25. Mai 2020

Die Rückeroberung

Franz Hohler: Die Rückeroberung,
Luchterhand, Darmstadt + Neuwied, 1982
Was ist da eigentlich los? Zunächst fing alles ganz harmlos an. Ein Adler taucht in der Stadt auf und verschwindet wieder. Dann aber kommt dieser Adler, der eigentlich in den Bergen zu Hause ist, mit einem zweiten zurück. Wenig später finden Passanten auf einem belebten Platz ein mächtiges Hirschgeweih. Um unerklärliche Zufälle allein kann es sich nicht mehr handeln. Besonders, da nun ein ganzes Rudel Hirsche durch die Stadt trabt und jemand schon einen Wolf gesehen haben will. Aber auch das ist erst der Anfang. Den Stadtbewohnern bleibt nichts anderes übrig, als zuzusehen, was geschieht.

Am Ende der «Rückeroberung» lässt sich der Erzähler seine Lage durch den Kopf gehen: «Es ist ruhig geworden vor dem Fenster (…) und ich sitze da und denke nach, ob es jetzt noch einen Sinn hat, die Stadt zu verlassen oder ob alles nur der Anfang von etwas ist, das sich von hier aus undämmbar ausbreiten wird.» Von dieser Ratlosigkeit werden viele von Hohlers Helden ergriffen. üb es sich um den braven Musiker handelt, dem erklärt wird, wie er, ohne entdeckt zu werden, eine Bombe zünden kann, oder um den Mann, der sich vor langen Jahren ein Halstuch mit einem kleinen Elefanten als Emblem kaufte – sie werden, und können sich nicht dagegen wehren, in unvorhersehbare Ereignisse verwickelt.

Franz Hohler berichtet in seinen neuen Erzählungen von einem Alltag, dessen glatte und gewöhnliche Oberfläche Risse bekommen hat. Mit einer für ihn neuen Ausführlichkeit, auf Stimmungen, Hintergründe, weit verzweigte und verästelte Beziehungen eingehend, schildert er unheimliche und irritierende Begebenheiten, die so überzeugend klingen, als könnten sie täglich eintreten.
(Klappentext)

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