21. September 2020

Patriarchen

Alex Capus: Patriarchen, Knaus, München,
2006
Am 12. Dezember 1886 notiert Julius Maggi, Betreiber einer Mühle und seit Jahren mit Experimenten für gesunde Fertigkost befasst, das Rezept für ein Bouillon-Extrakt. Dieses Rezept blieb bis heute unverändert, ist streng geheim und wurde als Maggi-Würze weltberühmt. Alex Capus folgt Julius Maggi von den Anfängen als unermüdlich arbeitender Unternehmer bis zu seinem kurzen Lebensabend in den Armen einer schönen Pariserin. Er erzählt, wie aus dem Frankfurter Heinrich Nestlé der Schweizer Henri Nestlé wurde, und was ein paar schicke Pariser Damenstiefelchen, die Carl Franz Bally 1850 seiner Frau von einer Geschäftsreise mitbrachte, mit dem Bau der weltweit grössten Schuhfabrik zu tun haben. Der Bankier Johann Jacob Leu, der Uhrmacher Antoine Le Coultre, Heilmittelhersteller Fritz Hoffmann-La Roche oder der Chocolatier Rudolf Lindt – sie alle waren ungestüm, hartnäckig und weltoffen. Sie hatten einen Instinkt für Veränderungen, verschrieben ihr Leben einer Idee und liessen sich weder von Zweifel noch Misserfolg aufhalten. Gemeinsam war ihnen die Abneigung gegen jede Art von Grenzen, seien es familiäre, gesellschaftliche oder politische.

Alex Capus erweist sich auch in diesen feingeschliffenen, pointierten Lebensgeschichten als glänzender Erzähler. Er schildert hintersinnig, humorvoll, anschaulich, changiert gekonnt zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Bedingungen, unternehmerischen und menschlichen Abenteuern. Es entsteht das Panorama einer Epoche, in der Freiheit, Neugier und Mut über Unfreiheit, Denkverbot und Kleinmut triumphierten. (Klappentext)

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