30. Juni 2017

Die Schattenhand

Agatha Christie: Die Schattenhand, Fischer
Taschenbuchverlag, Frankfurt/Main, 2005
Die schöne Ausgabe aus der Reihe Fischer
Taschenbibliothek ist leider vergriffen.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Dieser Ansicht sind zumindest die Bewohner des Provinznestes Lymstock, als boshafte anonyme Briefe kursieren. Niemand bleibt von der «Schattenhand» verschont – der Pfarrer nicht, der Anwalt nicht und erst recht nicht die attraktive Schwester von Jerry Burton. Die Fassade der Wohlanständigkeit beginnt zu bröckeln. Aus Verleumdung wird Mord. Nur Miss Marple verliert vor lauter Rauch das Feuer nicht aus den Augen. (Klappentext)

Very british, aber auch very langfädig. Die Geschichte liesse sich nicht weniger spannend auch auf 80 statt der 320 Seiten erzählen. Es mag indes sein, dass ich etwas krimimüde bin.

GB: Lymstock (fiktiver Ort im Süden Englands), London

Die Geschichte beginnt in London und kehrt gelegentlich dorthin zurück, spielt aber hauptsächlich in der fiktiven Kleinstadt Lymstock. Auf die Lokalisierung dieses Orts gibt es nur vage Hinweise: Er ist relativ schnell mit der Eisenbahn oder dem Auto von London zu erreichen, die Romanfiguren sind in der Lage, morgens nach London zu fahren und abends wieder zurückzukehren. Die Erwähnung eines Moors am Ortsrand und eines Tor in der Nähe lässt an Christies Heimat Devon denken, deren Entfernung zu London allerdings relativ gross ist. Dagegen wird Lymstock selbst ausführlich beschrieben. Der Erzähler geht auf seine grosse Geschichte ein, die freilich im 18. Jahrhundert praktisch abgerissen sei, weil der Fortschritt den Ort links liegen gelassen habe. Lymstock erscheint so einerseits als eine zutiefst provinzielle, typisch englische Kleinstadt, die im Roman in immer neuen Metaphern gefasst wird: als stilles Altwasser («quiet backwater») oder, in den Worten der Romanfigur Mr. Pye, 50 Jahre hinter der Gegenwart zurück bzw. wie unter einem Glassturz. Andererseits weist es einige Errungenschaften der Gegenwart auf, nicht nur die schnelle Bahnverbindung nach London, sondern auch etwa einen Laden der Kette «International Stores». (Wikipedia)

19. Juni 2017

Kalte Füsse inklusive

Nora Graser: Kalte Füsse inklusive, Knaur,
München, 2008
Wieder einmal bin ich bei der Büchertauschbörse am Bahnhof auf ein Buch gestossen, das mich gepackt hat: Nora Grasers Kalte Füsse inklusive mit dem Untertitel Mein Jahr in der Antarktis. Atemberaubende Eisberge vor der Tür und eine riesige Pinginkolonie in der Nachbarschaft – Nora Graser hat das erlebt, wovon viele andere nur träumen. Hierbei war die Autorin nicht alleine. Ihren Aufenthalt verbrachte sie 2006/07 zusammen mit acht Leuten auf der deutschen Forschungsstation Neumayer II nahe des südlichen 70. Breitengrades.

Während ihres Aufenthaltes, die sie als Forscherin verbrachte, spürt die Geophysikerin hautnah, was Veränderungen im ewigen Eis für unser Leben hier bedeuten. Den Kaiserpinguinen und ihren Jungen kommt sie unglaublich nahe und sie erfährt auch, wie es ist für 15 lange Monate auf engstem Raum von den immer gleichen Menschen umgeben zu sein. Doch bei all dem Eis um sie herum bleibt Nora Grasers Blick auf ihre kleine Welt immer voller Wärme.

Leider I: Das Buch ist vergriffen. Leider II: Mein Exemplar muss von einem Raucher oder einer Raucherin gelesen worden sein. Hey, stinkt das Zeug! Raucher, ihr seid einfach Schweine.

17. Juni 2017

Nachts an der Seine

Jojo Moyes: Nachts an der Seine, Rowohlt,
Reinbeck, 2016
Nell war noch nie in Paris. Überhaupt hat sie noch kaum etwas gesehen von der Welt. Auf den Wochenendtrip mit ihrem Freund Pete freut sie sich deshalb schon ewig. Und nun steht sie in London am Bahnhof und Pete taucht nicht auf. Aufgehalten bei der Arbeit, aber er will nachkommen. Allein in einer fremden Stadt – eine schreckliche Vorstellung für die schüchterne Nell. Doch als sie den geheimnisvollen Fabien kennenlernt, ist Nell zum ersten Mal in ihrem Leben spontan: Sie steigt auf sein Mofa und lässt sich von ihm in die Pariser Nacht entführen. (Klappentext)

GB: London F: Paris (Hauptschauplatz)

15. Juni 2017

Von leicht zu vielleicht ultraleicht – Teil 4

Von den drei Hauptbedürfnissen, die eine Fernwanderung befriedigt (Gehen, Essen/Trinken, Schlafen) bleibt aus materieller sich die Verpflegung bzw. deren Zubereitung übrig. Widmen wir uns also der Kochausrüstung und der Trinkwasseraufbereitung. Auch in dieser Domäne lässt sich ordentlich Gewicht sparen. Interessant hierbei, dass die leichtesten Utensilien, wie etwa die Trinkflaschen, praktisch gratis zu haben sind, derweil eine ultraleichte und robuste Kochpfanne aus Titan ganz schön ins Geld gehen kann. Doch alles schön der Reihe nach.


Das Feuerzeug – BIC Mini
Am Anfang ist das Feuer, denn ohne Feuer keine warme Mahlzeit. Mit im Gepäck sind zwei BIC-Feuerzeuge. Doppelt genäht hält auch hier besser. Gewicht: 30 g pro Stück.


Der Brenner – Trangia Spiritus
Beim Brenner zähle ich schon seit Jahren auf den simplen, effizienten und zuverlässigen Trangia. Ungefüllt bringt er mitsamt den beiden Deckeln 110 Gramm auf die Waage. Als Transportbehälter für den Spiritus benutze ich die




Die Brennstoffflasche – SIGG-Bottle
Sie ist seit mittlerweile fast 30 Jahren DER Klassiker in Sachen Flüssigkeitstransport. Die mitgetragene Grösse variiert je nach Dauer der autarken Phase. Für ein Wochenende reicht eine 0.3-Liter-Flasche, für eine Woche dürfte es eine 1.0-Liter-Flasche sein. Und für etwas zwischendurch nehme ich die 0.6-Liter-Flasche mit. Diese wiegt 95 Gramm.

Das Pfannengestell – Rockpin Erdnagel
Diese drei 15 cm langen und insgesamt 45 Gramm leichten Häringe haben einen doppelten Verwendungszweck. Einerseits dienen sie in Dreiecksform um den Trangia-Brenner in den Boden gesteckt als Pfannenhalter. Andererseits werden die drei Nägel für die drei Abspannleinen des Zeltes benötigt. Als Windschutz dient mir übrigens eine alte Alu-Folie von MSR, die ich um die Feuerstelle lege. Die Folie wiegt lediglich 40 Gramm.


Die Kochpfanne – Toaks Titanium Pot 1350 ml
Das Prunkstück meiner Outdoorküche ist indes der Titanium-Kochtopf von Toaks. Er fasst 1.35 Liter, hat angelötete Griffe und einen Deckel mit Abtropflöchern für Kochwasser (z.B. bei Teigwaren). Die Pfanne wiegt 160 Gramm (inklusive Packsack) und ist selbstverständlich sehr robust. Sie dient mir auch zum Verstauen von Kocher, Windschutz, Erdnägel, Abwaschtuch, Reinigungsmittel, Feuerzeug und kleinen Flacons mit Bouillon, Salz, Pfeffer etc. Das Geniale bei Titan: Sobald der Hitzequelle entzogen kaltet das Metall extrem schnell ab, so dass verbrannte Finger der Vergangenheit angehören. Der Packsack lässt sich übrigens als Reinigungsschwamm verwenden.


Das Berghaferl
Mit dem Berghaferl war ich schon vor 30 Jahren in Alaska unterwegs, und obschon sich bei der Outdoor-Ausrüstung sehr vieles weiterentwickelt hat, ist die damals gekaufte Hybridtasse immer noch etwas vom Besten für die flüssige, halbflüssige und feste Nahrungsaufnahme. Dasselbe gilt auch für die Reinigung. Da es keine Ecken besitzt, kommt man mit dem Abwaschlappen überall gut hin. Als Abwaschtuch benutze ich ein 42 Gramm leichtes Mikrofasertuch der Marke Miobrill von der Migros. Gewicht des Berghaferls: 55 g.


Das Essbesteck – Sea to Summit Spork
Das Wort Spork wird aus dem Englischen Spoon und Fork (Löffel und Gabel) gebildet. Und genauso sieht der Spork auch aus. Ein Löffel mit kleinen Gabeln. Ein typischer Kompromiss, der gerade Mal 10 Gramm auf die Waage bringt.


Der (fast) Alleskönner – Victorinox Traveller
Dieser Schon-fast-Alleskönner ist ein Muss für jeden Weitwanderer. Das 90 Gramm leichte Werkzeug bietet nicht nur die Funktionen des klassischen Schweizer Offiziersmesser, es beinhaltet auch einen digitalen Höhenmesser mit erstaunlicher Genauigkeit. Dazu zeigt das Display wahlweise die exakte Uhrzeit (aus diesem Grund verzichte ich auf die Mitnahme einer Armbanduhr), den Barometerverlauf, die Temperatur, die gewünschte Weckzeit oder den Timer. Bei Dunkelheit lässt sich die Anzeige sogar beleuchten. Der Clou: Sämtliche Funktionen werden mit einer einzigen Taste, die sich unter dem Schweizerkreuz befindet, gesteuert, also auch die Einstellungen des Höhenmessers oder der Stoppuhr und der Beleuchtung. Und sollten gleich beide meiner Kugelschreiber einmal ihren Dienst versagen, im Messer enthalten ist nebst Pinzette und Zahnstocher auch eine Kugelschreibermine, mit der sich ganz ordentlich schreiben lässt. Das unabdingbare Teil lässt sich unauffällig und bequem in einer der beiden Hüftgurttaschen des Rucksacks tragen.



Der Lebensretter – CarePlus – Wasserfilter
Für mich ist dieser Wasserfilter ein weiteres Non-Plus-Ultra. Der mit allem Zubehör lediglich 90 Gramm leichte Filter ermöglicht es, innert kürzester Zeit aus verunreinigtem Wasser Trinkwasser zu gewinnen. Es eröffnen sich dem Trekker neue Möglichkeiten, ohne dass er sich gross abmühen muss. Laut Hersteller soll der kleine Zylinder 375.000 Liter Wasser filtern können, bevor er ersetzt werden muss. Ein erster Test meinerseits ist positiv verlaufen, weshalb ich zuversichtlich in die Outdoor-Wasserversorgung meines Vorhabens blicke. Um jedoch nicht unendlich hohe Erwartungen zu schüren: Der Filter tötet lediglich Bakterien und Protozoen ab (99.9 %), nicht aber schädliche Chemie wie Pestizide, Fungizide etc. Es gilt daher bei der Wasseraufnahme nach wie vor, die Augen offen zu halten und nicht gleich das erstbeste Entwässerungsgräblein anzupeilen, um den Durst zu löschen. 

Der Filter besteht aus einem Wasserbeutel (o.5 lt) zur Aufnahme des zu filternden Wassers sowie aus einem Trinkröhrchen, einer Reinigungsspritze und dem Filter selbst. Das Trinkröhrchen werde ich zu Hause lassen, dafür nehme ich einen zusätzlichen Wasserbeutel mit einem Liter Inhalt mit. Um das Wasser zu Filtern wird der Beutel an das Gewinde des Filters geschraubt. Durch das Zusammendrücken des Beutels wird das Wasser durch die Filtermembranen gedrückt und fliesst hernach in den Sauberwasserbehälter wie z.B. eine Petflasche. Das Filtergewinde ist übrigens auch petflaschenkompatibel. Wenn also der Quetschbeutel einmal kaputt gehen sollte, besteht keinen Grund zur Panik. Statt Teuere Nalgene-Flaschen werde ich so oder so Pet-Flaschen im Rucksack haben. Die sind leichter, ebenfalls wasserdicht und eben: filterkompatibel.

Damit die Ware schön geordnet verstaut werden kann, versorge ich sie in einen kleinen Nylonpacksack, der ca. 8 Gramm wiegt.

14. Juni 2017

Pferde stehlen

Per Petterson: Pferde stehlen, S. Fischer,
Frankfurt/Main, 2009
Trond ist 67 und zieht sich nach Ostnorwegen zurück. Als ein Nachbar auftaucht, holen ihn die Ereignisse jenes Sommers vor mehr als fünfzig Jahren ein. Damals verbrachte er die Ferien mit seinem Vater in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze. Es ist eine Gegend, in der man Pferde stehlen kann. Als in der Nachbarsfamilie ein schreckliches Unglück geschieht, entdeckt der Junge das wohlgehütete Lebensgeheimnis des Vaters. (Inhaltsangabe zum Buch)

N: Furufjell, Elverum, Oslo, Ostnorwegen S: Karlstad

9. Juni 2017

Nordetter

In diesem Blog war schon mehrmals von meinem Vorhaben die Rede, zu Fuss vom Bernbiet an die Nordspitze Norwegens zu wandern. Im Frühjahr 2016 machte ich den Anfang und legte die ersten sieben Etappen von Burgistein nach Basel zurück. Für heuer ist nun die Fortsetzung geplant. Vom Rheinknie folge ich dem sogenannten Westweg durch den Schwarzwald Richtung Pforzheim. Im Gegensatz zum Schweizer Abschnitt, wo ich nur tageweise unterwegs war, werde ich nun mit dem Zelt durch die Wälder und Wiesen Deutschlands streifen. Hierbei wird sich zeigen, ob sich die in weiten Teilen als ultraleicht zu bezeichnende Ausrüstung bewährt.

Über mein Langzeitprojekt berichte ich inskünftig in diesem Blog. Nebst den zurückgelegten Etappen, die ich mit Minimaltext und Fotos dokumentiere, ist auch die Ausrüstung ein Thema. Wer rund 5000 km möglichst autark reisen möchte, für den spielt das Material mitunter eine entscheidende Rolle. Eine Etappenübersicht findet sich zudem auf der separaten Seite Nordetter.

Ming Tangs Moxibustion

Das Autobahndreieck in Härkingen lässt Lärmenthusiasten frohlocken.

Insgesamt vier Gemeinden gilt es im Kanton Solothurn noch zu begehen. Zwei davon, Egerkingen und Härkingen, stehen heute auf dem Wandermenü. Ich gehe von Oensingen nach Murgenthal, 17 Kilometer und 300 Meter. Auf drei Vierteln der Wegstrecke begleitet mich das Grundrauschen der Autobahn A1. Eine akustische Umweltverpestung, an die du dich als Anwohner dies- und jenseits der Strasse gewöhnen musst, ansonsten bist du hier völlig fehl am Platz.

Obschon die Gegend wegen der Autobahn durchtränkt ist mit Logistik-Zentren und Industriebetrieben, warten die alten Dorfkerne von Oberbuchsiten, Egerkingen und Härkingen mit kleinen Schmuckstücken auf. Die Ortschaften wirken gepflegt und alles andere als dem omnipräsenten Grundrauschen erlegen. Wie der Fuchs, so ist auch der Mensch ein Kulturflüchter, weiss sich also mit der Umwelt und ihren Widerwärtigkeiten zu arrangieren. Und sollte dies einmal nicht der Fall sein, dann sind ja da noch die Heilungs- und Therapieangebote unterschiedlicher Ausprägung vorhanden. In Oensingen zum Beispiel wirbt Ming Tang von einem Balkon herab mit Akupunktur, Schröpfen, Massage, Kräutertherapie und Moxibustion. Moxibustion? Nie gehört. Zu Hause angelangt, google ich den Begriff. Ich hoffe, nie in den «Genuss» dieser Heilmethode kommen zu müssen.

Sodele. Was mir in kommunaler Hinsicht im Solothurnischen noch bleibt sind Obergösgen und Däniken. AKW, ich komme!

Der schön gestaltete Dorfplatz in Oberbuchsiten (SO) mit dem Restaurant Chutz und der Pfarrkirche.

Pfarrkirche von Egerkingen (SO).

Hübsch reatauriertes Fachwerkgebäude in Härkingen.

7. Juni 2017

Von leicht zu vielleicht ultraleicht – Teil 3

Heute widme ich mich einem weiteren wichtigen Thema: der Bekleidung. Auch hier lässt sich natürlich ein gewisses Etwas an Gewicht sparen. Das grösste Potenzial orte ich hier im Weglassen von zu viel Ersatzkleidern. Dies bedingt indes, dass die einzelnen Kleidungsstücke öfters gewaschen werden müssen. Hierbei sind schnell trocknende Teile gefragt. Selbstverständlich hängt die Wahl auch von der Jahreszeit und der zu bewandernden Gegend ab. Nachfolgend also meine Packliste für den südlichen Teil Deutschlands, den ich im Sommer begehen werde.


Die Jacke – Marmot Essence Jacket
Diese atmungsaktive und sehr spartanisch ausgestattete Regen- und Windjacke wiegt lediglich 205 g (Grösse XL) und lässt sich sehr klein zusammenpacken. Bin gespannt, wie sich das Teil bei länger anhaltendem Regen bewährt. Gut gefällt mir der Schnitt, die Kapuze sowie die einzige Tasche auf Brusthöhe. Für den Drei-Saison-Gebrauch benötigt eine Trekkingjacke meiner Meinung nach keine weiteren Taschen. Mit anderen Worten: Marmot hat es verstanden, das Reduce-to-the-Max-Prinzip perfekt umzusetzen.


Der Fleece – Lowe Fleece Pullover Polartec 100
Es braucht nicht immer etwas Neues, um Gewicht sparen zu können. Mein mittlerweile 25 Jahre alter Fleece-Pullover hat schon einiges mitgemacht, ist aber noch so gut im Schuss, dass er es verdient hat, mit auf die Reise zu kommen. Gewicht der grauen Maus: 315 g.

Das Hemd – R'adys Dry Checkered Shirt
Das von der Bieler Firma entwickelte Kurzarmhemd habe ich nun seit zwei Jahren im Einsatz und bin sehr zufrieden damit. Modisch geschnitten, schnell trocknend und absolut knitterfrei. Was will Mann mehr? Gewicht (des Hemdes): 220 g.


Das T-Shirt – Montbell Wickron T-Shirt
Gibt es etwas Robusteres als das synthetische Wickron T-Shirt von Montbell? Seit über 22 Jahren steht dieses funktionelle Unterteil im Sommerhalbjahr im Einsatz und ist nicht kaputt zu kriegen. Unterwegs muss es alle drei Tage gewaschen werden, was bei dem schnell trocknenden Material kein Problem darstellt. Nimmt mich wunder, wie lange das Shirt noch hält. Gewicht: 135 g.


Das Langarm-Shirt – Icebreaker Sphere LS Crewe
Dieses funktionelle Langarm-Shirt rundet mein Bekleidungskonzept für den Oberkörper ab. Ich habe bislang noch keine Erfahrung mit den viel gelobten Icebreaker-Produkten gemacht. Die aus Merinowolle gefertigten Kleidungsstücke sollen angenehm zu tragen, schnell trocknend und weniger stinkend als vergleichbare Produkte sein. Mal schauen. Gewicht: 220 g.

Ausser einem gewöhnlichen Zusatz-Unterhemd aus Baumwolle, das ich während des Aufenthaltes im Camp tragen werde, gibt es keine weiteren Kleidungsstücke für den Oberkörperbereich. Der Vorteil all dieser Teile ist, dass sie direkt auf der Haut getragen oder, im Fall des Icebreaker-Shirts und des R'adys Kurzarmshirts als zweite Schicht benutzt werden können. Bei warmem Wetter werde ich kurzärmelig gehen und das Icebreaker in der Nacht zum Schlafen anziehen. Sollte es kälter sein, nehme ich das Wickron als Base Layer und ziehe darüber das Icebreaker an. Wird es sehr heiss, reicht das Wickron.

Gehen wir zum unteren Körperbereich über. Eine Baumwoll-Unterhose und zusätzlich eine in Reserve reichen. Dazu kommen:



Die Hose – IcePeak Zipp off Trekkinghose
Dies Hose besteht aus 90% Polyester und 10 % Elastan, ist angenehm zu tragen, schnell trocknend und für meine Proportionen gut geschnitten. Sollte es wirklich heiss werden, lassen sich, wie der Name sagt, die unteren Beinteile mit dem Reissverschluss abkoppeln. Zur Not dienen die Shorts auch als Badehose. Gewicht: 320 g.


Die Regenhose – R'adys R 3 X-Light Tech Pants
Diese leichte, kleine und atmungsaktive Regenhose lässt sich klein verpacken. Genau das Richtige für mein Vorhaben. Natürlich hoffe ich, die Hose nie in Gebrauch nehmen zu müssen, was spätestens in Norwegen vermutlich eher unwahrscheinlich sein wird. Gewicht: 300 g.



Die Socken – CAT Real Work Socks
So wichtig gut sitzende, griffige und robuste Schuhe sind, wo wichtig sind auch die passenden Socken. Wer Problemfüsse hat, kann davon ein Liedchen singen. Meine Treter gehören zum Glück nicht dazu, weshalb ich mit vergleichsweise billigen Socken sehr gut zu Gange komme. Seit einiger Zeit trage ich die Socken des Baggerherstellers Caterpillar (CAT). Das Preis-/Leistungsverhältnis scheint mir unschlagbar, weshalb ich das Produkt gerne weiterempfehle. Mit von der Partie sind lediglich zwei Paar; eines am Fuss und eines als Ersatz im Rucksack. Gewicht: 65 g pro Paar.


Die Wanderschuhe – La Sportiva Karakorum Trek GTX
Für das deutsche Mittelgebirge und für Norwegen werde ich mit dem Karakorum Trek GTX des italienischen Herstellers La Sportiva unterwegs sein. Für die flacheren Gegenden überlege ich mir, ob es eventuell sinnvoller wäre, mit einem Trekking-Halbschuh zu gehen, da diese etwa die Hälfte des oben abgebildeten Modells wiegen. Mit dem Karakorum Trek GTX bin ich nun schon seit 2½ Jahren wandernd unterwegs und schätze seine gute Passform, das praktische Schnürsystem und den sehr guten Griff der Sohle. Im Schuh ist eine GoreTex-Membrane verarbeitet, die ihre Funktionstüchtigkeit bisher einwandfrei unter Beweis gestellt hat. Gewicht: 1760 g pro Paar.



Die Ersatzschuhe – Aqua Sphere Beachwalker
Ich habe sehr lange hin und her überlegt, ob ich einen zweiten Schuh mitnehmen soll, und wenn ja, welchen. Schliesslich habe ich mich in letzter Minute für einen Badeschuh entschieden, den ich primär abends im Camp tragen werde. Folgende Überlegungen waren ausschlaggebend, die zusätzlichen 380 Gramm in Kauf zu nehmen: Meine Füsse werden während der Wanderung sieben bis 10 Stunden in den Wanderschuhen stecken. Sowohl Schuh und Füsse haben es verdient, entlastet und befreit zu werden. Der Beachwalker verfügt über eine ziemlich robuste und griffige Sohle. Sollte ich einmal Probleme mit den Füssen haben, lässt es sich in diesen Schuhen über eine gewisse Strecke auch gehen. Das aus Neoprene bestehende Obermaterial trocknet relativ schnell und ist angenehm zu tragen. Ich habe den Schuh extra eine Nummer zu gross gewählt. Sollte es abends kühler werden, kann ich darin auch Socken tragen. Falls ich einmal einen Ruhetag einlegen oder in einer festen Unterkunft übernachten wollen, lässt sich der Schuh problemlos den ganzen Tag über tragen, wenn es sein muss auch in Städten. Und falls sich der lediglich 23 Franken teure Schuh tatsächlich bewährt, dürfte er in Norwegen auch zum Durchqueren von Flüssen dienen.



Der Sonnenhut – Chaskee Cap
Der 40 Gramm leichte Cap ist mit einem Schild aus Neoprene ausgestattet. Der Hut wird mir, zusammen mit der Kapuze der Regenjacke als Kopfbedeckung bei Regen dienen, da ich bewusst auf die Mitnahme eines eigentlichen Regenhutes verzichte.







5. Juni 2017

Von leicht zu vielleicht ultraleicht – Teil 2

Meine Wanderung in den hohen Norden bedingt eine leichte und dennoch zweckmässige Ausrüstung. Das grösste Potenzial betreffend Gewichtsreduktion besitzen diese vier Gegenstände: Zelt, Schlafsack, Liegematte und Rucksack. Ich habe mich für den Gebrauch folgender Produkte entschieden:

Das Zelt – Nordisk Lofoten 2 UL



Leichter und kleiner im Packmass für ein Doppelwandzelt geht aktuell kaum mehr. Der Hersteller spricht von einem Normalgewicht von 570 g, was leider nicht ganz stimmt. Meine Version wiegt 650 g, was natürlich immer noch ganz akzeptabel ist. Hinzu kommt dann noch die Zeltunterlage mit einem Gewicht von 200 g. Da ich diese noch nicht habe beschaffen können, werde ich jenes des Fly Creek 1 UL von Big Agnes verwenden. Der Vorteil: Es wiegt nur 150 g!

Die in Dänemark entwickelte und in China gefertigte Behausung, ist hervorragend verarbeitet und weist viele durchdachte Details auf. Alleine der Packsack ist etwas vom Feinsten, das ich bislang gesehen habe. Die zwei benötigten Zeltstangen bestehen aus sehr kurzen Elementen, so dass sie das Packmass kaum unnötig vergrössern. Die mitgelieferten Standardheringe sind leicht und sehr robust. Den Vogel schiessen hingegen die sogenannten «Tooth Pegs» ab. Sie haben das Gewicht von Zahnstochern und sehen auch ein wenig so aus. Mein erster Test hat indes die Tauglichkeit dieser Baby-Heringe bereits unter Beweis gestellt. Ein weiteres Glanzlicht ist der seitliche Eingangsteil, der mittels dritter Stange (ich werde sie zu Hause lassen und den zusammengeschobenen Trekkingstock verwenden) angehoben werden kann. Somit entsteht, wie auf dem Bild ersichtlich, ein kleines Vordach, das es erlaubt, bei Regen (ohne Wind) im Zelt zu liegen und draussen der Laune der Natur zuzuschauen. Romantisch! Ich bin gespannt, wie sich das Lofoten auf die Dauer bewähren wird. Das Innere ist ja nicht gerade eine Turnhalle, dennoch habe ich bislang genügend Platz gefunden und mich sehr wohl gefühlt.

Der Schlafsack – Yeti Passion Three L




Gerne hätte ich einen ultraleichten Kunstfaserschlafsack mitgenommen. Wirklich ultraleicht sind jedoch einzig Daunenschlafsäcke. Vor allem, wenn das Teil über eine Isolationskraft verfügen soll, die auch den Klimabedingungen auf dem Fjäll genügt. Der Yeti Passion Three soll bis 7°C noch warm geben, wiegt sensationelle 530 g und ist im Packmass etwa halb so gross, wie ein herkömmlicher Daunenschlafsack dieser Wärmekategorie. Das Aussenmaterial soll zudem wasserabweisend sein, was gerade im Fussbereich von grosser Wichtigkeit ist. Die Füllung besteht aus 95% reiner Gänsedaunen und 5% Federchen. Die Bauschkraft der Daunen beträgt 800 cuin.

Bauschkraft? Cuin? Wikipedia weiss Rat! Die Bauschkraft (engl. Fill power) ist ein charakteristisches Mass für Daunen und andere Polsterstoffe, das angibt, welches Volumen eine bestimmte Masse des Stoffes nach einiger Zeit der Kompression einnimmt. Eine im Handel übliche Einheit ist das angloamerikanische Kubikzoll pro Unze (engl. cubic inches per ounze, kurz in³/oz oder cuin für cubic inches). Gemessen wird, indem eine Unze (≈ 28 g) der Daunenmischung im Messzylinder für 24 Stunden zusammengepresst wird. Anschließend wird das Volumen gemessen, auf das sich die Probe ausdehnt und in inches³ (1 inch³ ≈ 16,4 cm³) angegeben. Je höher der Bauschkraft-Wert ist, desto besser ist die Wärmedämmung im Verhältnis zum Packvolumen. Eine hochwertige Daune erreicht eine Bauschkraft von 700–800 cuin. Handelsüblich in guten Schlafsäcken oder Jacken sind 600–700 cuin. Daunen mit weniger als 500 cuin weisen – bei massegleicher Füllung etwa einer Daunenjacke – geringeres Bausch-Volumen (Loft) und entsprechend geringere Isolationswirkung auf.

Die Liegematte – Therm-a-Rest NeoAir XLite L



Diese Liegematte schlägt ebenfalls alle Rekorde in Sachen Packmass, Gewicht und Liegekomfort. Mit 490 g (inklusive Reparaturset) und einer dicke von 63 mm bei einer Länge von 196 cm, ist das einfach nur sensationell. Einziger Nachteil: Am Ende jeder Etappe muss die Liege von Mund aufgeblasen werden. Bist du vom Gehen schon ein wenig angenockt, dann gibt dir die Blaserei noch den Rest. Dafür schläft es sich hernach umso gemütlicher. Eine entsprechend erhältliche Pumpe kommt aus Gewichtsgründen nicht in Frage – im Gegenteil, ich werde mir noch die kleinste Variante der NeoAir Xlite besorgen. Mit 230 g ist sie jedoch nur noch 119 cm lang und 51 statt 63 cm breit. Die 63 mm Dicke bleiben indes.

Der Rucksack – Osprey Kestrel 48


Seit einem guten Dutzend Jahren trage ich ausschliesslich Rucksäcke der US-Marke Osprey. Verarbeitungsqualität, Tragekomfort und Packsystem haben mich sei jeher überzeugt. Ab und zu gilt es, ein, zwei oder drei überzählige Bändel oder Gummizüge abzuschneiden, aber dies schmälert die Brauchbarkeit der Teile keineswegs.

Der 48 Liter fassende Kestrel 48 ist mit 1670 g (inkl. Rucksackregenhülle) jedoch kein Ultraleicht-Rucksack. Da gäbe es in der Tat Säcke, die bis zu einem Kilo leichter sind. Aber: In diesem Fall finde ich das Gewicht eher zweitrangig. Entscheidender scheint mir der Tragekomfort, d.h. die Rückenpassform, die Lastenkontrolle im Schulter- und Brustbereich sowie – ganz wichtig – die Lastenübertragung auf den Hüftgurt. Es nützt der leichteste Rucksackinhalt nichts, wenn der Rucksack selber drückt oder zuviel Gewicht auf den Schultern lastet und somit Muskelverspannungen provoziert werden. So gesehen bietet der Kestrel 48 ein optimales Gewichts-/Leistungs- und Grössenverhältnis. Genial sind zudem die drei aussenliegenden Mesh-Fächer (Osprey-Standard), das separat zugängliche und gegen oben abgetrennte Bodenfach, die zwei geräumigen Hüftgurttaschen, der Zugriff ins Hauptfach auf der einen Seite sowie die integrierte Seitentasche auf der anderen Seite. Die gut geschnittene Deckeltasche bietet genügend Platz für allerlei Krimskrams, und das innenliegende Flachfach mit Kunststoffkarabiner dient der Dokumenten- und Geldaufbewahrung. Der Sack ist zudem für den Gebrauch einer Trinkblase vorbereitet.

3. Juni 2017

Das Projekt «Nordetter»

Es war schon immer mein Traum, eine Weitwanderung über Hunderte von Kilometern zu absolvieren. Als Liebhaber des Nordens lag es deshalb nahe, ein Ziel in Skandinavien anzupeilen. Bei den Recherchen hat sich gezeigt, dass das jährlich von ganzen Touristenhorden überschwemmte Nordkap Norwegens gar nicht der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes darstellt. Die unweit vom berühmten Nordkap gelegene Landzunge Knivskjelloden liegt ganze 1.4 Kilometer näher am Nordpol und ist ausschliesslich zu Fuss zu erreichen.

Weil meine freie Zeit aus beruflichen Gründen beschränkt ist, werde ich die Strecke in mehrere kleinere und grössere Etappen unterteilen müssen. Den bereits zurückgelegten Schweizer Abschnitt bewältigte ich im Frühjahr 2016 in sieben isolierten Tagesetappen. In Süddeutschland werde ich wochenweise unterwegs sein, derweil sich die Dauer auf mehrere Wochen ausdehnen wird, je weiter nördlich ich gelange. Ich schätze die zurückzulegende Gesamtdistanz auf rund 5000 km. Meine Messung der Luftlinien ergab folgendes Resultat: Burgistein – Hirtshals: 1214 km; Kristiansand – Knivskjellodden: 1664 km; Total: 2878 km. Mal schauen, wie viele Kilometer es dann in Wirklichkeit sind …

Als Liebhaber der autarken Fortbewegung schätze ich die Freiheiten, die ein derartiges Unterfangen mit sich bringt. Aus diesem Grund werde ich ab Basel jeweils mit dem Zelt unterwegs sein. In einigen Teilen Norwegens ist die Mitnahme der eigenen Behausung so oder so ein Muss. Im Blog werde ich jeweils nach den zurückgelegten Abschnitten über meine Eindrücke berichten. Die Chronologie der Blogeinträge lässt sich unter dem Label Nordetter anzeigen. Nachfolgend die Karte mit Start und Ziel sowie der bislang bewältigten Stecke.

Die bisherige Strecke vom Berner Oberland nach Basel. Karte: Wikipedia