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Ingeborg Kaiser: Die Puppenfrau, orte-Verlag, Zürich, 1982 |
Die Frau als Besitz- und Vorzeige-Objekt: das ist eines der Hauptthemen dieses Buches. Pupa verliert nicht nur an Leben im Eigenheim-Glück, sie vereist buchstäblich, in Räumen der Kälte, sieht sich von Einsamkeit und Wölfen umstellt. Doch die Erkenntnis, dass sie im Eis ihres Umfeldes mehr und mehr einfriert, wird möglicherweise zur Voraussetzung, Leben zu gewinnen. In Gedanken wird immer wieder durchgespielt, was war und ist und wie sehr Hoffnungen und Sehnsüchte zertrümmert wurden, die einmal das Mädchen Pupa begleitet haben. Ingeborg Kaiser, die mit dem Roman «Die Ermittlung über Bork» bereits ein eindrückliches Zeugnis über das monotone Schicksal einer Hausfrau vorgelegt hat, geht diesmal noch weiter: Ohne mit feministischen Vokabeln aufzuwarten – schliesslich sind zwei Menschen beteiligt, wenn Ehe beschlossen wird –, stellt sie gnadenlos jene erbärmliche Existenz bloss, die heute von vielen gelebt wird; versichert ist alles, nur Freude kommt niemals auf. Die Menschen erkalten, bevor die Spanne Zeit abläuft, die jeder von uns hat. «Die Puppenfrau» könnte manchen «Eingeeisten» zum Ausstieg bewegen. (Klappentext)
Moors Fazit: Ein vor femininem Selbstmitleid triefender Text, bestehend aus verstörenden Fragmenten, die dem Leser einiges an Grübelarbeit abverlangen, um einigermassen klaren Kopfes aus dem literarischen Schlamassel hinauszufinden. Der Roman erschien 1982, zu diesem Zeitpunkt war die Autorin 52 Jahre alt. Immerhin darf heute festgehalten werden, dass sich in der Genderfrage einiges zum Guten gewendet hat, zumindest in der westlichen Kultur. Unter diesem Gesichtspunkt, dürfte Ingeborg Kaisers Machwerk für literarisch intetessierte Soziolog/-en/-innen mit dem Hang zur Sozialhistorie von einem gewissen Intetesse sein.
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