15. Juli 2013

Aufräumen, bitte!

Vergangenen Samstag fuhr ich mit meinem Sohnemann auf die hoch über dem Brienzersee gelegene Axalp. Die Route führte vorerst zur Alp Chrutmettli und von dort auf wunderbarem Bergpfad zur Alp Urserli am Fusse der sehenswerten Oltschiburg Westwand. Über die steile und mit Kletterstellen versehene Nordflanke des Sattels gelangten wir schliesslich ins skandinavisch anmutende Hochtal von Oltscheren. Begeistert blickten wir einem Rudel Gämsen nach, wie es sich im steilen Schrofengelände geschmeidig fortbewegte.

Am Aufstieg zum Sattel. Blick zur Alp Urserli (links) und der imposanten Oltschiburg.


Auf dem Sattel wächst die Trichterlilie (Paradisea liliastrum)


Unser Plan sah den langen Abstieg via Züün und den ehemaligen Alpweg nach Meiringen vor – vom dahin schmelzenden Lawinenschnee zur Schmelzwasser führenden Aare am Dreh- und Angelpunkt von Brünig-, Susten- und Grimselpass. Auf dem Karrweg zur Alp Oberfeld entdeckte mein Sohn einen grosskalibrigen Schuss. Wir hoben ihn auf. Wenige Schritte weiter fanden wir den zweiten, und wieder ein paar Meter weiter einen dritten. Auf einer Distanz von circa 200 Metern lasen wir insgesamt sieben Luftabwehrgeschosse zusammen. Ich fragte mich, wie viele Tonnen Munition in diesem einmalig schönen Hochtal wohl vor sich hin rostend herumliegen.

Blick durch das unter Naturschutz stehende Hochtal von Oltscheren (Berner Oberland).


In nur knapp fünf Minuten auf dem Weg zusammengeklaubt: Munitionsschrott der Schweizer Armee


Im Vorfeld dieser Unternehmung war ich über den Gebirgsschiessplatz Axalp-Ebenfluh nur vage im Bild. Aus den Medien wusste ich, dass hier oben jedes Jahr im Oktober eine Flugdemonstration mit scharfer Munition und Tausenden von Luftwaffenfanatikern aus halb Europa stattfindet. Als stiller Bewunderer der Bergwelt habe ich freilich null Verständnis für ein derartiges Spektakel. Worin genau liegt der Sinn dieser 1½-stündigen Lärm- und Zerstörungs-Show? Hinzu kommt, dass der Beschuss von Bodenzielen nicht mehr zur Aufgabe der Schweizer Luftwaffe gehört.

Es handelt sich also um eine reine Prestige- und Machtdemonstration und um die Befriedigung niedriger Triebe. Zu den rund 8000 Schaulustigen, die sich zu Fuss ins Hochgebirge begeben, gehören auch ranghohe Politiker und Militärs. Letztere lassen sich in der Regel von Armeehelikoptern auf die 2300 Meter über Meer hochfliegen, wo bereits ein VIP-Bereich auf sie wartet. Gleichzeitig werden Verpflegungsstände und Toilettenhäuschen hochgehelikoptert, damit auch die Massen ordentlich verpflegt sowie Blasen und Därme artgerecht entleert werden können. Das Ganze selbstverständlich auf Kosten des Steuerzahlers, Show inklusive.

Blick von der Alp Oberfeld talaufwärts. Links die Äbeflue, rechts das von der Luftwaffe unter
Beschuss genommene Axalphorn.


Ich wünsche mir deshalb, dass sich sowohl die Schweizer Armee als auch die kriegsgeilen Aviatikfreaks einmal zu Fuss in die Zone des Naturschutzgebietes Oltscheren-Wildgärst begeben und Matten, Felsen sowie Bäche vom viel bejubelten Müll befreien.

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