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| Schreckhorn (4078 m) und Finsteraarhorn (4274 m) spiegeln sich im unteren Bach- oder Bachalpsee. |
Die Jungfrau-Region gilt gemeinhin als touristischer Hotspot. Zoomt man ein wenig näher heran, kristallisieren sich die stark frequentierten Orte schnell heraus: Interlaken, Harder, Iseltwald, Schynige Platte, Lauterbrunnen, Mürren, Schilthorn, Wengen, Grindelwald, Kleine Scheidegg, Männlichen, Jungfraujoch, Grindelwald, First. Alles Orte, die mit dem öV sehr gut erschlossen sind und es der gehfaulen Masse ermöglicht, ohne grossen Aufwand die alpine Einzigartigkeit aus der Nähe zu betrachten.
Es gibt in der Region indes ein paar kurze Wanderungen, die bei schönem Wetter die Touristinnen und Touristen aus der ganzen Welt zu ein paar Schritten verleiten. Nebst den beiden Klassikern Männlichen–Kleine Scheidegg und Mürren–Winteregg ist es der Spaziergang von der First zum Bach- oder Bachalpsee und wieder zurück. Und ja, dieser rund zweistündige Gang ist in der Tat wunderbar, befindet man sich doch genau gegenüber von Wetter-, Schreck- und Finsteraarhorn. Das Ganze wird am Bachsee gekrönt durch die Spiegelung der Berge im See, Windstille vorausgesetzt.
Wie die Erfahrung zeigt, lohnt es sich, derartige Ziele entweder am frühen Morgen oder späteren Nachmittag aufzusuchen. Nur so ist es möglich, den unglaublichen Massen auszuweichen. Genau dies tat ich am vergangenen Freitag. Es herrschte ein Traumwetter sondergleichen, die Lufttemperatur war um 9 Uhr auf 2200 Meter auf bereits unanständige 24° geklettert, der Besucheraufmarsch hielt sich wie erhofft in einem erträglichen Mass. Beim unteren der beiden Seen angekommen, nahm ich mir eine Viertelstunde Zeit, die wirklich sagenhafte Bergkulisse trotz Gegenlicht möglichst stilvoll abzulichten. Dann ging es weiter, dem oberen Bachsee entlang in Richtung Faulhorn. Hier waren noch weniger Leute unterwegs als auf dem Weg von der First zum Bachsee. Es kamen mir aber auch erste Wanderer entgegen, die auf dem Faulhorn übernachtet haben.
Endgültig einsam wurde es jedoch, als ich bei der Burgihitta, einer einfachen Schutzhütte, rechts abbog und mich auf schmalem Bergpfad zum Tierwang aufmachte. Beim Tierwang angekommen, stieg ich über das Sulzibiel ab, um zurück auf die inzwischen stark bevölkerte Hauptroute First–Bachsee zu gelangen. Erneut beim Bachsee angelangt, nahm ich einen Pfad unter die Füsse, der mich hinab zum Bachläger führte. Und auch auf diesem Abschnitt waren kaum Leute unterwegs. Dasselbe war dann auch auf dem durch einen imposanten Steilhang führenden Weg hoch zum First der Fall.
Einmal mehr zeigte es sich, dass der Mensch in seiner Eigenschaft als Herdentier, vornehmlich den ausgetretenen Pfaden folgt und somit dem achtsamen Individualisten die Möglichkeit bietet, nach wie vor seine Ruhe zu finden. Und das ist gut so.
Die Bildstrecke zu dieser aussergewöhnlichen Wanderung gibt es hier.