Leslie Stephen: Der Spielplatz Europas, Amstutz, Herdeg & Co. Zürich/Leipzig, 1942 |
Die englischen Berg-Pioniere brachten die Naturbegeisterung auf ein allgemein verständliches und gesundes Mass zurück. Sie waren es, die die «alpine Literatur» schufen. Diese klassischen englischen Bücher über Gebirge und Bergsteigen sind wirklich Literatur im besten Sinn, sie behalten ihren Wert, sie sind heute so interessant und lesenswert wie je. Daneben sind sie «Abenteurerbücher»; ihre innere Wahrhaftigkeit, die Spannung der Geschehnisse und ihre echte Begeisterung sichern den best en von ihnen einen Platz in der Literatur.
Mit an erster Stelle steht hier Leslie Stephen mit seinem «SPIELPLATZ EUROPAS». Er war der erste, der bewusst und absichtlich auf jede wissenschaftliche Verbrämung in seinen Bergschilderungen verzichtete. Er gab nur «Fahrtbericht», «Impression» und «philosophische Betrachtung». Das konnte er tun, weil er eine einmalige und glückliche Mischung war von Literat, Denker, Künstler und Bergsteiger. Er war Theologieprofessor in Cambridge und machte sich als Mitarbeiter der «Saturday Review» und später als jahrelanger Redaktor des «Cornhill Magazine», das durch ihn zu grosser literarischer Bedeutung gelangte, sowie als Verfasser zahlreicher philosophischer und anderer Werke einen bedeutenden Namen im angelsächsischen Schrifttum seiner Zeit.
Es mag hier interessieren, dass seine erste Frau eine Tochter von Thackeray war und eine seiner Töchter die jüngst verstorbene, bekannte Romanschriftstellerin Virginia Wolf. Er selbst schreibt einen glänzenden Stil, voller Humor und Witz, oft satirisch und ironisch, aber auch voll Selbstironie – und niemals boshaft und verletzend. In der «goldenen Zeit » des Alpinismus gelangen Stephen eine grosse Reihe glänzender Neutouren (Monte della Disgrazia, Überschreitung von Jungfraujoch und Fiescherjoch, Bietschhorn, Blümlisalp, Rothorn, Jungfrau vom Rottal, Lysskamm von Westen, Schreckhorn, Mont Mallet, Überschreitung vom Col des Hirondelles etc.).
Seine Berichte darüber lesen sich heute noch so frisch wie einst. An Einfühlung in die Bergwelt, an feinen Beobachtungen, an sprachlichem Können und Kunst der Darstellung kommen ihm wohl nur wenige – wenn überhaupt jemand – gleich. «DER SPIELPLATZ EUROPAS» lenkt den Blick wieder auf die geistigen Werte des Bergsteigens im Gegensatz zum modernen «Betrieb» mit seiner übertriebenen Anwendung technischer Hilfsmittel und seiner Rekordsucht. (Klappentext)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen