6. September 2021

Jaun im Greyerzerland

Diverse Autoren: Jaun im Greyerzerland,
Deutschfreiburger Heimatkundeverein,
Freiburg, 1989
Jaun ist in vielfacher Hinsicht einzigartig, eine Gemeinde und Pfarrei der Rekorde! Ist es da verwunderlich, dass auch die vorliegende Monographie einen Rekordumfang aufweist? Trotz des Umfangs wird vieles nur angedeutet, manches überhaupt nicht erwähnt. So müsste etwa die Geschichte Jauns, die hier nur in Ansätzen dargestellt wird, erst noch aufgearbeitet, die sprachliche Entwicklung zusätzlich untersucht werden und vieles weitere mehr. 

Ist Jaun ein Sonderfall? Ja und Nein! In Jaun leben wie überall Menschen, die sich im Alltag behaupten müssen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freuden kennen. Doch trifft für Jaun und seine Bewohner vieles zu, das im Kanton einmalig und einzigartig ist : Jaun ist das höchstgelegene Dorf des Kantons und die einzige deutschsprachige Gemeinde im sonst französischsprachigen Greyerzbezirk. Die Jauner sprechen einen eigenen, nur ihrer Gemeinde vorbehaltenen Dialekt, der – auch dies einmalig im Kanton – klar erkennen lässt, dass die Alemannisierung Jauns aus dem Simmental erfolgt ist. Die alte kulturelle Verbundenheit mit dem Simmental und dem Saaneoberland wirkt auch im Hausbau, in der Siedlungsart und – im Fall der Alten Kirche – beim Kirchenbau nach.

Jaun hat einen Wasserfall, wie es im Kanton keinen zweiten gibt, und nützt die Wasser des Jaunbachs im einzigen privaten Elektrizitätswerk des Kantons zur Stromerzeugung aus. In
Jaun führte man Auto- und Motorradrennen zu einer Zeit durch, als man andernorts Autos noch kaum zu Gesicht bekam (und schaffte die Rennen wieder ab, als man andernorts erst damit anfing!). Aus Jaun stammen Schweizermeister im Skilanglauf und die ersten Eigernordwandbezwinger Deutschfreiburgs!

Pfarrei und Gemeinde Jaun haben bis heute die Gütertrennung nicht vollzogen. Gemeinde- und Pfarreiversammlun finden jeweils nacheinander am gleichen Abend statt. Der Kampf ums Überleben in einer Umwelt, die in ihrer Kargheit keine Geschenke macht und gar oft zum Feind wird (Lawinen!), prägte das Volk, kittete es zusammen und liess es in der Religion Halt finden. Ist es da verwunderlich, dass es in Jaun-Im Fang drei Kirchen und ebenso viele Mariengrotten gibt und die Pfarrei Priester, geistliche Brüder und Schwestern in einer Menge hervorgebracht hat, die ihresgleichen im Kanton sucht? Wohl aus dem gleichen Geist des Sichbehauptenmüssens heraus stellte Jaun immer wieder .auch. in Politik und Wirtschaft überdurchschnittlich viele Persönlichkeiten. 

Schon diese paar Hinweise mögen genügen, um aufzuzeigen, wie sehr Jaun einer Monographie würdig ist. Zwischen der Idee des Jaunbuches und der Verwirklichung vergingen allerdings mehrere Jahre. Das Festlegen der Themen und die Wahl der Autoren – wobei möglichst viele Einheimische zu Wort kommen sollten –, die Bereitstellung und Durchsicht der zahlreichen Manuskripte, die Redaktion und Drucklegung waren sehr aufwendig und arbeitsintensiv. Ich danke deshalb allen Autoren und Mitarbeitern nicht nur herzlich für den Beitrag, den sie an das Jaunbuch geleistet haben, sondern auch für die Geduld, die sie bis zur Herausgabe des Buches mit dem Redaktor hatten beziehungsweise haben mussten.

Beim vorliegenden Jaunbuch handelt es sich um einen Sonderdruck aus den gleichzeitig erscheinenden «Deutschfreiburger Beiträgen zur Heimatkunde», die vom Deutschfreiburger Heimatkundeverein herausgegeben werden. Allen, die zum guten Gelingen dieses Werkes beigetragen und mit ihrer finanziellen Unterstützung den Druck und die Herausgabe des Jaunbuches ermöglicht haben, sei ganz herzlich gedankt. (Vorwort von Moritz Boschung, Ehrenpräsident des Deutschreiburger Heimatkundevereins)

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