Klaus Schilling: 75 Jahre Rebbaugenossenschaft Spiez, Weber Verlag, Thun, 2003 |
Unser Rebberg verändert sich sehr schnell. Tagtäglich verändern das Licht und die Temperaturen einen Rebberg. Bei Regentagen lassen auch die Reben die Unlust erkennen. Jede Jahreszeit zeigt ein eigenes, einzigartiges Fotosujet. Unser Rebberg verändert sich.
In den 16 Jahres meines Arbeitens habe ich zusammen mit dem Team mehr als die Hälfte des Rebberges umgestaltet. 16 Jahre ist mehr als die Halbzeit einer produktiven Zeit eines Rebstockes. Jede Parzelle, die wir ausgerissen haben, wurde neu gestaltet. Die Traktorengängikeit wurde zur neuen Architektur einer herrlichen Landschaft. Viele Parzellen wurden terrassiert und mit horizontalen Rebreihen bepflanzt.
Unser Rebberg verändert sich. Viele Mauern wurden neu aufgebaut. Manchmal ersetzt, hie und da sogar etwas verschoben. Auch neue Mauern haben wir erstellt um die Befahrbarkeit zu verbessern. Und so wird weiter jede Parzelle nach 25–30 Jahren ersetzt, neu geplant und mit jungen Rebstöcken bepflanzt. Der Rebberg wird sich immer wieder verändern.
Beim Durchsehen der Fotos für dieses kleine Büchlein empfand ich eine tiefe Dankbarkeit für die Pionierleistung unserer Vorfahren. Sie haben ein grosses Projekt begonnen und durchgezogen. Gegen den Ruf des sauren Spiezers . Gegen die Expertenmeinung der Berater. Gegen die Wildnis der überwachsenen Hänge oberhalb von Spiez. Die Fotos zeigen die Knochenarbeit der angestellten Arbeiter, wie sie die Wurzeln entfernen mussten. Felsen wurden gesprengt. Steine abgetragen und hinter neuen Mauern entsorgt. Erde wurde hingekarrt und in Strohhutten den Berg hinaufgetragen. Mit grosser Sorgfalt wurden die Rebstöcke gepflanzt und gepflegt.
Beeindruckt hat mich auch der Stolz dieser Rebfreunde, wenn sie Besucher und Freunde durch den Rebberg, durch ihren Rebberg führten. Und auf vielen Fotos ist erkennbar, dass die Arbeit wohl sehr streng war, die Hetze der heutigen Zeit aber noch unbekannt. Volkstänze mit den Winzerinnen und weinselige Runden im oberen Rebhaus haben das strenge Tagwerk beendet. Wie mancher Spiezer Giel hat in den Reben gearbeitet? Viele Gesichter sind bekannt. Viele aber sind kaum mehr zuzuordnen. Diese Gesichter schrieben Geschichte des heutigen Rebbaues. Nach 75 Jahren schauen wir beeindruckt zurück auf diese Pioniertat und bedanken uns für eine herrliche Landschaft in der wir arbeiten dürfen. Viel Vergnügen beim Gang durch die Geschichte der Veränderungen im Spiezer Rebberg. (Vorwort von Klaus Schilling, dem damaligen Rebmeister)
Dieses Buch ist im Buchantiquariat von Wanderwerk erhältlich (Rubrik «Diverse»).
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