3. September 2023

Aues für d Chatz

Margrit Staub-Hadorn: Aues für d Chatz,
Cosmos, Muri b. Bern, 1995
Seit drei Jahren gehört die frühere Fernsehmitarbeiterin und heutige Radiofrau Margrit Staub-Hadorn zum Team jener Autorinnen und Autoren, die sich bei Radio DRS in die Rubrik «Zum neuen Tag» teilen. Drei bis vier Mal im Jahr meldet sie sich jeweils eine Woche lang zu Wort: um fünf nach sechs, um zwanzig vor sieben, um zehn vor acht. Thematisch sind ihr keine Auflagen gemacht. Sie kann philosophieren, Geschichten erzählen, Erinnerungen beschwören, von Begegnungen berichten, Redewendungen beim Wort nehmen, Gedanken entwickeln. Sie kann sagen, was sie will. Nur kurz muss es sein, zweieinhalb Minuten, nicht mehr. Das zwingt zu Konzentration und Verknappung. Margrit Staub kann das.

Sie hat Sinn für das Kleine, das Unscheinbare und gleichwohl Bedenkenswerte. Sie packt ihre Hörerinnen und Hörer, indem sie sie direkt anspricht. Die Aufmerksamkeit ist ihr sicher, weil das, was sie sagt, in ihrer eigenen Erfahrung verwurzelt ist. Margrit Staub bürgt für ihre Gedanken, auch wenn es, wie in diesem Band, bisweilen nur «Fötzeli» sind. Sie sind so echt wie das Berndeutsch, in dem sie daherkommen: einer Sprache, so eigensinnig und unverwechselbar wie die Frau, die sie spricht.

Das meint der Titel, den sie für die Auswahl ihrer «Gedanken zum neuen Tag» und der dazwischen gestreuten «Gedankefötzeli» gewählt hat: «Für d Chatz isch au es für d Chatz.» Die Katze bezieht alles, was in ihrer Umgebung geschieht, auf sich und tut alles, was sie tut, nur für sich. Das sollte der Mensch ab und zu auch versuchen, meint Margrit Staub und wünscht uns Tage, «wo mer o öpper si, wiu aues, wo mer mache, nume für d Fröid isch. Für üs. Für d Chatz.» Klara Obermüller im Vorwort

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