20. März 2014

Gute Idee. Und dann?

Jens Franke: 100 Tage Heimat,
Piper Verlag, München 2013
«Auf einmal kam mir Deutschland in den Sinn, das mir so unbekannte Heimatland», schreibt der 1981 in Thüringen geborene Jens Franke zu Beginn seines Wanderberichts 100 Tage Heimat. Laut Klappentext macht sich der Autor «mit viel Musse und Neugier auf den Weg vom geografischen Mittelpunkt Deutschlands bis in die südlichen Natur- und Nationalparks.» Er bewandert ursprüngliche Wälder, traditionsreiche Orte und besteigt die Zugspitze. Mal alleine oder mit Freunden, jedoch stets begleitet von seinem Husky Aiko. 100 Tage dauerte Frankes Reise, wenn auch nicht an jedem Tag gewandert wurde.

Aus einer anfänglich guten Idee ist letztlich ein Reisebericht von mittelmässiger Tagebuchqualität entstanden; dies, obschon das Buch als lizenzierte Ausgabe der renomierten National Geographic Society publiziert wurde. Weder erfährt der Leser Hintergründiges über die vom Autor bewanderten Gebiete, noch dürfte er sich für die privaten Angelegenheiten Frankes interessieren. Dem Buch fehlt es an Begegnungen mit Menschen, die wirklich etwas Substanzielles zum Inhalt  beitragen. Das ewige Thema «Wanderer mit Hund» ist mittlerweile so abgegriffen, wie die letzte Steinstufe vor dem Zugspitzgipfel. Ebenso langweilig und beliebig wirken die täglich rezitierten Unterkunftsbedingungen und die mit schöner Regelmässigkeit eingenommenen Mahlzeiten, nicht zu sprechen von der bier-, wein- und schorlelastigen Getränkepalette. Wann schon darüber berichten, dann bitte in einer selektiven Form, die inhaltlich auch etwas her gibt. Ein Reisebericht benötigt doch Geschichten über Herkunft und Besonderheiten, über Menschen, Begebenheiten und nicht Alltägliches. So aber bleibt Jens Frankes Schreibe ein an Recherchen und Erzählkunst armes Werk, dem es in keiner Weise gelingt, dem Leser dieses Naturpark-Deutschland schmackhaft zu machen.

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