23. Oktober 2020

Gastlosen

Walther Kauer: Gastlosen, Fischer,
Münsingen, 1986
In «Gastlosen spielen ein Lied und damit zwei Personen eine Rolle, die wohl jedem Schweizer ein Begriff sind: das «Vreneli ab em Guggisbärg» und dessen Liebhaber «Simes Hansjoggeli ännet em Bärg». Dieser Stoff dient Kauer aber bestimmt nicht zu einem Heimatroman. Vielmehr sucht er wieder den Menschen und sein geschichtliches Schicksal vor dem Hintergrund eines vielleicht sogar gedankenlos gesungenen Liebesliedes. Welche gesellschaftlichen Verhältnisse haben denn die beiden gehindert, zusammenzukommen?

Kauer findet die überraschende Erklärung. Eine ebenso spannende Rahmengeschichte bildet die literarische Klammer des Werkes: Fabian Kessler, ein Schriftsteller, hat sich mit seiner Familie in ein Dorf zurückgezogen. Dieses lebt scheinbar ruhig dahin. Plötzlich fallen dem Schriftsteller seltsame Ereignisse und seltsame Menschen auf: ein alter Vagabund, hinter dessen trottelhaftem Benehmen mehr steckt; saubere Behördenmitglieder , die Ihren Vorteil zu nutzen wissen; eine Witwe in mittleren Jahren, die sich in einen Ausländer verliebt, der den Erben der Witwe im Wege steht. Und dann der Freitod der Witwe in einem Wohnblock, was erst nach einigen Wochen entdeckt wird.

Dazwischen die Geschichte vom Vreneli, die den Schriftsteller nicht loslässt. Sein Entschluss, aus diesem Stoff mit seinem Freund einen Film zu machen, seine Recherchen – alles das verwebt sich zu einem dichten Netz, in dessen Maschen sich der Schriftsteller beinahe verfängt.

Den brisanten Stoff hat Walther Kauer zu einem brillanten Buch verarbeitet. In diesem fehlen – wie immer bei Kauer – weder die feinen Zwischentöne noch der zuweilen handfest-derbe Humor. Besonders aber kommt in diesem Werk die Liebe des Autors zu seinem Bernerland zum Ausdruck.
(Klappentext)

BE: Schwarzenburgerland FR: Murten

Dieses Buch ist im Buchantiquariat von Wanderwerk erhältlich (Rubrik «Belletristik»).

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