19. Dezember 2023

Ds Rötscheli

Margrith Gimmel: Ds Rötscheli,
Zytglogge, Bern, 1999
Das Jahrhundertende beglückt uns mit vielen Lebensrückblicken und Jugend-Erinnerungen. Meist sind sie überhaucht vom zarten Morgenrot der guten alten Zeit – oder ist es eher ein Wunsch-Abendrot der sich erinnernden alten Menschen? Wie ganz anders, wie hart eine Kindheit, besonders die eines Mädchens gewesen sein kann, das erlebt man beim Lesen dieses Buches: behütet zwar – aber eher gefangen gehalten von einem frommen patriarchalischen Grossvater und einer gütigen aber manchmal hilflosen Gotte, ohne jede Entfaltungsmöglichkeit trotz guter Schulleistung, die Mutter bei der Geburt verstorben, missachtet vom Vater, bis endlich die Flucht in eine Art Freiheit gelingt – und dabei so geschrieben, dass man das Buch kaum weglegen kann, bevor man weiss: Jetzt ist sie frei – kann sie die Freiheit auch nutzen? – Am verblüffendsten berührt dabei das schöne, «friedliche» Emmentaler Berndeutsch, das gerade in seiner Gegensätzlichkeit zum Erzählten zur grossen Spannung beiträgt und so auf ganz unvorhersehbare Art das Lesen zu einem seltenen literarischen Erlebnis macht. (Klappentext)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen