18. Oktober 2015

Grenzgeschichten

«Die Schweiz hat in den letzten Jahrhunderten drei bedeutende Pädagogen hervorgebracht. Im 18. Jahrhundert war es Jean-Jacques Rousseau, im 19. Jahrhundert Heinrich Pestalozzi und im 20. Jahrhundert Hans Zulliger», verkündete 1993 Reinhard Fatke, Professor für Pädagogik an der Universität Zürich, in seiner Gedenkrede zum 100. Geburtstag von Hans Zulliger.

Der 1893 in Biel-Mett geborene Volksschullehrer, Psychotherapeut und Schriftsteller, Hans Zulliger, war von 1912 bis 1959 Dorfschullehrer in Ittigen bei Bern. Während dieser Zeit hat er die Schule massgeblich geprägt. Manch interessantes Angebot gelang in dieser Zeit an ihn. Er hat alle abgelehnt und blieb seinem «Laboratorium», der kleinen Dorfschule Ittigen, fast ein halbes Jahrhundert treu. Hans Zulliger war unter anderem durch Oskar Pfister mit der Psychoanalyse von Sigmund Freud in Berührung gekommen. Er versuchte, die von ihm gewonnenen Erkenntnisse auf den Schulalltag zu übertragen. Dadurch wurde er zum Pionier der Kinderpsychologie. Zulliger verstarb am 18. Oktober 1965 – also vor genau 50 Jahren – in Ittigen, wo man 1969 den nordwestlichen Teil der Asylstrasse zu seinen Ehren in Zulligerstrasse unbenannt hat. Das Erbe des gebürtigen Bielers lebt auch im Ausland weiter. In Deutschland existieren gleich mehrere Hans-Zulliger-Schulen, so unter anderem in Mannheim oder in der Nähe von Kaiserslautern.

Hans Zulliger: Joachim bei den Schmugglern,
Francke Bern, 1936
Das schriftstellerische Anliegen Zulligers galt dem Erhalt der Berner Mundart. Als Volkserzieher schrieb er zahlreiche Jugendbücher und war 22 Jahre lang Redaktor der Eltern-Zeitschrift. Zulligers zahlreiche jugendpsychologische und pädagogische Publikationen wurden in 13 Sprachen übersetzt und machten ihn weit über die Schweiz hinaus bekannt. Er verfasste indes auch Jugendromane in hochdeutscher Sprache. Zwei davon zieren meine Bibliothek: Joachim bei den Schmugglern, und Joachim als Grenzwächter.

Aus Joachim, der sich mit den Schmugglern am Simplonpass herumtreibt, wurde ein Grenzwächter. Ein äusserst sympathischer, tüchtiger Bursche, der im Gebiet des Splügenpasses die nicht leichte Aufgabe hat, eine gefährliche Schmugglerbande und ihre gerissenen Helfershelfer zu fangen und zu entlarven. Die Geschichte liest sich mit Spannung, trotzdem ihr Gang durch Sagen und Berggeschichten immer wieder unterbrochen wird. Unendlich viel erfährt man von all den Menschen und ihren Schicksalen, von List und verwegenem Spiel, von Not und Unglück, das sie auf absonderliche Wege bringt und sie schließlich doch der Gerechtigkeit in die Arme treibt.

Schauplätze «Joachim bei den Schmugglern»
VS: Gabi, Gondo, Zwischbergental, Laggintal, Alp Bedemje, Alpe Bugliaga, Alp Possette, Alp Waira, Businpass, Furgge, Monscerapass, Zwischbergental

Schauplätze «Joachim als Grenzwächter»
GR/I: Splügenpass

Hans Zulliger: Joachim als Grenzwächter, Francke, Bern, 1948. Die Abbildung zeigt die schön gestaltete innere Umschlagseite mit den Schauplätzen.

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