5. Januar 2023

Schwärs und Liechts

Beat Jäggi: Schwärs und Liechts, Friedrich
Reinhardt, Basel, 1967
Obschon abstammungsmässig stark den ländlichen Bezirken verhaftet, sprengt Jäggi mit seinen aus dem heutigen Alltag gegriffenen Geschichten den Rahmen der Idylle. Innerstes Anliegen bedeutet ihm, auch mit der Mundart-Novelle neue, modernere Wege zu gehen.

Gleich In der ersten Erzählung, «Uusdienet», wird überzeugend das Ende einer Bauerndynastie geschildert. Der siebzigjährige Knecht Ludi erlebt nach treuen Diensten während drei Generationen den Übergang zu r industriellen Futtermittelversorgung.

Die Humoresken «Alls nume kei Lehreri» und «D Bohnegreth» bringen eine heitere, auflockernde Note in die eher ernst gehaltene Sammlung. Der ablehnende Gärtnermeister Habegger muss es erleben, dass ausgerechnet die ihm verhasste Lehrerin Rösli Läderma ihm an der Gewerbeausstellung aus der Patsche hilft.

Die habgierige, sonst schon mit ausreichendem Gemüsesegen bedachte «Bohnegreth» plündert an einem Herbstabend die Pflanzenanlagen einer Nachbarin und wird vom Aufpasser Chlausi Bänziger bei ihrem heimlichen Tun überrascht.

Menschliche Tragik zeichnet sich ab in der Erzählung «D Stross chunnt». Der Junggeselle Gottfried und seine alternde Mutter zerbrechen an der Expropriation, die wegen eines Strassenbaus über ihren schönen Baumgarten verhängt wird.

Die Probleme der Entlassenenfürsorge im Falle des Brandstifters Toni Zuber werden in der Geschichte «Zrugg is Läbe» lebensnah aufgezeigt. Dank der positiven Einstellung seines Schutzpatrons, Baumeister Lüthy, wird Toni nach Demütigungen und dramatischen Kämpfen noch rechtzeitig zum brauchbaren Glied der menschlichen Gesellschaft.

In der letzten Erzählung «Wider deheime» packt Jäggi mutig ein für die Mundart neues Thema an. Wir begleiten den durch Neid, Missgunst und Verspottung an den Rand der Verzweiflung getriebenen Kunstmaler Lorenz Hänggi nach Paris, wo er seine innere Ruhe wiederfindet und kometenhaft hohes Ansehen und internationale Auszeichnungen gewinnt. Mit dem Erfolg in der weiten Welt kehrt bei ihm der Glaube an das Gute im Menschen zurück.
(Klappentext)

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