25. Oktober 2019

Im Bergwind

Paul Portner: Im Bergwind, Verlag Otto
Walter, Clarens-Montreux, 1976
«Jahrelang war ich als Alleingänger in den Bergen. Meine ausgedehnten Märsche führten mich meist über einsame Joche, Furggen, Lücken und Pässe wenig begangener Gegenden, denn ich wollte mit der Natur allein sein und keine lärmigen Weggenossen um mich haben. Mit zunehmendem Alter fand ich allmählich Gleichgesinnte, auf deren Drängen ich immer neue, für alle unbekannte Gebiete ausheckte. Statt Samstag für Samstag all die Vorbereitungen zu treffen für eine Bergtour, fanden wir Spass an grossen Wochentouren, welche uns in der Folge vom Rhätikon bis hinüber zur Grand Dixence führten. Und weil das Organisieren von Verpflegung, Schlafplätzen und Routenwahl zu meinem eigentlichen Hobby wurde, übertrug man mir vertrauensvoll die Leitung und freute sich: keinerlei Sorgen zu wälzen, nur hintennach zu laufen und so richtig geniesserisch all das Schöne in sich aufnehmen zu können. Meine lieben Kameraden nahmen mir oft das Notieren von Episoden ab, ich setzte Namen und Höhenangaben der Übergänge richtig in die Berichte und im Redigieren all der Gedankengänge entstanden so hübsche Wanderberichte. Ich merkte auch bald, dass noch weitere Kreise Freude an unseren Schilderungen hatten und so setzte ich mich hin – ein Bergbuch entstand. Es ist kein Werk mit Sensationen, Erstbegehungen oder mit ausgeklügelten Karten oder Skizzen … es schildert schlicht und einfach das Erlebnis unter Kameraden. Mehr soll es auch nicht sein.

Aber dennoch spornt es vielleicht viele Unschlüssige an, ein Gleiches zu tun. Dazu braucht es keine technischen Hilfsmittel, wie beispielsweise Steigeisen für Gletscher. Was es aber unbedingt braucht, das sind gute Füsse, einen verträglichen Charakter und vor allem ein frohes Herz mit dem ungestümen Drang zu der weiten Ferne grossem Tor – dazu den Mut, auch in etwas einsamen Gegenden, also abseits der Heerstrassen seine Pfade zu suchen. Es sei ausdrücklich erwähnt, dass alle in diesem Erlebnisbuch geschilderten Routen gut markiert sind und von jedem gesunden Menschen mit etwas Bergerfahrung gemeistert werden können – vielleicht ja nicht unbedingt in dem Wochentramp, der uns Trainierten eigen war. Ich danke allen meinen Kameraden, die mithalfen mit Wandemotizen und die mir oft mit ihrem goldigen Humor Schlechtwettertouren erheiterten. Mögen diese teils ernsten, teils heiteren Aufzeichnungen recht viele Herzen erfreuen und sie aufwecken und zu mobilisieren für den Kampf um die erhabene Schönheit unserer herrlichen Bergwelt.»

Vorwort des Autors (mangels Klappentext)

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