänger stehen, der Finne fährt durch. Vielleicht ist das der Grund, dass er zu Fuss auch nachts an roten Fussgängerampeln stehen bleibt. Wahrscheinlich ist es reiner Überlebenswille!

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