8. August 2015

Sehnsucht nach Santiago

Werner Reuter: Ohne Stock – mit Stein,
Verlag U. Nink, Solingen, 2011
Als es soweit war, dass ich frei über meine Zeit verfügen konnte, habe ich mich am 15. April 2010 auf den Weg gemacht. Vom Dreikönigenschrein im Kölner Dom bin ich ohne Begleitung zu Fuss den 2600 Kilometer langen Weg, nicht gerechnet viele Kilometer an Umwegen, gegangen, ausgerüstet mit zwölf Kilogramm Gepäck und vier kurz gefassten Reiseführern. Nach etwa dreieinhalb Monaten bin ich am 27. Juli 2010 in Santiago de Compostela angekommen. Bis auf einen Ruhetag war ich jeden Tag unterwegs, im Durchschnitt 28 Kilometer. Dies schreibt der in Duisburg geborene Werner Reuter im Vorwort zu seinem Pilgerbericht Ohne Stock – mit Stein, den ich soeben gelesen habe.

Dass der rüstige Rentner den Weg ohne Begleitung gegangen ist, stimmt zwar nicht ganz, denn immer wieder traf er auf Pilgerbrüder und -schwestern, mit welchen er einzelne oder mehrere Tage unterwegs war. Dennoch ist man als Leser von der Leistung Reuters beeindruckt. Wie bei Jakboswegberichten gewohnt, dreht sich der Text sehr oft um die Übernachtungssuche oder um die erwähnten Mitpilger. Doch der Autor liefert auch eine ganze Menge an Hintergrundinformationen und erzählt ab und zu aus seinem bewegten Privatleben während der Nazizeit und darüber hinaus. Was es mit dem im Buchtitel erwähnten Stein auf sich hat, sei an dieser Stelle nicht verraten, denn schliesslich empfehle ich das Werk gerne zur Lektüre weiter.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen