15. Januar 2019

Die Zeltfrage – eine endlose Geschichte

Beschäftige mich seit Monaten mit der optimalen Behausung für längere Solo-Wanderungen wie zum Beispiel mein aktuelles Projekt Nordetter. Nach langem Hin und Her und etlichen Tests, ob ein Ein- oder Zweipersonenzelt sinnvoller ist, habe ich mich für die Mitnahme eines leichten, stabilen und geräumigen Zeltes entschieden, das Platz für zwei Personen bietet. In meteorologisch gemässigten Zonen werde ich das 1500 Gramm leichte Copper Spur HV UL2 der amerikanischen Marke Big Agnes einsetzen. In klimatisch rauheren Gegenden kommt das Fjellheimen SL 2 des norwegischen Anbieters Helsport zum Zug. Diese Unterkunft in Tunnelbauform wiegt mit 1600 Gramm nur wenig mehr als das freistehende Copper Spur.


Das Copper Spur HV UL 2 von Big Agnes wiegt nur rund 1500 g


Weshalb nun ein Zweierzelt für eine Solowanderung? Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Einpersonenzelte für ein bis zwei Nächte durchaus in Ordnung sind, sich dann aber zunehmend die Nachteile dieser kleinen Behausungen bemerkbar machen. Zum einen ist da das Problem mit der Kondensation, insbesondere im Fussbereich. Leider sind die allermeisten Solozelte nicht gemacht für grössere Menschen. Ebenso berücksichtigen die Zeltdesigner in der Regel die heute zum Einsatz gelangenden Liegematten nicht. Diese sind bei weitem nicht mehr so dünn, wie dies vor 20 Jahren noch der Fall war. Das heisst, die Innenzelte sind grundsätzlich zu wenig hoch, vor allem im Fussbereich. Dies führt dazu, dass die Fussbox des Schlafsackes in den meisten Fällen die Zeltwände touchiert. Je nach Konstruktion nur die Stirnseite oder aber dann die eine und/oder die andere Seitenwand. Die Folge davon ist Kondensation und somit ein feuchter Schlafsack, was bei Daune spätestens nach zwei Nächten zum echten Problem werden kann. Selbst das Umwickeln des Fussteils mit einer atmungsaktiven Jacke funktioniert nicht immer einwandfrei.


Das Fjellheimen SL 2 von Helsport wiegt 1600 Gramm und ist allwettertauglich




Weitere Nachteile von Einmannzelten sind zudem die kleinen Absiden, so sie denn überhaupt als das bezeichnet werden können; der geringe Platz im Innenzelt, was das An- und Ausziehen zu Houdin'schen Verrenkungsübungen verkommen lässt. Je nach Anordnung des Eingangs kann der Ein- bzw. der Ausstieg zur mühsamen Prozedur werden, der in erster Linie durchtrainierte Schlangenmenschen gewachsen sind.


Den negativen Faktoren steht freilich ein grosses Plus von Solozelten gegenüber: Sie sind ungemein leicht. Die drei von mir getesteten Modelle wiegen 700 (Nordisk: Lofoten ULW 2), 830 (3F UL Gear: Lanshan 1) bzw. 1180 Gramm (Big Agnes: Fly Creek UL 1) – alle Modelle inkl. Heringen, Abspannschnüren und Zeltunterlagen. Wer sich indes auf eine mehrtägige, -wöchige, -monatige Wanderung begibt, will sich nicht mit all den negativen Aspekten von Einpersonenzelten abmühen, zumal er davon ausgehen muss, dass das Wetter auch mal für längere Zeit garstig sein kann.



Das Nordisk Lofoten ULW 2 wiegt nur 700 Gramm und ist mehr Biwaksack denn Zelt.




Die oben aufgeführten Zweierzelte habe ich also sehr bewusst gewählt, im fundierten Wissen darum, dass es mitunter Zelte dieser Kategorie gibt, die knapp mehr wiegen als ein Kilo. Geringes Gewicht bei genügend grossem Raumangebot schlägt sich jedoch unweigerlich negativ auf andere wichtige Kriterien nieder, die ein Zelt auf kurz oder lang erfüllten sollte: Reissfestigkeit des Materials, Wasserdichtigkeit und ganz wichtig: Windstabilität. Denn, was nützt mir ein super-ultraleichtes Zelt, wenn das Gestänge bereits im ersten Gewittersturm in die Brüche geht?


Nur 830 Gramm leicht aber mit viel Innenraum. Einziger Nachteil: Das Zelt verfügt lediglich über eine Aussenhaut.




Obschon ich natürlich lieber nur mit maximal einem Kilogramm Zeltmasse unterwegs wäre, muss ich mich mit den 400 bis 500 Gramm an Mehrgewicht abfinden. Daher ist nun etwas Fantasie und Redimensionierungswille angesagt, was die restliche Ausrüstung anbelangt. Was kann ich gänzlich zu Hause lassen, wo lässt sich allenfalls noch das eine oder andere Gramm einsparen, damit unter dem Strich, die Gesamtlast am Rücken möglichst tief gehalten und das Weitwanderprojekt zum Erfolg wird? Mehr davon in den nächsten Beiträgen.



Das Big Agnes Fly Creek UL 1 wiegt 1180 Gramm und ist für längere Unternehmungen ebenfalls zu klein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen