23. Mai 2020

Das verspeiste Buch

Franz Hohler: Das verspeiste Buch,
Schöffling, Frankfurt, 1996
«Diese Geschichte begann damit, dass mein Urgrossvater, den ich selber noch gekannt habe, einmal nach Basel reiste.»

So begann Franz Hohler für den Almanach Von Büchern & Menschen eine Geschichte, die nach einigen Seiten mit den Worten Fortsetzung folgt endete. Nach sechs Fortsetzungen war der Urgrossvater wieder auf dem Rückweg und wir schrieben das Jahr 1994. Nachdem der Urgrossvater sich in der ersten Geschichte von seiner Familie verabschiedet hatte, treffen wir ihn in der zweiten nun richtig auf dem Weg nach Basel. Das war ein fünfstündiger Fussmarsch, bei dem er mehrfach einkehrte, denn es war heiss. Auf dem Markt schaute er sich alles Sehenswerte an, vor allem die dicke Berta, und beschloss dann, sich vor dem Rückweg noch ein wenig zu stärken. Nun muss man wissen, dass der Urgrossvater kurzsichtig war, aber nicht zum Optiker wollte, sondern immer, wenn im Dorf ein Brillenträger verstorben war, ins Trauerhaus ging und fragte, ob die Brille des Toten noch gebraucht würde. So sitzt nun der Grossvater in einem Gasthaus und versucht, die Speisekarte zu entziffern.

Schüblig mit Buchbrot bestellt er ein Jahr später, und fragt auch gleich, was denn ein Buchbrot sei. Das sei die Spezialität des Hauses antwortete ihm der Kellner, der als Spassvogel bekannt war. «Das Bein des grossen R hatte sich im Flimmern seines kurzsichtigen Blicks zu einem B gekrümmt, und wichtiger als das Brot war ihm ohnehin  der Schüblig …»

Der gespannte Leser musste damals ein Jahr lang warten, bis die Spezialität des Hauses vor dem Urgrossvater stand. «Jetzt fasste der Kellner mit einem grossen Servierlöffel und einer zweizinkigen Gabel in die Schüssel hinein, und was er nun heraushob und auf den Teller legte, so dass es appetitlich dampfend neben dem Schüblig zu liegen kam, konnte nur eines sein, nämlich ein Buch.»

Wie der Urgrossvater die Situation meisterte und doppelt siegreich daraus hervorging, kann nun, von Hans Traxler wunderbar illustriert, nachgelesen werden.
(Klappentext)

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