11. April 2019

Der Prinz und seine Frauen


2010 brachte der deutsche Buchmarkt das Kunststück fertig, gleich zwei Titel mit dem selben Namen herauszugeben. «Über die Alpen» nennen sich die Reiseberichte des Österreichers Martin Prinz bzw. der Berlinerin Nadja Klinger. Letztere ging zu Fuss vom Bodensee an den Lago di Como, ersterer auf der Via Alpina von Triest nach Monaco. Beide Bände umfassen insgesamt 779 Seiten, und ich habe sie alle mit grossem Interesse gelesen.


Mein Fazit: Klingers Buch empfehle ich ohne Vorbehalte zur allgemeinen Lektüre. Prinz’ Wälzer indes sei nur jenen anbefohlen, welche sich in erster Linie für die privaten Angelegenheiten eines angehenden Vaters in einer zu Ende gehenden und gleichzeitig neu beginnenden Beziehung mit zwei verschiedenen Frauen interessieren und überdies wissen möchten, wann und wo der Autor Empfangs- und andere Probleme mit seinem Allerweltshandy hatte, was die werdende Mutter – also die zukünftige Exfreundin – und was die neue Flamme in ihren SMS und E-Mails zu berichten wussten. Man lasse sich ausserdem vom unpassenden Untertitel, «Zu Fuss durch eine verschwindende Landschaft», nicht in die Irre führen. Zu verschwindend klein ist dieser inhaltliche Anteil in Prinzens Egotrip.

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