Michael Holzach: Deutschland umsonst, Ullstein, 1989 |
Michael Holzach: Deutschland umsonst, Atlantik Verlag, Hamburg, 2015 |
«Im vorletzten Käfig, fast am Ende des langen Ganges, liegt eine hellbraune Promenadenmischung auf dem nackten Beton in der Ecke und beobachtet scheu das Toben ihrer Mitgefangenen, mit eingezogenem Schwanz und angelegten Ohren, die Stirn in Sorgenfalten und am ganzen Leibe zitternd. Die grüne Kennkarte, die an ihrem Zwinger festgemacht ist, gibt spärlich Auskunft über den furchtsamen Häftling: ‹Rasse: Boxermischl.; Geschlecht: rd.; Farbe: br.; Alter: etwa 0,5 J.; Name: unbek.; Heimaufenthalt: seit 1. 4.› Handschriftlicher Zusatz: ‹Mag Autofahren nicht!› – das gibt für mich den Ausschlag.»
Fast wäre die gemeinsame Wanderung, die sich letztlich über fast 2500 km in einem halben Jahr erstrecken sollte, schon bei Hildesheim zu Ende gewesen. Auf einer stark befahrenen Strasse lief Feldmann vor ein Auto und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und eine Platzwunde unter dem linken Ohr, die tierärztlich versorgt wurde.
Am 21. April 1983 ging Michael Holzach mit einer Fernsehredakteurin, die «Deutschland umsonst» verfilmen wollte, am Ufer der Emscher spazieren. Sie wollten Motive suchen und den Schauplatz in Dortmund-Dorstfeld besichtigen, den er im Buch beschrieben hat. Feldmann rutschte an der betonierten Uferböschung aus und fiel ins Wasser, das an dieser Stelle eine starke Strömung hat. Da der Hund sich nicht selbst befreien konnte, sprang Michael Holzach ihm nach, um ihn zu retten. Dabei prallte er mit dem Kopf gegen einen Betonpfeiler, wurde bewusstlos und ertrank. Holzach war zu diesem Zeitpunkt 36 Jahre alt.
Anders als sein Herrchen überlebte der Hund den Zwischenfall. Vier Jahre nach dem Unglück starb Feldmann eines natürlichen Todes. Die Freundin Holzachs, Freda Heyden, begrub ihn in ihrem Garten unter einer Buche. Der Nachwelt erhalten geblieben ist unter anderem Holzachs Buch «Deutschland umsonst», das bereits kurz nach Erscheinen Kultstatus erreicht und ihn seither nicht verloren hat.
Ohne Geld wanderte Michael Holzach (der 1983 tödlich verunglückt ist) durch ein Land, in dem sich alles um Mark und Pfennig dreht. Angewiesen auf seine Füsse, einen «guten Riecher» und die mitleiderregenden Augen seines Hundes Feldmann, schlug er sich sechs Monate durch die Welt der Sesshaften und erlebte die Bundesrepublik Deutschland aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Sechs Monate Landstrasse, nichtalltägliche Begegnung mit deutschem Alltag und mit sich selbst, Abenteuer und Entbehrungen – all das fügt sich im Spannungsfeld von bürgerlicher Welt, Randgruppen und verlorenen Existenzen zu einem einzigartigen und spannenden Reisebericht. (Klappentext Ausgabe Ullstein)
Ohne einen Pfennig in der Tasche wandert Michael Holzach durch ein Land, in dem sich alles um Mark und Pfennig dreht. Angewiesen auf seine Füsse, einen guten Riecher und die mitleiderregenden Augen seines Boxermischlings Feldmann aus dem Tierheim, schlägt er sich durch die Welt der Sesshaften und erlebt die Bundesrepublik Deutschland aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Ein Buch über Wohlstand, über Angst und Bequemlichkeit, über Gastfreundschaft und ihr Gegenteil. (Klappentext Ausgabe Atlantik)
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