10. Juni 2020

Am Rande einer kleinen Stadt

Walter Hottiger: Am Rande einer kleinen
Stadt, Friedrich Reinhardt, Basel, 1950
Walter Hottiger führt uns diesmal mitten ins Geschehen von heute. Am Rande einer kleinen aufstrebenden Stadt liegt der heimelige Gasthof, und zu ihm gehört eine gefreute Landwirtschaft. Der Sonnenwirt und Grossrat Vonflüh ist ein Mann von altem Schrot und Korn, und er weist das Angebot eines Baumeisters, ihm für das Land eine Million zu bezahlen, um darauf Spekulationsbauten zu errichten, kalt lächelnd zurück. Anders sein Sohn, der nach einem Autounfall des alternden Vaters Gasthof und Landwirtschaft übernimmt und letztere verkauft. Die Million kommt ins Rollen und greift ins Schicksal dieser Menschen tief ein. Im Gegensatz zum Gasthof zur Sonnestehen die Bauersleute vom Bifang. Auch auf ihr Schicksal wirft die Million, vor allem auf das der Tochter Lena, schwere Schatten; aber es wird hier am Alten festgehalten. In dieser Lena, die ihr Leben immer wieder selbstlos und ohne Aufsehen in den Dienst der andern stellt und auf eigene Wünsche verzichtet, ist Walter Hottiger eine ganz prächtige Frauengestalt geraten. – Der überaus handlungsreichen, bewegten Erzählung fehlt es auch nicht an gesundem Humor und gütigem Verstehen. (Klappentext)

Im Aargau, in der Gemeinde Oftringen liegt, zurückgeschoben in ein enges Tal, eingebettet zwischen dem Engelberg und der Hohwacht, die Winterhalde. Dort wurde am 3. März 1902 der Baurnsohn Walter Hottiger geboren. Er lernte in seiner Jugend das einfache, gesunde ländliche Leben kennen und lieben und ist ihm bis heute verbunden geblieben, obschon ihn das Leben weit in die Welt hinausführte und er auch nicht Bauer geworden ist.

Er besuchte vielmehr in Deutschland ein Seminar, hielt sich drei Jahre dort auf, war dann in Italien, Griechenland und Ägypten, auch in Palästina. Aber die Ferne lehrte ihn die Heimat nur heisser lieben. Er lebte dann lange Zeit in der Haltenegg ob Thun und wirkte dann in Aarburg als Redaktor einer Familienzeitschrift.

Jahrelang hatte er geschrieben, ohne den Versuch zu wagen, etwas zu veröffentlichen, bis ihm eines Tages Rudolf von Tavel dringend riet, seine «Erzählung vom Hubelhof» einem Verleger anzubieten. Sein schriftstellerisches Bemühen zielte darauf ab, das bäuerliche Leben in seiner schlichten Geradheit zu schildern, wie er es in seiner Jugend kennen gelernt hatte. Stets hob ein Klingen in seinem Gemüt an, wenn er sich erinnerte, wie er daheim am Lauterbach die Kühe hütete, und wies ihm seine Berufung, das Landleben in all seiner naturverbundenen Schönheit, seiner einfachen, klaren und harten Wahrheit zu schildern. Walter Hottiger starb am 12. Oktober 1971.

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