27. Juli 2014

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Das Gewitter artete zum Unwetter aus und dauerte vier Biere, drei defekte Schirme und einen abgebrochener Bleistiftabsatz. Das Spektakel auf der Place Centrale war besser als jede noch so perfekt konzipierte TV-Quiz-Show. Vielleicht auch, weil der Quiz-Master fehlte. Egal. Ich amüsierte mich freilich köstlich. Allerdings nur, bis ich mich zum Campingplatz begab. Auf dem Weg dorthin wurde mir das Ausmass der Perturbation bewusst. Die Lienne führte braunes Hochwasser. Etliche Hauseingänge und Autogaragen standen unter Wasser. Wild gestikulierende Anwohner rannten vor den Liegenschaften herum und schrien nach der Feuerwehr. Jetzt, wo man sie einmal bräuchte, seien sie nicht da, les pompiers, beklagte sich ein älterer Mann in kurzen Hosen, Badeschlappen und einer halb abgebrannten Gauloise im linken Mundwinkel. Auf dem Camping, er hiess «Au petit Lac», war ebenfalls der Teufel los. Windböen hatten zahlreiche Zelte zerfetzt. Die am Fusse eines kleinen Hügels platzierten Behausungen standen in einem kleinen See. Der eigentliche kleine See, «Le petit Lac» eben, war über sein Ufer getreten. Holländer in hellgrünen Kunststoff-Klumpen, eine Imitation der traditionellen Holzschuhe, staksten umher und fluchten in ihrem lustigen Ch-Laut-Idiom über das verdammte Wetter. Gespannt schritt ich meinem Tunnelzelt entgegen.

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