15. August 2022

Zu Fuss über die Alpen

Ludwig Grassler: Zu Fuss über die Alpen, Süddeutscher
Verlag, München, 1977
Dieses Buch ist für alle Freunde des Bergwanderns eine Sensation. Rechtzeitig zum 75. Jubiläumsjahr des Isartalvereins stellt Ludwig Grassler seinen «Traumpfad» über die Alpen von der Isar bis an den Piave in Wort und Bild vor. Der Wanderweg vom Münchner Marienplatz bis zum Markusplatz in Venedig ist etwa 515 Kilometer lang, kann in 28 Wandertagen in einzelnen Etappen bewältigt werden und führt im Bereich der Alpen über insgesamt 33 Jöcher, Scharten und Pässe. Die Stationen dieser Etappen sind: München, Wolfratshausen, Bad Tölz, Leger, Vorderriss, Wattens, Lizum, Tuxerjoch, Pfunders, Lüsen, Grödnerjoch, Marmolada, Masare, Pramperet, Belluno, Priula, Bocca Callalta, Jesolo, Venedig .

Für jeden bergerfahrenen Wanderer ist der hier vorgestellte Weg von München nach Venedig ein «Erlebnis fürs Leben»! Wer für dieses Erlebnis vier Wochen Abschied nimmt von den Bequemlichkeiten der modernen Zivilisation, der wird durch die zahllosen stillen oder gewaltigen Naturschönheiten und die einmaligen Begegnungen abseits von lärmenden Autostrassen reichlich entschädigt. 

Die vielen Bilder in diesem Buch, während der Wanderung vom Autor selbst aufgenommen, bestätigen solche Eindrücke. Die ausführliche Beschreibung des Weges und seiner Besonderheiten sowie die Vermittlung der kulturhistorisch en Daten über die zahlreichen erwanderten Stationen unterwegs durch das Isartal entlang den weissen Kalkwänden des Karwendel, den firnglänzenden Höhen der Zillertaler Berge, über die lieblichen Matten zwischen den roten Felsburgen in den Dolomiten und durch die Wildflusslandschaft am Piave bis zum Meer bei Jesolo  lassen uns darauf besinnen, wie weit die Zersiedelung unserer Landschaften und der hektische Ausbau eines immer dichteren Strassennetzes die Fussgängerfreiheiten in unserer modernen Welt beschränkt haben: Durchgehende Fusswege über weite Strecken sind heute immer weniger auszumachen. Nur noch entlang den Flüssen und im Gebirge finden wir sie, und der «Traumpfad» von Münchens «Guter Stube» über die Alpen bis zum «schönsten Salon der Welt», wie Napoleon den Markusplatz in Venedig nannte, ist wohl der verlockendste unter ihnen, weil er den aktiven Wanderer herausfordert, aber auch reichlich belohnt.

Doch selbst den Nur-Leser, der diesen Pfad lediglich mit Hilfe des Buches nachvollzieht, bereichert die Lektüre mit einem anregenden und aussergewöhnlichen Erlebnis, mit der Teilhabe an einem Abenteuer, wie es in unserer technisierten Welt nicht mehr möglich schien. (Klappentext)

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