6. August 2020

Barbarswila

Gerold Späth: Barbarswila, Ex Libris,
Zürich, 1989
Den Ort der Handlung «O stilles Kaff! O schmuckes Nest!« kennt der Leser aus Späths Roman «Balzapf» (1977) – damals hiess er auch noch «Spiessbünzen» und «Molchgüllen». Seitdem hat sich der Erzähler in der Welt herumgetrieben und kehrt nun, nach «Commedia» (1980) und «Sindbadland» (1984), heim: «Es ist nicht einfach, jahrelang fort zu sein. Es ist aber auch nicht einfach, nach Barbarswil und doch nicht heimzukommen …»

Eines Morgens trifft er an seinem Heimatort am See ein und beobachtet, nahezu allgegenwärtig, was die einzelnen Bewohner an diesem Tag so treiben. Er erzählt uns unter anderem: Warum Signor Casagrande zwar gekommen ist, um die Jahresmiete einzutreiben, aber keine Wohnung betritt. Warum der Fischer Beck das Fischen vergisst. Weshalb die grosse Hochzeit platzt. Wie der schönen und irren Helen ihr Einkaufsgeld abhanden kommt. Warum der Bademeister Haug so gar nichts für den ertrunkenen Sportfischer Leutenegger tun kann. Was die Flugschüler des Siegfried Tobler über Barbarswil so alles treiben. Weshalb der Apotheker Rüegg jeden Morgen zum Friedhof geht. Warum Britta Amsteg erst ihren Kater erschlägt und dann Geige spielt. Was wie vereinzelte Lebensläufe beginnt, lässt bald das dichte Gewebe von Menschlich-Allzumenschlichem dieser Kleinstadt entstehen, die gar nicht still und auch nicht schmuck ist. Der Erzähler deckt schonungslos auf, was die Feigenblätter in Barbarswilas Stadtwappen nur zu gerne verdecken möchten. Und der Leser hat seinen Spass an diesen Geschichten, die Späth genau, lakonisch und immer auf den Punkt hin erzählt.
(Klappentext)

SG: Rapperswil

Dieses Buch ist im Buchantiquariat von Wanderwerk erhältlich (Rubrik «Belletristik»).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen