31. Januar 2015

Ein wenig Wainwrightologie

Als ich im Sommerhalbjahr 1987 mit dem Fahrrad eine 8500 km lange Reise durch Frankreich, England, Wales, Irland, Schottland, Holland und Deutschland unternahm, begegnete ich in England immer wieder einem Namen: A. Wainwright. Alfred Wainwright war Autor und Illustrator. Seine sieben Pictorial Guides to the Lakeland Fells, die zwischen 1955 und 1966 erschienen sind, gelten als Standardwerk der Routenbeschreibungen zu 214 Bergen (Fells) des Lake Districts. Zu den über 40 weiteren Büchern gehört die Beschreibung einer 300 km langen Wanderung quer durch Nordengland von der Irischen See bis an die Nordsee – A Coast to Coast Walk –, die genau wie die Pictorial Guides komplett von Hand geschrieben und mit vielen Skizzen und Zeichnungen illustriert ist.

Am 18. August 1987 erstand ich mir in einem kleinen Touristenladen in den Pennines Wainwrights Pennine Way Companion. Der in der Tat komplett von Hand geschriebene und gezeichnete Wanderführer begeisterte mich und begeistert mich noch heute. Das 214 Seiten starke gebundene, aber dennoch handliche Buch erschien 1968 und besticht durch die akribischen Beschreibungen und detailgetreuen Illustrationen. Wainwright bildete nicht nur den Routenverlauf genau ab, er lieferte auch eine Unzahl an Landschafts-, Gebäude- und Verkehrswegskizzen mit.

Alfred Wainwright wurde am 17. Januar 1907 als viertes Kind einer Arbeiterfamilie aus Blackburn geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Obwohl er ein guter Schüler war, verliess er die Schule im Alter von 13 Jahren und wurde Bürogehilfe bei der Stadtverwaltung in Blackburn. In Abendschulen bildete er sich in Buchführung weiter, was sich positiv auf seine Karriere auswirkte.  Schon als Kind war er gerne und viel gewandert, oft bis zu 30 Kilometer am Tag. Er interessierte sich ausserdem sehr für das Zeichnen und die Kartografie.

Im Alter von 23 Jahren hatte Wainwright genug Geld gespart, um mit seinem Cousin Eric Beardsall eine Woche im nahe gelegenen Lake District zu verbringen. Sie fuhren nach Windermere und erstiegen Orrest Head, von wo aus Wainwright das erste Mal die Fells des Lakelands sah. Diese Zeit auf Orrest Head war der Beginn seiner Liebe zum Lake District gab seinem Leben eine neue Richtung. Obwohl er weniger verdiente als in Blackburn, nahm Wainwright 1941 eine Stelle in der Finanzverwaltung von Kendal an, die er von 1948 bis zu seiner Pensionierung 1967 auch leitete. Die Tatsache, dass Kendal dichter am Lake District liegt, liess ihn den Einkommensverlust verschmerzen.

Wainwright begann die Arbeit an der ersten Seite der Pictorial Guide to the Lakeland Fells am 9. November 1952. Von Beginn an plante er den genauen Umfang und den Inhalt der sieben Bücher. Er arbeitete gewissenhaft und mit großer Sorgfalt an ihnen für die nächsten 13 Jahre und stellte so jeden Tag eine Seite fertig. Dabei schrieb er sämtlichen Text von  Hand so genau, dass der Text wie im Blocksatz erscheint. Die Skizzen zeichnete er nach schwarz-weiß Fotos, die er bei seinen Wanderungen gemacht hatte.

Von privaten Erinnerungen zu erfolgreichen Publikationen
Wainwright sagt in seiner Autobiografie Fellwanderer, dass er die Serie für seine eigenen Erinnerungen geschrieben hätte und keine Absichten einer Veröffentlichung hatte. Freunde und Bekannte drängten ihn jedoch dazu, diese Führer auch der breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch einen örtlichen Druckereibetrieb wurden die ersten Bücher im Selbstverlag herausgebracht. Sein Freund, der Leiter der Bibliothek in Kendal Henry Marshall, übernahm den Part des Verlegers. Ab Band vier übernahm diese Funktion dann die Regional-Zeitung Westmorland Gazette aus Kendal.

1990 wurde die Herausgabe dann von Michael Joseph, einem Verleger der Penguin-Gruppe, übernommen. Als die Verkaufszahlen geringer wurden und die Herausgabe 2003 eingestellt werden sollte, wurden die Rechte vom Verlag Frances Lincoln gekauft.  Von 2006 bis zum September 2010 wurden die Pictorial Guides überarbeitet, da an einigen Stellen im Lakeland signifikante Änderungen im Laufe der letzten 50 Jahre eingetreten waren. Die Bearbeitung wurde von Chris Jesty übernommen, der eine computerisierte Form der Handschrift von Alfred Wainwright benutzte, damit die Änderungen im Seitenlayout möglichst unaufdringlich ausfallen. Unter den Anhängern Wainwrights hatte diese Überarbeitung eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Es wurde einerseits die Meinung vertreten, die Bücher sollten als eine Art Kunstwerk betrachtet werden und als solche nicht verändert werden. Andererseits sind an einigen Stellen starke Veränderungen im Landschaftsbild z.B. durch den Neubau von Strassen, Ortsteilen, durch Erdrutsche oder die Verlegung von Zäunen entstanden, die zu Verwirrung führen könnten und deshalb eine Überarbeitung angeraten erscheinen liessen.

Doppelseite aus Wainwrights Pennine Way Companion, der sich von hinten nach vorne und von unten nach oben liest!
Der Pennine Way Companion setzt Massstäbe
Im Jahr 1968 erschien der oben erwähnte Pennine Way Companion: Eine im gleichen Layout erstellte detaillierte Beschreibung von Englands erstem Fernwanderweg, dem Pennine Way. Wainwrights Buch ist neben der offiziellen Beschreibung von Tom Stephenson der am meisten genutzte Führer für diesen Wanderweg. Es besteht aus einem kontinuierlichen Band von Zeichnungen und begleitenden Erklärungen, bei denen die Route von Süden nach Norden beschrieben wird. Da dies die umgekehrte Richtung der normalen Lesart ist, liest man das Buch von hinten nach vorn und jede Seite von unten nach oben! Zur Erstellung des Buches wurde Wainwright von vier Helfern (Harry Appleyard, Len Chadwick, Cyril Moore und Lawrence Smith) unterstützt. Während der Vorbereitungen zu diesem Buch in den Jahren 1967 und 1968 waren zeitweilig große Teile des Pennine Ways wegen der in England ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche gesperrt.

Weitere Wanderführer folgen
1972 ersann Wainwright den Coast to Coast Walk als eine Art Alternative zum Pennine Way. Diese Route wird geliebt wegen seiner landschaftlichen Schönheit, Abwechslungsreichtum und touristisch interessanten Punkte, wie er in seinem Buch sagt. Die 300 km lange Route führt im Norden Englands von St Bees nach Robin Hoods Bay durch die National Parks des Lake District, der Yorkshire Dales und der North York Moors.

Von Wainwrights Pictorial Guides wurden seit ihrer Erstveröffentlichung über zwei Millionen Exemplare verkauft. Obwohl es andere und aktuellere Beschreibungen der Lakeland Fells gibt, zählen seine Bücher zu den beliebtesten. Das ist nicht zuletzt dem Detailreichtum und unverwechselbar einzigartigen Erscheinungsbild seiner handschriftlichen Gestaltung zu verdanken. Die Einteilung des Lake Districts in sieben Bereiche und die Auswahl der Berge wurde in der Nachfolge durch die meisten Autoren von Wanderführern dieser Region übernommen.

Sein letzter wichtiger Wanderführer war The Outlying Fells of Lakeland, das 1974 veröffentlicht wurde. Darin beschreibt er die Wege zu 56 niedrigeren Bergen im Umfeld des Lake District, hauptsächlich geschrieben für Pensionäre und andere, die nicht mehr die höheren Berge besteigen können.

Der Coast to Coast Walk ist einer der populärsten Fernwanderwege Englands geworden, obwohl er keinen offiziellen Status geniesst und hat zahlreiche Beschreibungen dieses Weges durch andere Autoren nach sich gezogen. Im Jahre 2003 wurde er durch eine Expertenjury des Magazins Country Walking zum zweitbesten Wanderweg weltweit gewählt. Die Popularität der anderen Bücher Wainwrights reicht nicht an die der Pictorial Guides heran und einige von ihnen werden nicht mehr gedruckt.

Die 214 in den Pictorial Guides beschriebenen Fells werden in England generell als The Wainwrights bezeichnet und es ist das Ziel vieler Fellwalker alle zu besuchen. Alan Castle von der Long Distance Walkers Association berichtet, dass bis 2003 insgesamt von 331 Personen bekannt ist, dass sie alle Wainwrights bestiegen haben. Dave Hewitt vermutet, dass die aktuelle Zahl um die 500 liegt.  Der Jüngste ist Jordan Ross, der bis zum Alter von 9 Jahren alle Wainwrights bestiegen hatte.  Nur fünf Tage älter ist Jonathan Broad aus Cockermouth, der die 214 Wainwrights in einem Jahr erstiegen hat.

Bildbände, Autobiografien und die BBC
In den kommenden Jahren konzentrierte er sich auf Bildbände mit großflächigeren Zeichnungen, da seine Sehfähigkeit wegen einer Augenerkrankung stark nachliess. Gleichzeitig wurde er national durch eine Reihe von Fernsehsendungen bekannt, die der Fernsehsprecher Eric Robson produzierte.

Sein autobiografisches Buch Ex-Fellwanderer, das 1987 veröffentlicht wurde, erklärte er zu seinem letzten eigenen Buch. Danach wurden noch einige Coffee Table Books veröffentlicht, zu denen er einige Kommentare schrieb und die der Fotograf Derry Brabbs illustrierte. Obwohl diese Bildbände ein Erfolg waren und sich gut verkauften, werden sie von den Liebhabern seiner früheren Bücher nicht so geschätzt, da sie keine weiteren neuen Informationen enthalten und seine Kommentare gestelzt und humorlos wirken.

Mitte der 1980er Jahre wurde Wainwright durch das Fernsehen populär. Mehrere Serien wurden über ihn und sein Werk vom Autor, Dokumentarfilmer und Fernsehmoderator Eric Robson produziert. Nach seinem Tod produzierte die BBC eine Dokumentation über Wainwrights Leben, die am 25. Februar 2007 auf BBC Four gesendet wurde, gefolgt von zwei vierteiligen Serie mit Wanderungen nach seinen Büchern.

Die erste Serie umfasste Castle Crag, Haystacks, Blencathra über Sharp Edge und Scafell Pike von Seathwaite. Eine zweite Serie im Herbst 2007 hatte Wanderungen auf Catbells, Crinkle Crags, Helm Crag, Pillar, Helvellyn von Patterdale und High Street von Mardale zum Inhalt. Eine dritte Serie ist in Planung.

Angeregt durch das Zuschauerinteresse wurde eine 6-teilige Serie mit dem Titel Wainwright Walks: Coast to Coast im September 2008 produziert und im Frühjahr 2009 bei BBC Four gesendet, die wie die beiden ersten Serien ebenfalls durch die Fernsehjournalistin Julia Bradbury präsentiert wurde.  Inzwischen sind diese Dokumentationen auch auf DVD erhältlich.

Dem Tierschutz verpflichtet
Wainwright war ein engagierter Vertreter der Tierrechte und spendete den größten Teil seiner Einnahmen aus den Büchern dem Tierschutz. 1972 wurde er Vorsitzender des kurz zuvor gegründeten Tierschutzvereins von Cumbria (Animal Rescue Cumbria) und spendete über mehrere Jahre genügend Geld, um dem Verein 1984 den Bau eines Tierheimes in Kendal zu ermöglichen. Nach seinem Tod wurde der Verein in Animal Rescue Cumbria – The Wainwright Shelter umbenannt.

Das Ende – oder was von Wainwright auch noch blieb
Alfred Wainwright starb am 20. Januar 1991 nach einem Herzanfall in Kendal. Den größten Teil seines Vermögens vermachte er seiner zweiten Frau Betty, mit der Auflage, grosszügige und anonyme Spenden an Einrichtungen des Tierschutzes zu veranlassen. Obwohl er nicht unvermögend war, hinterließ er nach Aussage seines Biographen Hunter Davies seinem einzigen Sohn aus erster Ehe nichts. Wainwrights Asche wurde am Innominate Tarn auf dem Gipfel des Haystacks verstreut, wie er es sich gewünscht hatte. In der Kirche des nahen Ortes Buttermere ist eine Gedenktafel in einer Fensternische angebracht, von wo aus man Haystacks sehen kann.

Alfred «A» Wainwright, Schöpfer ungewöhnlicher Wanderführer
2002 wurde The Wainwright Society gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, sein Andenken zu bewahren, lokale Projekte in Cumbria zu unterstützen und das naturverträgliche Fellwalking im Lake District zu fördern, da es immer Wainwrights Anliegen war, bei seinen Wanderungen in den Bergen möglichst wenig menschliche Spuren zu hinterlassen.

In Wainwrights Geburtsstadt Blackburn, in der er die ersten 33 Jahre seines Lebens verbrachte, ist eine 2008 neu erbaute architektonisch das Stadtbild prägende Brücke nach Wainwright benannt.  Bei der Namensgebung, an der sich die Einwohner Blackburns mittels Vorschlägen und einer Abstimmung beteiligen konnten, votierte der größte Teil für Wainwright, der im Ergebnis gefolgt wurde von Kathleen Ferrier und Jack Walker, dem ehemaligen Besitzer der Fußballmannschaft Blackburn Rovers, dessen Fanclub Rovers Supporters Club Wainwright mitbegründete.

Fryers Nurseries Ltd, ein bekannter Rosenzüchter in England hat eine Rose nach Wainwright benannt und stiftet einen Teil der Einnahmen aus dem Verkauf für den Tierschutzverein Animal Rescue Cumbria in Kendal.

27. Januar 2015

Das ewige Ja

F. Walter Caviezel, Das ewige Ja,
Waldstatt Verlag, Einsiedeln, 1946
Ehescheidung ist für viele  Menschen heutzutage kein Problem mehr, eher eine Selbstverständlichkeit. «Wir verstehen uns nicht mehr, wir haben uns auseinandergelebt, wir haben uns unsere Heirat zu wenig überlegt», das ist der Befund, den man feststellt. Und wie schnell ist das alles gelöst: «Wir lassen uns scheiden!»

Diese Fragen und Probleme sind der Inhalt unseres Arztromans von F.W. Caviezel. Drei verschiedenartige Ehedramen voll spannender Handlung verschlingen sich in literarisch ansprechender Form. Die Antwort auf jeden einzelnen Fall verrät der Titel dieses eigenwilligen, kompromisslosen und in seinen persönlichen Konsequenzen mutigen und mannhaften Buches. Bei der modernen Haltlosigkeit in den Fragen des Fortbestandes der Ehe ist das Werk eine Tat. Im Kampf gegen die Überhandnahme der Ehescheidungen ist es ein literarischer Waffengefährte all derer, denen die gesunde Familie ein inneres Anliegen ist.

Auch in der neuen Auflage wird dieser Roman nicht bloss Frauen und Frauenpsyche ansprechen, sondern durch seine lebendige, natürliche Gesprächsführung, durch die gute Kleinmalerei und Dramatik der Handlung Mann und Frau, jung und alt gleicherweise fesseln. (Klappentext)

GR: Ilanz und Umgebung, Arosa, Ziteil, Davos, Chur ZH: Stadt Zürich LU: Stadt Luzern, Kloster/Kapelle Wesemlin Luzern UR: Flüelen BE: Stadt Bern SZ: Pfäffikon SG: Wattwil

Franz Walter Caviezel
Geboren in St.Moritz am 9.9.1905, gestorben in Luzern am 31.3.1954. Der Romanschriftsteller F.W. Caviezel, der seit 1945 als Zahnarzt in Luzern lebte, errang in den 1940er und 1950er Jahren mit seinen Arztromanen «Frag nicht warum!» (1944), »Das ewige Ja« (1946), »Ich bin das Nein« (1948) und »So sei es« (1950) spektakuläre Bestseller-Erfolge, wurde jedoch weder von der Kritik noch von seinen Schriftstellerkollegen als ernstzunehmender Autor anerkannt.

26. Januar 2015

Design über der Lauche


Diese ungewöhnliche Bank steht auf der Geländekante des Sonnenbergs über dem thurgauischen Lauchetal. Lauche heisst der Bach, der durch eben dieses Tal fliesst. In meinen Ohren klingt ein grausiges, stinkendes Gewässer an. Von der massiv gezimmerten, an rustikales Outdoor-Wohn-Design erinnernde Bank geniesst der temporär Sesshafte eine nette Aussicht hinüber zu den Ostschweizer Voralpen.

24. Januar 2015

Und gleich noch einmal die Mannheimer

Weil der Winter noch lang ist, hier eine zweite Kostprobe der deutschen Band The Intersphere, von der im gestrigen Eintrag die Rede war.

23. Januar 2015

Die Zwischensphäre

Sie waren meine musikalische Entdeckung im vergangenen Herbst: die vier Jungs der deutschen Rock-Band The Intersphere. Was zwei Gitarren, Bass und Drums ohne jegliche Overdubs akustisch zu Wege bringen, ist grosses Orchester. Ja, und dann beglückt Lead-Sänger und Gitarrist Christoph Hessler mit seiner Stimme die melodiösen und mitunter komplex arrangierten Songs. Die  Mannheimer Formation, die auch schon in der Schweiz aufgetreten ist, beweist, dass der Rock'n'Roll noch immer neu erfunden werden kann.

22. Januar 2015

Gruusig

Jetzt bevölkern sie wieder die Züge, die Wintersportler. Langläufer, Schneeschuhläufer, Snowboarder, Skifahrer, Skitourenfahrer, Schlittler, Winterwanderer und was sich sonst noch in die Berge begibt zwecks Verlustierung an der frischen Luft, unter der Sonne und im Schnee. Psychohygiene der anderen Art und beileibe keine schlechte, finde ich. Leider ist’s dann auf der Heimfahrt bei einer zunehmenden Anzahl an Bahnpassagieren der erwähnten Spezies mit der eigentlichen Hygiene vorbei. Besagtes Völklein pflegt nämlich die schweisssockigen Füsse, nachdem diese einen ganzen Tag lang in den synthetisch gefütterten und oft hermetisch abgeriegelten Kunststoffschuhen gesteckt haben, auf das Sitzpolster zu legen. Liebe Freunde, das ist 1. unhöflich all jenen gegenüber, die in den dicht besetzten Zügen einen freien Platz suchen und 2. ist es gruusig, chotzgruusig sogar! Und bitte jetzt nicht einfach auch noch die Socken ausziehen und die Stinkflossen auf dem Sitz platzieren. Gruusig, gruusig, obergruusig!

21. Januar 2015

WC vor Ort!


Im Aargauer Skigebiet Galizi-Horben am schönen Lindenberg wird nicht einfach in den Wald gepinkelt. Neinnein, da hat schon alles seine Ordnung, fürwahr. Und beim Warten auf den freien Platz, da unterscheidet sich das Freiämter Winter-Resort in Nichts vom Rest der Skigaudi-Schweiz, werden Blase und Darm mit Volksmusikklängen vom Partyzelt bei der nahen Bergstation des Skilifts beschallt. Die Toilette findet übrigens an prominenter Stelle auf der Website des Skilifts Erwähnung. Gutes Marketing!

20. Januar 2015

Öppi der Narr

Arnold Kübler, Öppi der Narr,
Ex Libris, Zürich, 1964, vergriffen
Die Umschlagzeichnung stammt vom
Autor und zeigt das Brandenburger Tor
in Berlin.
Aus dem tiefen Brunnen unserer Mundartmuttersprache ist der Name des Romanhelden Öppi geschöpft. Es ist dort ein Allerweltswort, das man in vielen Abschattungen verwenden mag. Arnold Kübler gibt in einer Vorrede zu diesem Roman einen träfen Hinweis: «Hät öppe öpper öppis dergäge? – Allenfalls? Irgend jemand? Irgend etwas?»

Wer Öppi heisst, muss Schweizer sein, ein Hiesiger. Öppi ist's! Mit unserm Band erscheint sozusagen Öppi Nummer 4, das heisst der vierte Akt des Öppischen Lebensdramas. Vorangegangen sind die Akte «Öppi von Wasenwachs», «Öppi der Student» und «Öppi und Eva»; um es anders zu sagen: Öppi, der Bauernbub, der dann in der Stadt eine höhere Bildung bekommt, Öppi, der in Zürich und Rom studiert, und zwar das Erdewissen, die Geologie, und Öppi, den es plötzlich in die Künste verschlagen hat, zur Bildhauerei, zur Bühne, und der dann angelandet ist am friedlichen Strande seiner Eva wie ein Odysseus bei Nausikaa. Und jetzt also der vierte Akt: Öppi der Narr.

Wir treffen ihn, dem Hiesigen entronnen, in Deutschland, wo er Deutsch lernt, Hochdeutsch. Er kann es freilich längst schreiben, aber er kann es noch nicht korrekt aussprechen, sollte es aber, weil sein Ehrgeiz der Schauspielerei anhängt, weil er Dichterworte laut und öffentlich aussprechen will, im Rampenlicht stehen will, die grossen Sprachgebärden auch mit der Zunge beherrschen sollte. Es will nicht gelingen. Alles strebende Bemühen ist umsonst. Nichts war es mit dem Studium, nichts mit der Bildhauerei, nichts mit der Bühne: Öppi ein Narr? Ja, auch er hat uns «Ansichten eines Clowns» zu vermitteln! Und dennoch ist er kein Gescheiterter. Ein Silberstreif zeigt sich am Horizont, und nach sovielen Umwegen bahnt sich der richtige Weg an, – endlich der Weg ins Leben: «Fast vierzig Jahre alt war er werdend geworden.» Öppi der Werdende! (Klappentext)

Für die Lektüre der 547 klein gedruckten Seiten benötigte ich über ein Jahr. Küblers autobiografische Geschichte ist an Langeweile kaum zu überbieten. Ich biss mich aber dennoch durch, weil ich immer wieder die (vergebliche) Hoffnung hatte, die Schreibe würde doch noch von einer gewissen Spannung beseelt.

D: Görlitz, Dresden, Berlin ZH: Stadt Zürich, Winterthur UR: Gotthardpass TI: Gotthardpass I: Sardinien, Mailand, Venedig F: Paris

19. Januar 2015

Die Edition im neuen Gewand

Hier etwas Werbung in eigener Sache. Grössere Bildschirme ermöglichen ein grosszügigeres Webdesign. Dies ist zwar keine umwerfende Erkenntnis, sie in die Tat umzusetzen, habe ich mir jedoch vor ein paar Tagen zu Herzen genommen und die Gestaltung der Website meines kleinen Verlags komplett überarbeitet. Ich wünsche viel Vergnügen beim Stöbern!

Die Edition Wanderwerk im neuen Gewand. Grössere und neue Aufmacherfotos, eine neue Typografie sowie leichte Anpassungen in der Anordnung von Text und Bild verleihen der Website eine noch klarere Struktur.

17. Januar 2015

Zu Fuss von der Arktis ans Mittelmeer

Christine Doerfel, Thomas Specker, Markus
Stromer: Gotthard–Ponte Tresa, Appenzeller
Verlag, Herisau,  2007
Seit 2007 gibt es im Tessin eine Alternative zu Autobahn A3, Gotthardbahn, Veloplausch und Strada Alta! Dabei hat das Kind weder einen werbeträchtigen Namen, noch sind vor Ort zusätzliche Wegmarkierungen vorhanden. Der im Appenzeller Verlag erschienene Wanderführer «Gotthard–Ponte Tresa» befasst sich unmissverständlich und konsequent mit dem, was das Gebiet beidseits des Ceneris so unwiderstehlich faszinierend macht: dem unglaublichen, kulturlandschaftlichen Reichtum. Um diesem auf die Spur zu kommen, eignet sich indes – wen wundert’s? – eine Reise zu Fuss am Besten. Tut man dies mit dem vorliegenden Führer, dann hat man zudem die Gewähr, auf klug gewählter Route beinahe sämtliche Vegetations- und Klimazonen zu durchwandern, allen denkbaren historischen und neuzeitlichen Transitwegen durchs Tessin zu begegnen sowie mit der schier endlosen Fülle an kulturhistorischem Gut auf Tuchfühlung zu gehen. Die in acht Etappen eingeteilte Strecke führt vom Gotthardpass über Airolo–Dalpe– Giornico–Biasca–Bellinzona zum Monte Ceneri und anschliessend durchs Vedeggiotal nach Ponte Tresa am Lago di Lugano. Die Höhendifferenz zwischen Start- und Endpunkt beträgt satte 2000 Meter mit nicht wenigen Zwischenauf- und Abstiegen.

Die drei Autoren waren seinerzeit allesamt an der Bearbeitung des Inventars der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS) beteiligt, konnten also punkto Thematik aus dem Vollen schöpfen. Dem Benutzer des Führers wird daher ein Tessin zu Füssen gelegt, das weit mehr zu bieten hat als Boccalino- und Piazza-Grande-Romantik. Ergänzt werden die jeweiligen Etappen durch äusserst informative Fachbeiträge zu Themen wie Hausbau in der Leventina, Maiensässe und Alpen, Aus- und Einwanderung im Tessin, Agrarwirtschaft und Wanderbewegungen, Kastanienselven, Bauen mit Stein, und und und. Die Route basiert grösstenteils auf dem markierten Wanderwegnetz und wird im Führer mit der Landeskarte im Massstab 1:50 000 dokumentiert. Dabei findet das bewährte System mit im Text angegebenen und in der Karte eingezeichneten Verweisungsziffern Anwendung.

Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann sind dies die fehlenden Telefonnummern bei den angegebenen Übernachtungsorten, wobei im gleichen Atemzug lobend erwähnt werden muss, dass auf ausserhalb von Ortschaften gelegene Herbergen speziell hingewiesen wird. Nietenzähler werden zudem feststellen, dass die Höhendifferenzen pro Etappe fehlen. Statt dessen wird einem ein Streckenprofil geboten, das mit etwas rechnerischem Geschick zahlenmässige Schlüsse auf allfällig bevorstehende Schweisstreibereien zulässt. Speziell ist auch die Fertigung des Buches. Die Macher des Werkes haben sich für die Spiralbindung entschieden, was den Vorteil hat, dass der Führer auch aufgeklappt nicht grösser ist als zugeklappt. Als eventueller Nachteil sei auf die Verwechselbarkeit mit Kochbüchern eines landesweit bekannten Verlages hingewiesen, was beim Packen des Rucksackes besondere Vorsicht erheischen dürfte ...

Fazit: Autoren und Verlag ist die Herausgabe eines erstklassigen Wanderführers gelungen, dem im übrigen der Band «Basel–Gotthard» vorangegangen ist. Sowohl die Texte als auch die zahlreichen Abbildungen lassen jederzeit Vorfreude auf einen Gang durch Leventina, Riviera und Vedeggiotal aufkommen und erfüllen die Hoffnung der Verfasser, « ... Ihren Blick zu schärfen für interessante Details und grosse Zusammenhänge, Beobachtungslust zu wecken und zum sorgfältigen Umgang mit der Kulturlandschaft anzuregen», vollauf.

16. Januar 2015

Einer muss es schliesslich thun

Heute will ich von einem neuen Projekt berichten. Begonnen hat alles bereits im vergangenen Jahr, konkret während des Schlechtwettersommers. Was tun, wenn es pausenlos schifft und für vernünftige Wanderungen kaum Zeit bleibt. Moor geht stadtwandern! Naheliegend hierbei der pittoresk-skurrile Flecken Thun. Um den Gängen durch den Stadtdschungel etwas Struktur zu geben, proklamierte ich Folgendes: Mein Ziel wird es sein, sämtliche Strassen und Wege der Gemeinde Thun zu begehen. Wenn schon, denn schon!

Weil ich dasselbe vor Jahren bereits in der bernischen Gemeinde Bangerten unter dem Motto Bangerten total ausführte, nenne ich das aktuelle Vorhaben Thun total. In der Zwischenzeit bin ich vier Mal ausgerückt und habe hübsche Entdeckungen gemacht.  Dokumentieren werde ich das Ganze mit Fotos aller Schilder der insgesamt 350 Strassen Plätze und Brücken. Und, wenn Sie sich nun fragen, weshalb der Schrittler sowas macht, dann verweise ich gerne auf den Titel dieses Eintrags

Das Gebiet der Gemeinde Thun (BE), dessen Strassen und Wege ich alle begehen will. Die Karte im Massstab 1:1000 000 zeigt natürlich nur einen Bruchteil dessen, was an Wanderstoff vorhanden ist.

14. Januar 2015

Norwegen zu Fuss und auf Ski

Björn Klauer, Norwegen zu Fuss und auf
Ski, Pietsch Verlag, Stuttgart, 1987,
vergriffen
Ein echtes Abenteuer war diese zwölfmonatige Tour durch Norwegen – von Oslo nach Kirkenes: zu Fuss und auf Skiern. Die Zivilisation beschränkte sich lediglich auf den Inhalt des Rucksacks. Und für Übernachtungen stand meist nur ein kleines Zelt zur Verfügung. Ein aufregender Bericht mit begeisternden Fotos; ein Ratgeber für Wanderungen in Norwegen, mit Tips für Ausrüstung und Tourenbeschreibungen. Das ideale Handbuch für jeden, der den unmittelbaren Kontakt zur Natur sucht. (Klappentext)

Björn Klauer ist am Stadtrand Hamburgs aufgewachsen und entdeckte schon früh das Outdoor-Leben. So war es kein Wunder, dass ihn besonders die nordskandinavische Natur nicht mehr losliess. Nach seiner zwölfmonatigen Wanderung, die ihn über 3.500 Kilometer von Oslo bis an die sowjetische Grenze bei Kirkenes führte, hat es ihn endgültig nach Nordnorwegen verschlagen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er durch Schreiben und Fotografieren, als Wanderführer und eben als Hundeschlittenfahrer. Er lebt mit seiner Frau Regina Elpers und seinen inzwischen 70 Schlittenhunden in Innset, nördlich von Narvik am See Altevatn.

13. Januar 2015

Nachholbedarf II

Wie gestern angekündigt, hier nun der Routenverlauf der 2. Etappe meines Projektes Die Koordinate. Ich beging die Strecke von Porrentruy nach St-Brais am 23. Dezember 2014. Die rot gepunkteten Abschnitte verliefen im weglosen Gelände.




12. Januar 2015

Nachholbedarf I

Im März 2013 startete ich mein Projekt Die Koordinate. In einem Korridor von zwei Kilometern durchquere ich die Schweiz zu Fuss von Nord nach Süd. Richtungsweisend ist hierbei die Koordinate 574 (neu 2574) des schweizerischen Koordinatennetzes. Mittlerweile habe ich auch die zweite Etappe gemeistert, und das Projekt wartet nun im jurassischen St-Brais auf seine Fortsetzung. Nachfolgend der Routenverlauf von Etappe 1. Sie führte mich von Bonfol (ausserhalb des Korridors) nach Porrentruy. Grün die seitliche Begrenzung, rot die Route, welche ausnahmslos über bereits vorhandene Wege, Pfade und Strassen ging. Im Eintrag von morgen dann die Route der 2. Etappe.



11. Januar 2015

Sweet Home

Jean Willi, Sweet Home, Bilgerverlag,
Zürich, 2009
In der Morgendämmerung eines regnerischen Tages im April 1953 werden Alex und sein Vater von Polizisten aus dem Schlaf gerissen. Alex' Stiefmutter hängt am Fensterkreuz des Schlafzimmers. Der Vater kommt in Untersuchungshaft, Alex zu Tante Hedi. «Sweet Home» ist die spannende Geschichte einer Jugend im Schatten eines Justizirrtums. Sie spielt im Basel der Fünfziger- und Sechzigerjahre mit seinen todernsten Fasnachtsritualen und beklemmenden Moralvorstellungen, zwischen Existenzialisten, Kleinbürgern, Bürokraten und Halbstarken. Ein authentischer Roman. Und das nicht nur, weil er auf Tatsachen beruht. (Klappentext von  Martin Suter)

Mit «Sweet Home» reiht sich Jean Willi in die Tradition der Erzähler, die einen brisanten und authentischen Stoff in eine packende und atmosphärische Romanhandlung zu packen wissen. Dieser Roman ist zugleich die längst überfällige – zumindest literarische – Rehabilitation eines in den 50er Jahren zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilten Justizopfers. (Website des Verlags)

Noch Wochen nach der Lektüre von Jean Willis persönlicher Geschichte hallt in mir die Unfassbarkeit der juristischen Willkür nach. Dem Autor ist es gelungen, ein realistisches Bild von zwei Dekaden zu schaffen, deren Jugendkultur bis heute zu spüren ist. Unbedingt lesen!

BE: Adelboden, Stadt Bern, Beatenberg BL: Benken, Langenbruck BS: Stadt Basel (Hauptschauplatz) GR: Burg Ehrenfels bei Sils i.D. JU: Doubs zwischen Soubey + Goumois SG: Rorschach, Bodensee TI: Gandria, Lugano, Monte Brè UR: Andermatt (Kaserne) VD: Morges, Lausanne (Expo 64) F: St-Louis (Flughafen), Paris E: Altea, Benidorm

9. Januar 2015

Über die Berge

Josef Feistle, Über die Berge,
Herausgegeben vom Heimat- und
Museumsverein Weissenhorn, 1999,
Der Grund für meine Wanderung von Oberstdorf über die Alpen nach Venedig waren ein Paar wieder tauglich gemachte, bereits einmal abgelegte Schuhe. Sozusagen ein Akt der Wiederbelebung, der Wiedereingliederung in die Welt des Gebrauchs. Ich hatte sie dem «Götzen Verbrauch» von seiner Schippe genommen.

… und ohne Taschenmesser geht der Abenteurer sowieso nicht aus dem Haus, denn insgeheim denkt er schon ein bisschen an kleinere, Südtiroler Yetis, die er dann schnell mit seinem Schweizer Taschenmesser in die Flucht schlagen kann …

Coca-Cola, Isostar? – Lieber Wasser, bergbachklar. Käs' und Speck, schnell vom Fleck.

Ganz da hinten, jenseits der Ebene von Venetien, liegen die Alpen. Kein Gipfelchen ist davon zu sehen, aber ich weiss, dass sie dort sind, oder vielmehr waren; für mich waren sie jetzt dort hinten, denn ich bin darüber hinweg – über die Berge, zu Fuss nach Venedig.

(Ausschnitte aus dem Buch, gedruckt auf der hinteren Umschlagklappe)

8. Januar 2015

Aus dem Schnee an den See

Wandern geht immer und überall. Deshalb empfehle ich meinen lieben Blogleserinnen und -lesern nachfolgende Winterwanderroute von Heiligenschwendi über den Vesuv hinunter an den Thunersee.

Alleine die Busfahrt vom Thuner Hauptbahnhof hinauf zur Haltestelle Heiligenschwendi Dörfli ist eine Reise wert. In wenigen Minuten lassen wir uns aus dem Stadtzentrum ins ländlich-verhügelte Voralpenambiente katapultieren. Auf breiter Strasse streben wir der etwas deplaziert wirkenden Einfamilienhaussiedlung an der Haltenegg zu. Über den breiten Rücken dieser Egg schreiten wir hernach an Ruhebänken und dem gleichnamigen Kurhaus vorbei durch verschneiten Wald einem Gupf entgegen, der sich seiner Form wegen «Vesuv» nennt. Auf einem Stichpfad beschreiten wir den Nordgrat, um sodann vom Gipfelplateau in die Oberländer Bergherrlichkeit und hinunter auf den funkelnden See zu blicken.

Blick vom Vesuv über den Thunersee zu Niesen (links) und Stockhorn (rechts).

Nach der Durchquerung des Schwändigrabe öffnet sich das Panorama im Westen mit dem Stockhorn.


Als purer Kontrast gibt sich die Fortsetzung eine Viertelstunde später. Der im Winter kaum begangene Schwändigrabe versprüht den Hauch vom Ende der Welt, welches jedoch beim Hof Melbaume selbst ein Ende hat. Hier labt sich das Auge erneut am göttlichen Panorama von Eiger, Niesen undsoweiter. Es folgt der Abstieg im lichtdurchfluteten Wald. Der südwestlichen Exposition wegen, weicht hier der Schnee dem winterlichen Laubbraun. In weiten Kehren steuern wir den Längenschachen an und folgen der Seestrasse zum Oberhofner Strandbad. War vor einer Fussstunde noch eisiger Winter, setzt die Uferpromenade vorfrühlingshafte Akzente.

Hübscher Gegensatz: Die Uferpromenade nahe des Schlosses Oberhofen.


Hier liesse sich der Bus nach Thun besteigen, doch wir wollen mehr Goldküste und begehen den alten Oberländerweg nach Hilterfingen, vorbei an Villen und verwitterten Chalets, durch den Hüneggpark mit Schloss und exotischen Gehölzen nach Hünibach mit Migros, Coop und Denner.

Von Heiligenschwendi Dörfli hinunter an den Thunersee nach Hünibach.

Die durchgehend als Wanderweg ausgeschilderte Route eignet sich zu jeder Jahreszeit. Gutes Schuhwerk ist Pflicht. Hin mit dem STI-Bus bis Heiligenschwendi Dörfli, zurück mit der STI ab Hünibach Chartreuse. 14,1 km. 440 m Aufstieg. 810 m Abstieg. 4 Std. Karte 1:50‘000, Blatt 253T, Gantrisch.

7. Januar 2015

Der letzte Kästräger vom Talberg

Josy Doyon, Der letzte Kästräger vom
Talberg
, Blaukreuz Verlag, Bern, 1986
Josy Doyon, früher selber Bergbäuerin, schildert lebensnah, wie Hans Scheidegger beim gefahrvollen Holzflössen seinen jungen Körper stählt, um dann als Käseträger manchen Sommer lang die schweren Käse täglich vom Berg ins Tal zu tragen. Das spannende Buch erzählt zudem vom schweren Schicksal des stolzen Lehnherrn vom Talberg im Simmental. (Klappentext)

BE: Därstetten, Weissenburg Bad, Flühberg, Buuschental, Talberg, Rüdli, Mittelberg, Chessel, Schiterwang, Leiternpass, Alp Waachli, Rossberg, Oberwil, Schloss Burgistein, Würzen bei Burgistein

6. Januar 2015

Rüdisülens Meldung


Das war, soviel ist unschwer zu erkennen, einmal eine Sitzbank. Sie steht im Mühletobel bei Frauenfeld. Am 15. Mai 2013 war es, als ein Reiter hier Pause machte, vom Pferd stieg und kurz hinter einem Baum verschwand. In der Zwischenzeit versuchte das Tier, es handelte sich hierbei um eine dreijährige Haflingerstute, auf besagter Bank Platz zu nehmen. Mit durchschlagendem Misserfolg. Die Holzlatten brachen allesamt entzwei, die Stute stürzte rücklings in den Bachgraben, blieb jedoch auf wundersame Weise unverletzt. Kasimir Rüdisüli, der zufälligerweise des Weges kam, beobachtete die Szene und eilte dem verdutzten Reiter zu Hilfe. Dieser aber wollte nichts von Rüdisülens Hilfe wissen, züchtigte sein Pferd, stieg auf und galoppierte davon. «He! Halt! Hier geblieben!», rief Rüdisüli Ross und Reiter hinterher. Vergeblich.

Kasimir Rüdisüli meldete den kavaleristischen Vandalenakt umgehend dem städtischen Tiefbauamt. Dieses wiederum erstattete Anzeige gegen unbekannt. Anderntags machten sich zwei Angestellte des Werkhofs mit dem Unimog auf ins Mühletobel, montierten die zerborstenen Bretter ab und verschwanden wieder. Fünf Tage später wurde die Thurgauer Kantonspolizei fündig. Egon Raflaub, ein Neureicher aus dem Züribiet mit eigenen Stallungen etwas ausserhalb von Frauenfeld, hatte die defekte Bank zu verantworten. Nebst den Kosten für die Instandsetzung wurde ihm eine Busse von 800 Franken für Reiterflucht auferlegt. Doch Krösus Raflaub lehnte jegliche Schuldanerkennung ab und schaltete seinen Anwalt ein.

Seither ist ein beispielloser Rechtsstreit zwischen der Stadt Frauenfeld und Egon Raflaub im Gange. Und solange die Causa nicht erledigt ist, wird die Stadt das Bänkli nicht wieder instand setzen, liess ein Regierungssprecher gegenüber den Medien verlauten. Das Tiefbauamt hat, auf Geheiss des zuständigen Amtsvorstehers, in der Zwischenzeit ein Verbotsschild für Pferde aufgestellt. Zu spät, wie ich meine.

5. Januar 2015

Lange Tradition

Wir befinden uns in der Männerabteilung des Gasthaus zum Freihof in Schmidrüti im schönen Tösstal, Kanton Zürich. Gut 200 Meter von hier befand sich während des Kalten Krieges und darüber hinaus eine streng geheime Flugabwehrfestung der Schweizer Armee. Jaja, man glaubt es kaum.

Der Freihof kennt eine lange Geschichte. Die Wirtschaft wird seit 1711 von der Familie Furrer geführt – mittlerweile in der zehnten Generation. In der Küche dient ausschliesslich ein Holzherd von 1885. Grosser Beliebtheit erfreut sich jeweils die traditionelle «Metzgete». Alleine das lange Gebäude mit dem karmesinroten Fachwerk ist eine Augenweide.

4. Januar 2015

Zu Fuss auf einem der Wege nach Rom

Georg Haas, Zu Fuss vom Bodensee nach
Rom, WAP-Verlag, Niederkassel, 2000,
vergriffen
Beinahe 1400 km legte der über sechzigjährige Deutsche Georg Haas in den Jahren 1990–1995 per Pedes zurück. Entstanden ist dabei ein Wanderlesebuch, das Haas‘ Fussreise von Konstanz am Bodensee nach Rom beschreibt und dokumentiert. (Siehe auch das Buch von Karin Baseda-Maass. Dieses berichtet über eine Wanderung auf dem Fernwanderweg E1 von Norddeutschland bis an den Bodensee. Georg Haas‘ Buch stellt nun gewissermassen die Fortsetzung dieser Route dar.) Der Autor legte dabei die Strecke in 10 Teiletappen zurück, die er sprachlich und inhaltlich korrekt, jedoch literarisch nicht gerade innovativ wiedergibt. Beeindruckend, wie Haas sich als Solowanderer durch die italienischen Lande schlägt, immer wieder neue Begegnungen und Bekanntschaften macht und sich so – mit mehr oder weniger Erfolg – die oft ungenügend oder nicht vorhandenen Weginformationen einholt. Interessant auch, wie Haas das Transportproblem im Ligurischen bzw. Toskanischen Apennin löst. So sind es die Erlebnisse mit Einheimischen, die dieser Wanderbericht wertvoll machen und einem einmal mehr die Hilfsbereit- und Gastfreundschaft unserer südlichen Nachbarn vor Augen führen.

Obwohl der Autor am Ende seines Vorhabens eine Generalaudienz beim Papst in Anspruch nimmt, und sich vom Osservatore Romano und Radio Vatikan interviewen lässt, handelt es sich bei Haas nicht um einen Pilgerwanderer im eigentlichen Sinne. Diesen Eindruck erhält man zumindest beim Lesen. Aber wer weiss, was sich jeweils «hinter den Kulissen» von Wanderern abspielt?

2. Januar 2015

Klein-Japan in Aarau

Die nachfolgende Studie ist in den Kellergewölben am Rande der Aarauer Altstadt entstanden. Darüber befindet sich das Japan-Restaurant Imada meines ehrenwerten Bloglesers, gelegentlichen Mitwanderers und Restaurant-Besitzers H.U. Wie der Abort, so die Küche: Mit viel Liebe und Raffinesse gestaltet. Das Auge isst bekanntlich mit, egal ob im EG oder UG. Den Besuch des Imada lege ich hiermit meiner Leserschaft wärmstens ans Herz.