13. Mai 2016

Abenteurerin um des Abenteuers Willen

Sarah Marquis: Allein durch die Wildnis,
Piper Verlag, München, 2015
Ein Abenteuer der Extreme. Im Mai 2010 bricht die Schweizerin Sarah Marquis zu einer gigantischen Tour auf: zu Fuss von Sibirien nach Südaustralien. Ein Abenteuer, das die zierliche Frau durch die karge mongolische Steppe, den üppigen Dschungel von Laos und den heissen australischen Busch führt – und das ihr alles abverlangt. Marquis kämpft sich durch Schnee und Sand, begegnet Wölfen und Schneeleoparden, erträgt Hunger, Kälte, Schmerzen und die Einsamkeit. Doch in der völligen Abgeschiedenheit erlebt sie zugleich eine bislang unbekannte, intensive Verbindung zur Natur, die alle Strapazen aufwiegt. (Klappentext)

Moors Fazit: Eine Expedition mit sonderbarem Plot. Sarah Marquis ist nicht, wie es der Text oben vermuten lässt, in einem Stück von Nord nach Süd gewandert. Vielmehr hat sie ihr Unternehmen in mehreren Abschnitten unternommen. Gestartet ist sie in der Mongolei, ging dann in China von Süd nach Nord, um dann erst nach Sibirien zu fliegen und dort die geplante Strecke zurückzulegen. Hernach flog sie nach Laos, durchquerte das Land nach Süden und sodann auch Thailand. Per Schiff gelangte Marquis nach Australien, um im Norden eine für den Leser nicht nachvollziehbare Route zu gehen. Dasselbe spielte sich im Südwesten Australiens ab, als sie von Perth in die Nullarbor-Ebene ging, wo die Reise beim angeblich einzigen Baum weit und breit endete, den sie Jahre zuvor bereits besucht hatte.

Eine verwirrende Reise, die uns Sarah Marquis hier auftischt. Dies wiederspiegelt sich auch in den Kapitellängen: Den Abschnitt durch Sibiriern hakt die Autorin in bloss acht Seiten ab, Thailand wird mit gut sechs Seiten bedacht. Und für Australien müssen 40 Seiten reichen. Als Leser erfahre ich zudem herzlich wenig über die Kultur der Länder. Das Wichtigste am ganzen Unterfangen ist Sarah Marquis selbst. Nach der Lektüre fragt sich der Leser, weiss ich nun wirklich mehr über die von der Frau durchwanderten Gegenden? Nicht wirklich, dafür habe ich einen vertieften Einblick in diese Berufsabenteurerin erfahren, die auch nur ihre Brötchen verdienen muss.

Sarah Marquis, geboren 1972 in einem 500-Seelen-Bergdorf im Schweizer Jura*, unternimmt seit zwanzig Jahren extreme Touren durch vielfach einsame Gebiete auf der ganzen Welt. Mit siebzehn durchquerte sie Zentralanatolien auf einem Pferd, reiste nach Australien und Neuseeland, wo sie das Laufen für sich entdeckte, wanderte in Patagonien und Französisch-Polynesien, fuhr Kanu in Kanada und brach im Jahr 2000 schließlich zu ihrem ersten grossen Abenteuer auf: der Durchquerung der Vereinigten Staaten von Amerika von Nord nach Süd, eine Strecke von 4260 Kilometern, die sie zu Fuss in vier Monaten bewältigte. Und weitere Touren folgten: In den Jahren 2002 und 2003 war sie siebzehn Monate lang in Australien und legte dort insgesamt 14 000 Kilometer zu Fuss zurück. 2006 wanderte sie in acht Monaten von Chile über Bolivien nach Peru (7000 Kilometer) durch die Anden. Alles in allem hat sie mittlerweile die Welt einmal zu Fuss umrundet.

* Es handelt sich hierbei um Montsevelier im Val Terbi, durch das ich vergangenen Mittwoch auf meiner Wanderung ans Nordkap gestreift bin.

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