12. Juni 2016

Zu Fuss aus der Atomrepublik

Hans-Jürgen Haug: Zu Fuss aus der
Atomrepublik, Knesebeck & Schuler,
München, 1988 (vergriffen)
Wackersdorf – Gorleben, das steht für den Weg in den Atomstaat. Doch der Widerstand wächst. Immer mehr Menschen – nicht nur in den betroffenen Regionen – wehren sich gegen eine Entwicklung, die ihre Gesundheit, ihre Heimat und die Demokratie bedroht. Mit einem neun Wochen dauernden Demonstrationszug, einem «Kreuzweg für die Schöpfung», haben christliche Gruppen mit Unterstützung von Bürgerinitiativen erneut auf die Gefahren der Atomtechnik hingewiesen. Die Strecke führte mehr als 900 Kilometer von der geplanten Wiederaufarbeitungsanlage zum vorgesehenen Endlager.

Der Reporter Hans-Jürgen Haug schildert die Erfahrungen, die Ängste und die Hoffnungen der Menschen, die 1988 an diesem «Kreuzweg» teilgenommen haben. Er beschreibt, wie traditionell konservativ eingestellte Oberpfälzer zu aufmüpfigen, selbstbewussten Bürgern geworden sind, wie sie den Beschwichtigungsformeln der Politiker nicht mehr glauben, wie brutale Polizeieinsätze ihr Vertrauen in staatliche Gerechtigkeit erschüttert haben, und er lässt die Betroffenen selbst zu Wort kommen. ehemals treue CSU-Wähler zeigen plötzlich Verständnis für sogenannte Chaoten, wie es auch der erfolgreiche Dokumentarfilm «Spaltprozesse» überzeugend vorführt, ein zusätzliches Kapitel widmet Haug dem Film und seinen Machern, ein weiteres dem Prozess gegen Robert Jungk in Hanau.

Eine beeindruckende Reportage, die schonungslos aufzeigt, mit welchen Mitteln die Atomlobby im Gleichschritt mit der machthabenden Politik die Atomgegner kriminalisiert, ignoriert und manipuliert.

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