23. Februar 2014

Ode an die Blase

Thermalbad in Baden (AG). Foto: M. Schlatter
«Etwas auf die lange Bank schieben» bedeutet, einen Entscheid möglichst lange hinauszuzögern. Wikipedia führt hierzu zwei mögliche Herkunftsquellen auf, welche indes beide nicht gesichert sind:
  1. könnte der der Ursprung dieser Redewendung im Immerwährenden Reichstag in Regensburg liegen. Die «Lange Bank» waren Sitztruhen, auf denen die Gesandten etwas abseits des Entscheidungsprozesses warten mussten. Die mitgebrachten Akten wurden in den Truhen verstaut, um sie dann später wieder herauszuholen und zu bearbeiten bzw. zur Entscheidung zu bringen. Manchmal dauerte der Prozess so lange, dass die Akten vergessen wurden.
  2. Eine andere Herkunftsquelle besagt, dass diese Redewendung im Reichskammergericht in Wetzlar geprägt wurde. Die dortigen Richter waren frustriert, dass sie quasi in die hessische Provinz abgestellt wurden, was die Rechtsmänner mit Bummelstreik quittierten. Die Akten lagen auf einer «Langen Bank». Die ältesten wurden bearbeitet, und die neuen wurden am anderen Ende abgelegt. War am alten Ende ein Platz frei geworden, so schob man die Akten einfach weiter. Daraus resultiert auch das geflügelte Wort: «Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.»
Auf die lange Bank im Thermalbad zu Baden (AG) kommen freilich keine Akten zu liegen. Wer sich dieser Bank ausliefert, hat etwas auszusitzen. Irgendein gesundheitliches Leiden wird es wohl sein. Die Füsse stecken dabei im seichten Wasser. Der durch das Prozedere stimulierten Blase wird es letztlich zu verdanken sein, dass der Kurgast stärker ist als das Sprichwort. So hat eben alles seinen Sinn.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen