John Frédéric Vuilleumier: Die dreizehn LIebhaber der Jeannette Jobert, Büchergilde Gutenberg, Zürich, 1943 |
Vuilleumier verfasste Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Hörspiele. Während seine frühen Werke von seinem justizkritischen Engagement und der Sympathie für die Opfer eines repressiven Strafvollzugs geprägt sind, schrieb Vuilleumier später in betont sinnenfroher Weise über Themen aus der Schweizer Provinz, insbesondere des (Berner) Jura, wo er während des Zweiten Weltkriegs in Renan, dem hintersten Dorf des Vallon de St-Imier, lebte.
Es erstaunt deshalb nicht, dass der Autor einige seiner Romane in dieser einst von der Uhrenindustrie und heute noch von der Landwirtschaft geprägten Gegend ansiedelte. So auch die vorliegende Geschichte «Die dreizehn Liebhaber der Jeannette Jobert», die kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges spielt. Hierbei beschreibt Vuilleumier einerseits das harte Leben in dem von Wäldern und steilen Flanken umgebenen Tal. Er schaut den Menschen tief in die Seele, schreibt von Fehden und zerstrittenen Familien, von Neid und Missgunst, von den armen Teufeln in einem ausserhalb des Dorfes gelegenen Heim. Und mittendrin ist die frivole Jeannette Jobert, eine arbeitsame Magd, die keine Scheu vor den Männern zeigt. Diese wiederum sind von der leiblichen Freigiebigkeit der jungen Frau sehr angetan.
Es kommt, wie es kommen muss, wenn ein Weibsbild innert kurzer Zeit dreizehn flüchtige Liebhaber ihr eigen nennt: Jeannette wird schwanger. Nun wird sie deswegen nicht etwa ausgestossen, ganz im Gegenteil! Dennoch bleibt die Frage nach dem leiblichen Vater. Drei der neun scheiden aus, da sie kürzlich gestorben sind (Mord inklusive), der vierte käme zwar in Frage, hat aber bereits das Weite gesucht. Der Gemeindepräsident ist es, dessen Sohn auch zum Vaterschaftskreis gehört, dem die zündende Methode zu Ohren kommt, wie sich der Zeuger ermitteln lässt: mittels Ermittlung der Blutgruppe. Und so fährt eines schönen Frühlingstages ein mit neun Männern, der Mutter mitsamt Bébé und dem Gemeindepräsidenten bestückter Kutschenwagen in feierlicher Laune ins Spital von Biel. Doch weil Blutproben noch lange keiner DNA-Bestimmung gleichkommen, muss die Reisegesellschaft ohne zählbares Ergebnis die Rückreise ins hinterste St. Immertal antreten … Wie die Geschichte endet, sei hier freilich nicht verraten.
BE: Oberes Vallon de St-Imier, Renan, St-Imier, Biel, angrenzende Freiberge
Widmung des Autors auf dem Schmutztitel des besagten Buches. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen