29. August 2020

Stock und Stein

Jarle Sänger: Stock & Stein, Bastei Lübbe, Köln, 2018
Warum ist der froststarke Januar ein idealer Monat zum Wandern? Was hält das heimische Naturkino im März, Mai oder im Oktober an Attraktionen bereit? Welche Touren machen auch mit kleinen und großen Kindern Spass? «Stock & Stein» ist ein Wanderbuch für das ganze Jahr. Es erstellt Attraktivitätsprofile für Regionen und klimatische Besonderheiten, empfiehlt Wanderrouten und die passende Ausrüstung, stellt kulinarische Köstlichkeiten am Wegrand vor, wirft einen Blick auf Flora und Fauna, gibt Gesundheitstipps und erzählt abenteuerliche Geschichten aus unserer Natur. (Klappentext)

Der Autor, Jarle Sänger, 1984 in Bonn geboren, ist schon seit seiner frühesten Kindheit Wanderer aus Leidenschaft. Bereits als Knirps eroberte er zusammen mit seiner wanderverrückten Familie die Berge Europas. Später machte er sich als freiberuflicher Journalist selbstständig und gelangte so, neben aufweckenden, ermutigenden und witzigen Erlebnissen auf seinen Wanderungen, auch zu spannenden Einblicken hinter die Kulissen der deutschen Wanderbranche.

Moors Fazit: Schön und erstaunlich zugleich, dass trotz den Tausenden von Wanderwebsites, -blogs, -tests und -filmchen auf Youtube immer noch Bücher geschrieben werden, die sich mit den Wanderbasics befassen. Der ansprechend gestaltete Band richtet sich hauptsächlich an die Leserschaft in Deutschland. Für in der Schweiz beheimatete Interessenten lohnt sich der Blick ins Buch dennoch, alleine deshalb, um einmal mehr festzustellen, dass wir hierzulande vermutlich über das weltweit am besten organisierte Wanderwesen verfügen. Diese Tatsache soll freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Wandern überall und zu jeder Zeit möglich ist, sofern der Wanderlustige sich selber zu helfen weiss. Ein Kapitelchen zum Thema «Wandern und die Gesundheit» hat mir besonders gut gefallen, weshalb es hier ungekürzt wiedergegeben sei:

Dass Wandern gesund ist, weiss doch jedes Kind. Schliesslich macht gesundes Zeug nie Spass und lecker ist es auch nicht. Doch was genau macht Wandern eigentlich mit uns? Und was sind die positiven Einflüsse des Wanderns auf unsere Gesundheit? Zeit, das mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, und wenn es nur zur Bestätigung der eigenen Wanderleidenschaft dient. Andere Ehen und Gelübde werden schliesslich auch immer mal wieder aufgefrischt.

Arbeitgeber kann es freuen: Wandern stärkt vor allem das Immunsystem. Wer sich regelmässig im Freien bewegt und sich verschiedenen Wärme- und Kälteeinflüssen aussetzt, der wird seltener krank. Auch die positiven Effekte auf unser Herz- und Kreislaufsystem, unsere Blutfett- und Blutzuckerwerte, unsere Muskeln, Knochen, Sehnen und Bänder vermeiden den regelmässigen Besuch beim Arzt, den wir nach dem Lesen der zwei Jahre alten Brigitte im Wartezimmer in noch schlechterer Verfassung wieder verlassen. Wandern macht uns fitter, leistungsfähiger und stärker. Ausserdem fordert sportliche Betätigung den Schlaf, und guter Schlaf fordert die Gesundheit massgeblich.


Doch nicht nur der Arzt steht auf der Streichliste: Auch Kohlsuppendiät, FDH («Friss die Hälfte»), Diät-Lippenstift (gibt's wirklich) oder Abnehmpillen aus Fernost brauchen Wanderer nicht mehr. 350 Kalorien pro Stunde, die beim leichten Wandern verschleudert werden, sollten der Haxe am Abend entgegenwirken. Geschweige denn Bergtouren, die mit ca. 550 Kalorien in der Stunde auch zwei Haxen plus Schokopudding mit Leichtigkeit egalisieren und Übergewicht effektiv vorbeugen.


Ganzheitliche Gesundheit ist ein Zusammenspiel von Körper und Seele. Und Wandern kümmert sich um beides wie ein echtes Multitasking-Talent. Sanfte Bewegung im Freien entspannt. Wunderschöne Aussichten und Anblicke entspannen. Die Stille der Natur entspannt. Es ist, als sei die Natur ein einziger Wellnesstempel. Allein die Farbe Grün, die Farbe der Natur, wirkt auf uns Menschen entspannend, löst Stress und hellt unsere Stimmung auf, auch wenn wir im Winter eher Grau und Weiss zu Gesicht bekommen. Und bevor jetzt alle Wintermuffel aufschreien: Sogar leichte bis mittlere Depression kann mit regelmässiger Bewegung präventiv und therapiebegleitend aufs Korn genommen werden. Winterdepression ist keine Ausrede mehr! Das Wundermittel Wandern, es kann den kognitiven Leistungsabbau im Alter sowie den altersbedingten Abbau von Nervengewebe verlangsamen und das geistige Leistungsvermögen steigern. Es kann die Therapie bei psychosomatischen Krankheiten, bei ADHS, ja sogar bei Krebserkrankungen und vielen anderen Krankheitsbildern effektiv unterstützen.


Wandern ist kostenlos und rezeptfrei zu haben. Risiken und Nebenwirkungen? Kaum vorhanden. Nicht mal Arzt oder Apotheker können da weiterhelfen. Unbedingt zu empfehlen.

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