23. August 2016

Inzmer'te e Igu'le Im'le

Tschirren Hans Markus, Hafen Peter:
Ittu' me inglisch'e, Werd & Weber Verlag,
Thun/Gwatt, 2016
Ich weiss nicht, was meine Blogleser machen, wenn sie auf dem Klo sitzen und mal müssen. Für mich ist das grosse Geschäft die ideale Gelegenheit, ein paar Sätze, Absätze und wenn's hoch kommt, also, nicht wirklich hoch, vielmehr in Massen ... kommt, dann werden es auch mal ein paar Seiten. Keine Comics, nein! Sachbücher lese ich und Mundartgeschichten. Eine Mischung von beidem habe ich neulich zu Ende gebracht: Ittu'me inglisch'e heisst das Werk oder auf Berndeutsch Matteänglisch. Es geht, wie der Titel vermuten lässt um das Berner Mattequartier und die verschiedenen Sprachen, die dort zu Hause sind.

Im ersten Teil des Buches nehmen uns die Autoren mit auf einen Rundgang durch das Quartier. Hier entwickelten im ausgehenden Mittelalter Flösser, Fischer und Handwerker aus aller Welt ihre eigene Geheimsprache, das Mattenenglisch. Die Mattebewohner kommen in einem zweiten Teil zu Wort. Sie erzählen darin eindrückliche Geschichten aus dem letzten Jahrhundert und von ihrem immer wiederkehrenden Kampf gegen das Hochwasser der Aare. Heutige Kinder berichten von ihren Streichen, den Abenteuern am Mattebach und wo sich der grusligste Ort der Matte befindet. Im sprachlichen Teil werden die Leser eingeführt in Aufbau und Bedeutung des Mattedialektes und des Matteänglisch. Zahlreiche Sprachbeispiele, die auch auf einer beiliegenden CD zu hören sind, sowie ein Wörterverzeichnis runden dieses Werk ab.

Das Buch hat mir vor Augen geführt, wie hartnäckig sich Irrtümer über Jahrzehnte im Volksmund behaupten können. War auch ich bislang der Ansicht, das Sätzchen «Tunz mer e ligu lehm» sei bestes Mattenenglisch, so wird der Leser von Ittu'me inglisch'e eines Besseren belehrt. «Tunz mer e ligu lehm» ist lediglich Matteberndeutsch. Auf Mattenenglisch heisst der Satz nämlich: «Inzmer'te e Igu'le Im'le». Das Matteberndeutsch kennt also unzählige Ausdrücke, die ein auswärtiger Berner kaum kennt. Werde diese Vokablen dann noch ins schwer verständliche Mattenenglisch übersetzt, wird es für Uneingeweihte – und das soll ja diese Geheimsprache – endgültig kryptisch, wie diese Beispiele verdeutlichen:

Wollen wir nach der Schule in den Wald?
Wei-mer na der Tschagge i Wäudu?
Imer'we ider'ne Igge'tsche i Iudu'we?

Nein, ich muss noch Holz spalten.
Nobis, i muess Schpruss vertäne.
Ibi'ne, i iess'me Iss'schpre irve-ine'te.

Gehen wir baden in der Aare?
Gömer ga baaje i d'Äru?
Imer'ge ige ije'be i d'Iru'e?

Ja, aber ich will lieber fischen.
Ieu, aber i wott lieber pichere.
Ieu'e, iber'e i itt'we ieber'le ichere'pe

Und: «E Igu'le Im'le» oder eben «Tunz mer e ligu lehm» heisst «Gib mir ein Stück Brot».

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