5. Dezember 2025

Retro 2025 – 1


Im vergangenen Januar erledigte ich eine persönliche fussgängerische Restanz im Prättigau (GR). Hierbei ging ich von Pany via Lunden nach Grüsch. Und als wäre dieser phonetische Dreiklang nicht genug, kam ich auch durch das Örtchen Putz, dessen etymologische Herkunft ich an dieser Stelle gerne stehen lasse. Der Unterputzweg indes liess mir dann doch ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Dies zu Ehren aller Berufsleute, die mit Gebäudetechnik zu tun haben.

Allerdings kann ich an dieser Stelle verraten, dass in Putz leider kein Aufputzweg existiert.Fazit: Wer zu Fuss unterwegs ist, entdeckt an allen Ecken und Enden dieser Welt Grosses und Kleines, und sei es nur ein für Nicht-Prättigauer kurioser Strassenname.

3. Dezember 2025

Alljährlich im Frühjahr …

Simone Müller: «Alljährlich im Frühjahr
schwärmen unsere jungen Mädchen
nach England», Limmat, Zürich, 2017
In der Zwischenkriegszeit gingen sie zu Hunderten, in den späten Vierziger- und Fünfzigerjahren zu Tausenden. Sie hiessen Emma, Bertha oder Marie und kamen aus Wilderswil, Urnäsch oder Bellinzona. Sie arbeiteten als Hausangestellte, Kindermädchen oder Gesellschafterinnen in Liverpool oder London und auf Landgütern von Adligen.

Sie gingen, obwohl die Medien warnten: vor dem britischen Wetter, vor dem englischen Klassendünkel, vor unerwünschten Schwangerschaften. Ein Massenexodus von Frauen, wie er in der Schweizergeschichte wohl kein zweites Mal vorkam. Und wenn sie in England geblieben sind, dann fast immer deshalb, weil genau das passierte, wovor sie so eindringlich gewarnt worden sind: Sie verliebten sich, wurden schwanger, haben geheiratet.

Simone Müller erzählt elf beispielhafte Lebensgeschichten dieser Frauen, die heute fast ganz aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden sind. Und sie erzählt auch von einer der grössten Repatriierungsaktionen der Schweiz, als fast tausend Frauen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zurückgeholt wurden.
(Klappentext)