11. Januar 2021

Claudio im Tessin

Rita Peter: Claudio im Tessin, Flamberg,
Zürich, 1973
Ist dies jene von den einen ersehnte, von den andern verspottete «heile Welt», die Rita Peter mit ihrer warmherzigen Erzählung vom Tessiner Jungen Claudio heraufbeschwört?

Ja und nein! Gewiss erlebt hier ein in seinem Wesen noch unversehrter junger Mensch in ursprünglicher Natur und in geschlossenem Dorfkreis sein unscheinbares Dasein. Hier fühlt er sich geborgen, hier möchte er sogar bleiben. Denn wo die Ablenkung und Verlockung der Aussenwelt fehlt, können Tages- und Jahreslauf, können die stillen Begebenheiten in überschaubarer Nachbarschaft umso intensiver erfahren werden. Und doch. spielt auch Befremdendes mit ein: Menschen sind hart und stumpf geworden im kleinräumigen Einerlei. Andere haben die Weite gesehen und tragen die Erinnerung' als bedrängende Sehnsucht in sich.

Und schliesslich nimmt Claudio zu allem noch eine seltsame Gegenläufigkeit wahr. Warum kommen Feriengäste von weit her ins Dorf, bergen sich vor der Hetze ihrer Existenz in der Stille, während doch Claudios Jugendgenossen gerade in jene betörende und gefährliche Welt hinausstreben?

Mit dieser schönen Erzählung hat Rita Peter gleichzeitig ein Jugend- und Erwachsenenbuch gestaltet. Die jungen Leser werden die kleinen und doch bedeutsamen Abenteuer und Entdeckungen Claudios begierig miterleben. Die erwachsenen Leser aber werden darin eine Fülle tiefer menschlicher Wahrheiten finden. Für jeden Freund des Tessins aber ist dieses Buch ein besonderes Geschenk.
(Klappentext)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen